Warum habe ich die toxische Beziehung nicht früher beendet? Wie man aus Fehlern der Vergangenheit lernt
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SULYPCAYC5DB5M4FRRCKXMCIX4.jpg)
„Wir müssen lernen, uns selbst zu verzeihen. Nur so können wir auch nachsichtiger mit anderen Menschen sein.“
© Quelle: Pexels
Wenn wir negative Erfahrungen im Leben machen, fragen wir uns im Nachhinein oft, warum wir in bestimmten Situationen nicht anders, besser oder bedachter gehandelt haben. Warum wir uns beispielsweise, bevor ein geliebter Mensch überraschend von uns gegangen ist, nicht noch versöhnt oder verabschiedet haben. Oder warum wir bestimmte Beziehungen geführt oder diese zumindest nicht früher beendet haben.
Eines schon mal vorweg: Diese Gedanken sind ganz normal und zum Teil auch wichtig, damit wir nicht immer wieder ähnlich schmerzhafte Erfahrungen machen müssen. Sie helfen, mehr Bewusstheit zu erlangen. Aber wenn wir uns dafür zu stark verurteilen und anhaftende Gedanken entwickeln, ist dies wenig zielführend.
Wir alle sind unterschiedlich schnell darin, etwas zu verstehen
Wir können eine vergangene Situation nicht mit dem Wissen von heute bewerten. Natürlich hätten wir uns von einem Menschen bewusster verabschiedet und liebevolle und vielleicht sogar versöhnliche Worte gewählt, wenn wir gewusst hätten, dass dieser kurz darauf stirbt. Aber das Leben ist nicht vorhersehbar – und das ist auch gut so.
Und auch schmerzhafte Beziehungen hätten wir mit dem Wissen über toxische Beziehungen und mit einer Bewusstheit um unsere eigenen Themen und Muster womöglich nicht geführt. Wir sind alle auf einem Weg der persönlichen Entwicklung und unterschiedlich weit. Aus dem Grund macht es auch wenig Sinn, Menschen, die in toxischen Beziehungen sind, dies aber noch nicht sehen oder sehen wollen, zu überzeugen oder schlimmer noch: zu belehren.
Die Fehler aus der Vergangenheit verzeihen
Wir können unsere Vergangenheit nicht verändern und sollten daher nicht zu sehr mit ihr hadern. Wir können aber für das Heute daraus lernen und morgen andere Entscheidungen treffen. Nichts war umsonst, jede Weggabelung, jede Erfahrung hat uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind. Eine Situation aus der Vergangenheit mit dem Wissen von heute zu bewerten und dauerhaft hart mit sich ins Gericht zu gehen ist das Gegenteil von Selbstliebe.
Vielleicht sollten wir die Empathie, die wir gern für Partnerinnen und Partner mit toxischen Verhaltensweisen haben, in diesem Fall uns selbst entgegenbringen. Wenn wir uns selbst die Fehler aus der Vergangenheit (und Gegenwart) verzeihen können, können wir auch nachsichtiger mit anderen sein. Wir erkennen außerdem, dass Menschen bestimmte Erfahrungen erst selbst machen müssen, um sich weiterzuentwickeln, und nehmen es nicht (mehr) persönlich, wenn sie unseren Rat nicht annehmen (können).
Der Autor und seine Kurse sind zu erreichen über www.liebeschip.de. Sein aktuelles Buch „Vom Opfer zum Gestalter – Raus aus toxischen Beziehungen, rein ins Leben“ ist online und im Buchhandel erhältlich.
In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.