Warum Konflikte nicht vor den Kindern ausgetragen werden sollten und wann es doch sinnvoll ist
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Auch wenn Eltern getrennte Wege gehen, sollten sie sich um ein faires Miteinander bemühen, damit die Kinder nicht mehr als nötig unter der neuen Situation leiden müssen.
© Quelle: Silvia Marks/dpa-tmn
Es ist durchaus in Ordnung, Meinungsverschiedenheiten auch im Beisein der Kinder zu haben. Kinder erleben das jeden Tag mit Geschwistern, im Kindergarten, in der Schule. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Wenn konfliktträchtige Themen mit guter Kommunikation und liebevoll gelöst werden, können Kinder davon auch lernen. Keineswegs sollte man aber voller Wut und Hass vor den Kindern streiten. Da ist es wirklich wichtig, derart emotionale Konflikte nicht im Beisein der Kinder zu lösen.
Dennoch sollten Eltern eine gemeinsame Erziehungslinie haben. Es sollte nicht einer der „gute Elternteil“ und der andere der „böse“ sein; vor allem wenn letzterer unter Umständen gar nichts davon weiß. Beide sollten emotional ansprechbar sein, auch wenn das Kind mal Zoff mit dem anderen hat.
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Christian Hemschemeier ist Paartherapeut in Hamburg und Experte in Sachen Dating, Partnerschaft und Liebe.
© Quelle: Privat/Patan
Kinder bei Konflikten nicht vorschnell mit ins Boot holen
Wenn eine Beziehung wirklich ins „Schwimmen“ gerät, sollten natürlich die Kinder nicht mit ins Boot geholt werden, bevor nicht definitiv klar ist, in welche Richtung es geht. Falls eine Beziehung eine On/Off-Dynamik hat (also mehrfaches Trennen und wieder zusammenkommen), sollte man die Kids definitiv nicht in diese Dynamik hereinziehen. Überhaupt heißt On/Off oft, dass ein Paar nicht miteinander kompatibel ist. Und braucht es wirklich mal eine Auszeit als Paar, sollten Eltern sich bedeckt halten. Es sei denn, die Kinder fragen direkt danach - dann gilt es zu überlegen, ob man sie anlügen will.
Wichtig ist auch, immer wieder zu betonen, dass man die Kinder liebt und dass die Paarprobleme nichts mit ihnen zu tun haben.
Wenn man wirklich ein belastbares Ergebnis hat, das vielleicht in ernsthaftere Dinge wie eine Trennung oder Ähnliches führt, wird man die Kinder natürlich einbeziehen müssen. Da diese Gespräche möglicherweise die schlimmsten sein können, die man im Leben führen muss, ist es oft ein guter Rat, sich vorher etwas Hilfe zu holen.
Kindern nehmen sich als das Problem wahr
Denn: Grundsätzlich sollten (komplexe) Dinge altersgerecht erklärt werden. Wichtig ist auch, immer wieder zu betonen, dass man die Kinder liebt und dass die Paarprobleme nichts mit ihnen zu tun haben. Tatsächlich denken das viele Kinder. Wenn es wirklich um spürbare Veränderungen für die Kinder geht, sollten ihnen diese ebenfalls in einfachen Worten altersgerecht erklärt werden. Keinesfalls sollte man in schwierigen Gesprächen selber die emotionale Fassung verlieren. Es ist wie im Flugzeug: Wenn die Flugbegleiter relativ cool sind, nehmen es viele Passagiere auch lockerer hin, dass das Flugzeug gerade durchgestartet ist oder heftige Turbulenzen zu erwarten sind. Wenn aber die Flugbegleiter selber weinen würden .... Nun ja, das wäre nicht gut.
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Insofern sollten Eltern ihre eigenen emotionalen Ausbrüche an anderer Stelle auffangen lassen. Es ist auch hilfreich, keinerlei „Erwartungen“ zu haben wie Kinder auf schwierige Informationen reagieren. Es kann durchaus passieren, dass die Reaktion viel kleiner ausfällt als gedacht. Gerade dann sollte man den Kindern nicht versehentlich „einreden“, dass sie „tief innen drin“ doch viel aufgewühlter sein müssten.
Bloß keine Manipulationen
Ein guter Tipp kann auch sein, andere erwachsene Vertrauenspersonen von Kindern, wie zum Beispiel Paten, mit hinzuzuziehen.
Insgesamt sind Kinder wahre Anpassungskünstler. Sie können mit vielem fertig werden, wenn sie sich von beiden Elternteilen geliebt fühlen, ihnen zugehört wird und sie nicht manipuliert werden.
Bevor man nur wegen der Kinder in einer unglücklichen oder missbräuchlichen Beziehung bleibt, sollte man gut überlegen, ob die Kinder wirklich ein solches Beziehungsvorbild haben sollten. Denn Kinder lernen sehr viel am Modell.
Der Autor und seine Kurse sind über www.liebeschip.de zu erreichen. Sein Buch „Der Liebescode“ (Luther Verlag) ist seit diesem Jahr im Handel.