Gespräche über Krebs

Wie viel Ehrlichkeit vertragen Kinder?

Mit Bauklötzen und Puppe Toni: Johannes Wimmer erklärt in seinen Videos die Krankheit auf kindgerechte Art.

Mit Bauklötzen und Puppe Toni: Johannes Wimmer erklärt in seinen Videos die Krankheit auf kindgerechte Art.

Heidelberg. Als Mediziner, Moderator („NDR-Talkshow“) und betroffener Vater ist Johannes Wimmer prädestiniert für ein solches Vorhaben. Doch auch ihm, gesteht er, sei es an manchen Tagen schwergefallen, alle Information aufzunehmen und zu sortieren – so vielschichtig ist das Thema Krebs bei Kindern.

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Herr Wimmer, Sie verwirklichen gerade ein bislang einmaliges Projekt: In einer Serie von 100 Videos für das Hopp-Kindertumorzentrum in Heidelberg erklären Sie alle Aspekte rund um das Thema Krebs bei Kindern. Wie kam es dazu?

Nun, durch die Krebserkrankung unserer Tochter war die Verbindung zu dem Thema schon gegeben.

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Ihre erst neun Monate alte Tochter war 2020 an einem Hirntumor gestorben,  …

… und als ich dann bei der Fernsehgala „Ein Herz für Kinder“ Stefan Pfister traf, den Direktor des Kindertumorzentrums in Heidelberg, wurde uns beiden sofort klar, dass auf diesem Gebiet enorm viel zu tun ist. Es gibt so viel Wissen, das man in Videos vermitteln kann und das möglichst allen, zum Beispiel auch den Großeltern, zur Verfügung stehen sollte, damit man die gemeinsame Zeit in der Familie füreinander nutzen kann und sich nicht stundenlang gegenseitig erklären muss, was medizinisch gerade abläuft. Auch Verwandte und Freunde, die nicht mit auf der Station waren, wollen und sollen ja wissen, was los ist. Außerdem möchte ich die Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal entlasten, die ja gerade ohnehin stark belastet sind.

Verständlich – und, soweit es möglich ist, auch unterhaltsam

Und die Kinder selbst wollen Sie auch erreichen?

Die Kinder und Jugendlichen sind meine Hauptzielgruppe. Für sie sollen die Videos verständlich, aber auch, soweit es möglich ist, unterhaltsam sein und dabei alle Situationen, die ein Kind mit einer Krebserkrankung erfahren kann, abdecken.

Wie viel Ehrlichkeit vertragen Kinder in einer solchen Situation?

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Kinder gehen mit schweren Erkrankungen sehr viel offener und ehrlicher um als viele Erwachsene. Sie sind meist auch sehr viel besser darin, eine neue Lebenssituation zu erfassen und zu akzeptieren. Aber dazu brauchen sie natürlich Wissen. Wenn man sagt: Es steht eine Chemotherapie an, und die hat Nebenwirkungen, dann möchten Kinder und vor allem Jugendliche auch wissen: Was sind denn die Nebenwirkungen? Da ist es sehr wichtig, offen und ehrlich zu kommunizieren. Kinder spüren es, wenn man da nicht ehrlich ist.

„Ich weiß, wie sich diese Situation anfühlt“

Sie sind selbst Mediziner, kennen aber die Situation auch aus eigenem Erleben. Inwiefern fließen Ihre eigenen Erfahrungen in diese Videos mit ein?

Sie sind der wichtigste Grund, diese Videos zu machen. Ich weiß, wie sich diese Situation anfühlt. Während ich die Texte vor der Kamera spreche, sehe ich vor meinem geistigen Auge auch immer wieder Situationen, die wir erlebt haben und die man einfach besser machen kann – aber auch Situationen, die gut und hilfreich für alle Beteiligten waren.

Kinderkliniken sind in einer sehr schwierigen Situation. Wie ist Ihr Appell an die Politik?

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Kinder sind für unsere Gesellschaft das Wichtigste – wenn man das ernst meint, muss man mehr für sie tun, auch mit modernen Mitteln. Na klar wäre es gut, doppelt so viele Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal einzustellen – aber was würde das wirklich ändern? Dann hätte ein Arzt im Schnitt acht anstatt vier Minuten pro Kind. Das reicht eben nicht. Wir brauchen etwas, das auch schon früh zu Hause anfängt, zum Beispiel digitale Sprechstunden und digitale Diagnoseangebote. Die Spitzenmedizin in Deutschland muss mehr nach Hause zu den Menschen.

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