Wieso Männer das Flirtinteresse von Frauen oft falsch einschätzen
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Abgelenkt durch Partystimmung und Outfit: Viele Männer schätzen ihre Chancen falsch ein, weil sie sich zu wenig auf die bewusst von Frauen gesendeten Flirtsignale konzentrieren.
© Quelle: Getty Images/iStockphoto
Männer beurteilen das sexuelle Interesse von Frauen in großen Teilen anhand nonverbaler Signale wie Körpersprache und Mimik, resümieren Forscher um die US-Psychologin Teresa Treat in einer Mitte Dezember in der „Current Directions of Psychological Science“ erschienenen Übersichtsstudie.
Bei der Einschätzung des Flirtlevels in konkreten Situationen spielten aber oft auch andere Dinge eine große Rolle: etwa provokative Kleidung, die wahrgenommene Attraktivität der Frau und die soziale Umgebung, in der sich Frau und Mann beim Kennenlernen befinden.
Sexy Auftreten zeigt nicht unbedingt sexuelles Interesse am Gegenüber
Das kann fatale Folgen für die Ausrechnung der eigenen Chancen haben: Der Fokus auf ebendiese oft fälschlicherweise als Signal wahrgenommenen Eigenschaften führe häufig zu einer falschen Einschätzung seitens des Mannes.
„Es kommt häufiger zu Fehlern, wenn die Signale nicht zusammenpassen, zum Beispiel, wenn eine Frau eine ablehnende Haltung zeigt, aber ihre Kleidung freizügig oder sie selbst attraktiv ist“, schreiben die Wissenschaftler.
Experiment: College-Studenten beurteilten Bilder mit Frauen
Mehrere Experimente belegten diesen Zusammenhang, betonen die Psychologen. So beurteilten männliche College-Studenten anhand von Bildern das seitens 100 verschiedener Frauen kommunizierte sexuelle Interesse.
Das Ergebnis: Selbst wenn die Frauen dasselbe Flirtlevel porträtierten, beurteilten Männer Frauen als interessierter, wenn diese freizügiger gekleidet waren, als attraktiver wahrgenommen wurden oder in einem für das sexuelle Interesse relevanten Kontext waren – wie zum Beispiel auf einer Party.
Signale richtig deuten: Ein Training für Männer?
Wir wissen nicht, ob ein solches Training Echtzeit-Prozesse verändern oder das Verhalten in der realen Welt beeinflussen würde.
Aus „Tracking Men's Perception of Women's Sexual Interest“ (2019)
Die Psychologen sehen die Fehlurteile seitens Männern auch als Gefahr für mögliche sexuelle Übergriffe. Männer, die sich in den Experimenten grundsätzlich eher durch freizügige Kleidung ablenken ließen, empfänden nämlich auch eine sexuelle Aggression gegenüber Frauen als weniger schlimm, schreiben Teresa Treat und Kollegen.
Sie beobachteten, dass ein kognitives Training wie mit den Experimentfotos Männer dazu bringe, die von Frauen gesendeten Signale besser zu verstehen und auseinanderzuhalten. Die Forscher hoffen, dass zukünftige Studien besser bewerten, ob solche kognitive Trainingsmethoden einen Nutzen haben können. Sie könnten beispielsweise genutzt werden, um präventiv gegen sexuelle Missverständnisse und sexuelle Aggression gegenüber Frauen vorzugehen.
Bislang wurden die Effekte aber nur anhand von Bildern in Experimenten festgestellt – und nicht in echten Situationen. „Wir wissen nicht, ob ein solches Training Echtzeit-Prozesse verändern oder das Verhalten in der realen Welt beeinflussen würde“, räumen die Forscher ein.