Großer Wurf für Wiener Platz Ost gesucht
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Überzeugte durch angenehme Urbanität: Der Siegerentwurf des Hamburger Büros bof architekten wird Grundlage für einen neuen Bebauungsplan.
© Quelle: Anja Schneider
Dresden. Wo gibt es das noch in einer deutschen Großstadt? Drei Hektar Fläche in bester innenstädtischer Lage zum freien Gestalten? Wobei: So frei ist die Gestaltung der Ostseite des Wiener Platzes dann doch nicht. Auf dem Areal zwischen Sidonienstraße, Wiener Straße und Bahndamm gibt es Besonderheiten: Mit dem Siemenshaus und der ehemaligen Reichsbahndirektion stehen der freien Entfaltung Altbauten entgegen, die erhalten und einer neuen Nutzung zugeführt werden sollen. Und das Gelände wird von der Straßenbahntrasse zerschnitten.
Schon 1993 hat die Landeshauptstadt ein städtebauliches Konzept für das Areal erarbeiten lassen, das aber nicht umgesetzt werden konnte. Die Straße wurde unter die Erde verlegt, die Rahmenbedingungen hatten sich damit grundlegend geändert. Im vergangenen Jahr startete das Stadtplanungsamt gemeinsam mit den Miteigentümern der Flächen – der VEM Vermögensverwaltung und dem Bundeseisenbahnvermögen – einen zweiten Versuch. Sieben Architekturbüros wurden um Vorschläge gebeten für die Aufgabe, einen südlichen Innenstadteingang anzulegen sowie den Wiener Platz als bedeutsames Raumelement auszuprägen in der Nord-Süd-Achse zwischen Hauptbahnhof und Albertplatz.
Das Hamburger Büro bof architekten setzte sich mit seinem Entwurf durch. Die Juroren lobten die gute Maßstäblichkeit und meinten, der Entwurf wirke sehr selbstverständlich und angenehm urban. Der Wiener Platz erhalte straßenbegleitende Baumachsen, das Ensemble bilde einen würdigen Abschluss mit angemessener Bebauungsdichte.
Die Jury lobte die überzeugende innere Wegestruktur über die Quartiersinnenhöfe und den Erhalt der Bestandsbauten mit einer großen Nutzungsflexibilität. Allerdings, so kritisierten die Juroren, wirke der Entwurf etwas unruhig. Auf Basis des Siegerentwurfs soll ein neuer Bebauungsplan erarbeitet werden. Dann könnten die Pläne umgesetzt werden, sofern sich Investoren finden.
Denn eines stand schon vor dem Wettbewerb fest: In dieser zentralen Lage mit der Hauptverkehrsachse St. Petersburger Straße und dem nahen Hauptbahnhof wird das Thema Wohnen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Aufgabenstellung schrieb auch vor, ein Hochhaus mit den Hochbauten der Nachkriegsmoderne in der Nähe in Verbindung zu setzen – der kühnste Entwurf des Dresdner Büros rohdecan sieht ein 79,50 Meter hohes Gebäude vor.
Das Freiburger Büro Sacker stellt Riegel parallel zum Bahndamm, die eine Lärmschutzfunktion haben sollen, die meisten Büros haben das Thema Seniorenwohnen sowie die Nähe von Technischer Universität und Hochschule für Wirtschaft und Technik bei den Nutzungskonzepten berücksichtigt. Aber auch ein Hotel, Räume für Existenzgründer, Einzelhandelsflächen und natürlich Büros sind geplant.
Die Wettbewerbsbeiträge sind bis zum 16. März im World Trade Center an der Ammonstraße im Raum des Stadtmodells ausgestellt.
Von Thomas Baumann-Hartwig
DNN