Statistiker Liebl zu Drosten-Studie: Hier werden normale Prozesse “skandalisiert”
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Die Wissenschaft ist nur in den seltensten Fällen verkürzt und aus dem Kontext herausgerissen korrekt wiederzugeben und zu interpretieren. Während der Corona-Krise steigt der Druck seitens der Öffentlichkeit – vor allem gegenüber dem Charité-Virologen Christian Drosten.
© Quelle: Getty Images
Erneute Schützenhilfe in der Auseinandersetzung um die Drosten-Studie zur Kinderinfektiosität beim Coronavirus: Der Statistikprofessor Dominik Liebl, den die Bild-Zeitung zum Kronzeugen gegen Christian Drosten gemacht hatte, springt dem Virologen erneut zur Seite. Er lehrt am Institut für Finanzen und Statistik an der Universität Bonn.
Gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagte Liebl: “Die Bild-Berichterstattung skandalisiert einen in der Wissenschaft üblichen Begutachtungsprozess, der dem Wissensgewinn dient und hier von zentraler Bedeutung ist. Daher habe ich mich klar von der Art der Berichterstattung der Bild distanziert. Auf keinen Fall möchte ich Herrn Drosten und sein Team in der öffentlichen Wahrnehmung diffamieren oder die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft gefährden.”
Wissenschaftliche Anmerkungen: Drosten überarbeitet Kinderstudie
Aus seinem Statement für das RND geht hervor, dass die Drosten-Studie auch unter Berücksichtigung seiner statistischen Anmerkungen überarbeitet wird. “Im Zuge des wissenschaftlichen Begutachtungsprozesses, der in diesem Fall öffentlich verläuft, habe ich ein Gutachten erstellt, das die statistische Analyse im Preprint Jones et al. (2020) unter die Lupe nimmt. Diesem habe ich zu diesem Zeitpunkt nichts hinzuzufügen. Herr Drosten und sein Team überarbeiten aktuell ihren Beitrag unter Berücksichtigung meiner und vieler anderer Anmerkungen aus der Wissenschaft”, erklärte Liebl. Auch auf Twitter äußerte sich der Wissenschaftler aus Bonn:
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Der Hintergrund: Die Studie, bei der es darum geht, ob Kinder genauso infektiös als Überträger des neuen Coronavirus wie Erwachsene sind, sei in weiten Teilen falsch, hieß es in einem von der Bild-Zeitung veröffentlichten Bericht. Zitiert werden darin auch Kollegen von Drosten. Deren Zitate klingen in der Tat kritisch – doch sie selbst distanzierten sich in der Folge von der Deutung der Bild-Zeitung, Drosten habe mit seiner Studie falsch gelegen, und die Kollegen bestätigten das.
RND/dk/sbu