Trauerarbeit? Pavianmütter tragen tote Jungtiere mit sich

Eine Pavianmutter mit ihrem toten Jungtier.

CREDIT: Alecia Carter, UCL

USAGE RESTRICTIONS: Please credit: Alecia Carter

ACHTUNG: Frei nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Studie bei Nennung des Credits: Alecia Carter, UCL Foto: Alecia Carter, UCL

Eine Pavianmutter mit ihrem toten Jungtier. CREDIT: Alecia Carter, UCL USAGE RESTRICTIONS: Please credit: Alecia Carter ACHTUNG: Frei nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Studie bei Nennung des Credits: Alecia Carter, UCL Foto: Alecia Carter, UCL

Pavianmütter tragen tote Jungtiere teils tagelang mit sich herum und pflegen in dieser Zeit auch das Fell ihres gestorbenen Jungtieres. Eine Mutter trennte sich zehn Tage lang nicht von ihrem Nachwuchs, berichtet ein Wissenschaftlerteam um Alecia Carter von der Université de Montpellier im Fachmagazin “Royal Society Open Science”. Eine eindeutige Erklärung für dieses Verhalten haben die Forscher nicht, vermutlich sei es eine Art verlängertes Aufzuchtverhalten, bei dem die starke Mutter-Kind-Bindung eine Rolle spiele.

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Das Team um Carter hatte Bärenpaviane (Papio ursinus) im Tsaobis Nature Park am Rande der Namib-Wüste in Namibia insgesamt 13 Jahre lang beobachtet. Die Wissenschaftler stellen in ihrer Arbeit insgesamt zwölf Fälle vor, in denen sich Pavianmütter über längere Zeit nicht von ihren toten Jungtieren trennten. Bärenpaviane leben in großen Gruppen von durchschnittlich 55 männlichen und weiblichen Tieren.

Mütter wissen, dass Jungtiere tot sind

Unter den beobachteten Fällen waren zwei Totgeburten und eine Fehlgeburt, also der Verlust des Kindes früh in der Schwangerschaft, berichten die Wissenschaftler. Im Schnitt trugen die Mütter ihren toten Nachwuchs drei bis vier Tage, die Spanne reichte von einer Stunde bis zu zehn Tagen. Währenddessen widmeten sie sich auch intensiv der Fellpflege.

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Dass die Mütter schlicht nicht bemerkt hatten, dass ihr Nachwuchs tot ist, glauben die Forscher nicht. Die Forscher beobachteten zum Beispiel, dass die toten Tiere anders getragen wurden als lebende Jungtiere. Sie wurden teils an einem Arm gehalten oder über den Boden geschleift – etwas, das die Tiere mit lebenden oder auch kranken Jungtieren nicht tun.

Ist das Verhalten der Pavianmütter Trauerarbeit?

Vielmehr nehmen die Wissenschaftler an, dass eine einmal etablierte Mutter-Kind-Bindung nur schwer zu durchbrechen sei. Das Verhalten sei eine Verlängerung des Aufzuchtverhaltens, bei dem auch Hormone eine Rolle spielen. “Es leuchtet weniger ein, warum nur manche Mütter ihren toten Nachwuchs tragen und beschützen. Ich vermute, dass dabei viele Faktoren eine Rolle spielen”, erläutert Carter. Einer weiteren Hypothese zufolge sei das Verhalten als Trauerarbeit zu interpretieren.

Die Länge des Tragens hänge vermutlich auch mit dem Alter der Mutter, der Todesursache oder den Klimabedingungen zusammen. Die Zahl der Beobachtungen sei aber schlicht zu gering, um statistisch bedeutsame Zusammenhänge zu erstellen.

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Auch männliche Tiere kümmerten sich

Bei andere Primatenarten trügen manchen Mütter ihre toten Jungen noch viel länger mit sich herum, berichten die Wissenschaftler. So sei bei Schimpansen und Japanmakaken beobachtet worden, dass die Mütter ihren toten Nachwuchs über einen Monat mit sich trugen. “Bärenpaviane legen an einem Tag aber viel weitere Strecken zurück und die Wüstenumgebung ist rau, sodass ein langes Tragen für die Mütter sehr kräftezehrend ist”, sagt Carter.

Eine weitere interessante Beobachtung: Männliche Tiere – Freunde der Mütter und in der Regel die Väter – kümmerten sich ebenfalls um tote Jungtiere. Sie beschützten sie etwa vor Tieren, die sich näherten. In einem Fall widmete sich auch ein männlicher Pavian der Fellpflege. “Das ist ein recht überraschendes Verhalten, weil es in früheren Studien kaum berichtet wurde”, sagt Studienleiterin Elise Huchard. Männliche Paviane seien normalerweise nicht sehr väterlich, aber sie schützen ihre Jungen regelmäßig vor Bedrohungen, besonders vor Angriffen anderer Männchen, die den Nachwuchses töten wollen.

RND/dpa

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