Warum es zwischen Frauen und den Müttern ihrer Männer häufig kracht
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Fernab jeglicher Harmonie: Das Verhältnis zwischen Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern ist oftmals herausfordernd und von Eifersüchteleien geprägt.
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Hannover. Pentheraphobie – so lautet der Fachbegriff für die panische Angst vor der Schwiegermutter. Sie kommt eher selten vor, aber mehr als jede vierte Frau hat so ihre Nöte mit dem Thema. Mit den Ursachen und Folgen des oft angespannten Verhältnisses zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter hat sich die Psychologin und Paartherapeutin Felicitas Heyne in ihrem Ratgeber “Hassgeliebte Schwiegermutter” auseinandergesetzt. Aus all den Geschichten, die Betroffene ihr in den vielen Dutzend Interviews für ihr Buch erzählt haben, hat die Autorin fünf Typen von Schwiegermüttern (siehe Textende) herausgearbeitet. Auf diese Weise will sie ihren Leserinnen helfen, deren Verhalten besser zu durchschauen und daraus die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.
Ihre Interviewpartner fand Felicitas Heyne, indem sie in Internetforen gezielt suchte. “Es waren auch einige weniger Männer dabei, aber das ist die Ausnahme”, erzählt die Psychologin. “Wenn Männer diese Art von Konflikt haben, dann eher mit dem Schwiegervater.” Die große Resonanz auf ihren Aufruf habe sie selbst überrascht – und dass so viele sehr junge Frauen dabei waren. “Ich hätte vermutet, dass das eher ein aussterbender Konflikt ist, aber das stimmt nicht. Es handelt sich scheinbar um ein archetypisches Problem. Bei meinen Recherchen habe ich gelernt: Zu allen Zeiten und in allen Kulturen war die Schwiegermutter ein schwieriges Thema. Selbst aus dem Alten Rom sind uns schon entsprechende Texte überliefert.”
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Buchtipp: Felicitas Heyne: “Hassgeliebte Schwiegermutter”. mvg Verlag. 256 Seiten, 15,90 Euro.
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Es gehören immer zwei dazu
Dass sich eher die Frauen mit der Schwiegermutter streiten, liegt daran, dass sie viel mehr Berührungspunkte im Alltag haben, erklärt Felicitas Heyne. “Außerdem ergibt sich zwischen zwei Frauen fast zwangsläufig ein Direktvergleich: Wie lebe ich, wie lebt sie ihre Rolle aus Mutter, Hausfrau, Ehefrau?” Tendenziell seien vor allem die Schwiegermütter schwierig, deren einziges Lebensziel über viele Jahrzehnte allein die Familie war. “Wenn der – vielleicht auch noch einzige – Sohn ihr ganzer Stolz ist, begreift sie ihn als den Erfolg, über den sie sich definiert. Umso schwerer wird es ihr fallen, loszulassen.”
Die Schwiegermutter kann der Schwiegertochter das Leben nur so schwer machen, wie es ihr Sohn zulässt.
Felicitas Heyne, Psychologin und Paartherapeutin
Allerdings läge der Fehler selten ausschließlich bei den Schwiegermüttern, betont Felicitas Heyne. “Auf Seiten der Schwiegertöchter habe ich festgestellt, dass sie oft viel zu hohe Erwartungen haben. Werden diese nicht erfüllt, reagieren sie enttäuscht und möglicherweise sogar aggressiv.” Die Therapeutin berichtet von einem konkreten Fall: Die Schwiegermutter stammte aus Norddeutschland, die Schwiegertochter ganz aus dem Süden. Bei der allerersten Begegnung wollte die Jüngere die Ältere herzlich umarmen, wie es in ihrer Heimatregion üblich ist. Die norddeutsch-reservierte Schwiegermutter hingegen kannte diese Art der überschwänglichen Begrüßung nicht und wich deswegen instinktiv einen Schritt zurück, als die ihr noch fremde Frau mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam. “Aus diesem einen Moment heraus entwickelte die Schwiegertochter die Überzeugung, dass die Schwiegermutter sie ablehnt. Deshalb wurde auch alles, was danach kam, schwierig, denn eine Reaktion bedingte die andere. Sie war in eine Spirale geraten, und die vermeintliche Zurückweisung wurde zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.”
Auf Seiten der Schwiegertöchter habe ich festgestellt, dass sie oft viel zu hohe Erwartungen haben. Werden diese nicht erfüllt, reagieren sie enttäuscht und möglicherweise sogar aggressiv.
Felicitas Heyne, Psychologin und Paartherapeutin
Tipps für einen entspannten Umgang
Generell werde zu wenig geredet und zu viel vermutet, ist sich Felicitas Heyne sicher. “Viele junge Frauen sind extrem empfindlich und unsicher, vor allem, wenn das erste Kind da ist. Dann interpretieren sie Dinge falsch, verstehen vielleicht ein nett gemeintes Hilfsangebot der Schwiegermutter als Einmischung oder Kritik.” Zudem müssten die Schwiegertöchter akzeptieren, dass sie ihren Schwiegermüttern auch Freiräume zugestehen müssen, wenn sie Hilfe in Anspruch nehmen. “Es ist ebenfalls ein Klassiker: Die Schwiegermutter hütet die Kinder, macht aber manches anders. Die Schwiegertochter reagiert ungehalten, aber das ist nicht fair. Wer eine Betreuung will, bei der alles genauso läuft, wie er es will, muss einen Babysitter bezahlen. Die Schwiegermutter darf ihre eigenen Regeln haben.”
Im Laufe ihres Lebens vergessen viele Frauen, wie schwer es am Anfang für sie selbst war. Empathie für die Sorgen und Nöte der Jüngeren helfen da manchmal Wunder.
Felicitas Heyne, Psychologin und Paartherapeutin
Den Schwiegermüttern wiederum rät die Therapeutin, keinen ungefragten Rat zu erteilen. “Das ist der Goldstandard. Dafür dürfen sie sich aber auch überlegen, wie weit sie sich beispielsweise in die Kinderbetreuung einbringen wollen, ohne ein Mitspracherecht zu haben. Es ist legitim, sich zurückzuziehen, wenn die Schwiegertochter alles allein bestimmen will.” Mehr Gelassenheit im Umgang mit der Schwiegertochter könne auch dadurch entstehen, wenn sich die Ältere zurückerinnere. “Im Laufe ihres Lebens vergessen viele Frauen, wie schwer es am Anfang für sie selbst war. Empathie für die Sorgen und Nöte der Jüngeren helfen da manchmal Wunder.”
Und wo steht der Mann in diesem Konflikt? “Hier gibt es nur eine mögliche Antwort”, ist Felicitas Heyne überzeugt: “Vor seiner Frau!” Ihr gehöre im Zweifelsfall seine Loyalität, denn er habe sich mit der Heirat für sie entschieden. Viele Männer täten sich leider schwer, sich klar zu positionieren – und würden damit den Konflikt unnötig verschärfen. “Denn eines ist sicher: Die Schwiegermutter kann der Schwiegertochter das Leben nur so schwer machen, wie es ihr Sohn zulässt.”
Die fünf schwierigen Schwiegermuttertypen nach Felicitas Heyne:
- Typ A – die Auster: überzeugt, dass keine Frau auf der Welt gut genug für ihren Sohn ist und deshalb grundsätzlich ablehnend
- Typ B – die Tyrannosaura: überwacht, kontrolliert, bevormundet und überschreitet Grenzen
- Typ C – die Meckerziege: hegt Konkurrenzgefühle und kritisiert deshalb alles und ständig
- Typ D – die Intrigenspinne: kritisiert nicht direkt, sondern redet hinter dem Rücken und verleumdet
- Typ E – das Klammeräffchen: kann nicht allein sein und schreckt deshalb auch vor emotionaler Erpressung nicht zurück
Ausführliche Informationen unter: www.hassgeliebte-schwiegermutter.de
RND