Spuren auf der Haut: So lassen sich Narben behandeln
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Wer sich für eine Behandlung seiner Narbe entscheidet, sollte im Vorfeld klären, wer die Kosten trägt.
© Quelle: Christin Klose/dpa-tmn
Regensburg/Hamburg. Akne im Gesicht, Verbrennungen am Körper, Schnitte bei chirurgischen Eingriffen: Immer können Narben zurückbleiben. Wer die Spuren auf der Haut als Makel empfindet, der möchte sie oft ganz schnell loswerden. Doch so einfach ist es nicht. „Man kann mit verschiedenen Verfahren das Aussehen von Narben verbessern, unsichtbar werden sie in aller Regel nicht“, sagt Prof. Philipp Babilas, Dermatologe am Hautzentrum Regensburg.
Dazu kommt, dass die Behandlung ins Geld gehen kann: Wer sich dafür entscheidet, sollte im Vorfeld klären, wer die Kosten trägt, rät Jochen Sunken von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Vor dieser Entscheidung steht die Beratung durch spezialisierte Dermatologen oder Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Denn welches der Verfahren zum Einsatz kommt, hängt unter anderem vom Hautbild des Patienten und der Art der Narben ab.
Narben sind eine Art Ersatzgewebe, das der Körper bildet, um Wunden zu schließen. Es gibt verdickte (hypertrophe), eingesunkene (atrophe) und wuchernde Narben (Keloide). Sie lassen sich auf unterschiedliche Weise behandeln.
Überblick: Diese Behandlungen gibt es
Lasertherapie: Bei dieser Methode können Dermatologen durch kalkulierte Verletzungen sehr gezielt eine Narbe behandeln, ohne angrenzendes Gewebe zu zerstören. „Die Laserstrahlen erzeugen viele kleinste Löcher in der Haut. Das Narbengewebe wird quasi verdampft“, erläutert Babilas. Daraufhin produziert die Haut neues Kollagen, in der Folge strafft sich das Gewebe und wird glatter.
Eine Lasertherapie eignet sich etwa, um das Aussehen von Akne- oder Operationsnarben zu verbessern. Der Nachteil: „Die Lasertherapie ist zeitaufwendig“, so Babilas. Oft sind mehrere Sitzungen nötig. Eine Sitzung dauert im Schnitt, je nach Narbengröße, 15 bis 45 Minuten.
Microneedling: Hierbei ist ein Gerät mit feinsten Nadeln gespickt, die bis zu 1000 Mal pro Minute in die Narbe piksen. Dadurch will man die Haut dazu bringen, Kollagen und Elastin zu bilden. Die Stoffe sorgen dafür, dass die vernarbte Haut gefestigt und gestrafft wird.
Nötig sind mindestens drei Sitzungen, die je etwa eine Stunde dauern. Microneedling kommt häufig bei glatten oder eingesunkenen Narben zum Einsatz. "Diese Methode ist teilweise weniger effektiv als zum Beispiel eine Lasertherapie", erklärt Babilas.
Chirurgischer Eingriff: Bei einer großflächigen Narbe bietet es sich mitunter an, dass die Narbe herausgeschnitten und neu vernäht wird. Eine Alternative könnte auch sein, Haut zu verpflanzen. Dabei entnimmt der Operateur Fettgewebe von einer unauffälligen Stelle am Körper und näht es über das Narbengewebe. Der Nachteil bei diesen Varianten ist Babilas zufolge, dass neue Narben entstehen.
Cortisonbehandlung: Ein Facharzt spritzt mit einer dünnen Injektionsnadel Cortison in das Narbengewebe. Das hemmt Entzündungen und stoppt das Zellenwachstum. Das komme vor allem bei verdickten Narben und bei Keloiden in Frage, schildert Babilas.
Bei einer Sitzung bleibt es in aller Regel nicht, die Injektionen werden mehrfach wiederholt. Dazwischen liegen oft Abstände zwischen drei und vier Wochen. Die Methode ist nicht nur schmerzhaft, sie kann auch zu dünnerer Haut und zu Pigmentstörungen führen.
Abschleifen: Diese Vorgehensweise nennt sich Dermabrasion. Dabei werden etwa die Wülste von Keloiden oder die Ränder von Akne-Narben mit einem rotierenden Schleifkopf abgetragen. Das ist schmerzhaft, weshalb sie in Vollnarkose erfolgt. „Oft ist eine Nachbehandlung nötig“, sagt Babilas. Zudem können sich erneut Narben bilden.
Kosten der Behandlungen klären
Allgemeine Aussagen zur Höhe der Kosten sind schwer zu machen, jeder Fall ist anders. "Es kommt nicht zuletzt auf die Größe der Narbe oder Narben an", so Babilas. Eine Laserbehandlung kann nach seinen Angaben pro Sitzung mit im Schnitt 200 bis 500 Euro zu Buche schlagen, eine Cortisonbehandlung mit etwa 100 Euro pro Sitzung. Bei mehreren Sitzungen steigt entsprechend die Endsumme.
Die Finanzierung kann zum Problem werden. "Die Entfernung von Narben allein aus ästhetischen Gründen ist grundsätzlich keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung", sagt Claudia Widmaier vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV) in Berlin.
Anderes sei es, wenn Versicherte durch die Narbe in Körperfunktionen beeinträchtigt sind. So können Verbrennungsnarben zum Beispiel dazu führen, dass Betroffene den Arm nicht mehr strecken können. In dem Fall kann die Funktionseinschränkung Krankheitswert haben. Die Kasse zahlt dann eventuell für die Beseitigung dieser Einschränkungen.
Wann zahlt die Krankenkasse?
Bei entstellenden Narben kommt es auf den Einzelfall an. "Eine Rolle spielt dabei, ob die Narbe sichtbar ist - zum Beispiel im Gesicht - oder ob die Narbe generell durch Kleidung verdeckt ist", erläutert Verbraucherschützer Jochen Sunken.
"Um von einer Entstellung zu reden, muss es sich objektiv um eine erhebliche Auffälligkeit handeln", fügt GKV-Sprecherin Widmaier an. Diese Auffälligkeit müsse Reaktionen der Mitmenschen wie Neugier oder Betroffenheit auslösen - so dass zu erwarten sei, dass der Betroffene ständig viele Blicke auf sich zieht und sich deshalb womöglich aus dem Leben in der Gemeinschaft zurückzieht.
Soll eine Entfernung von Narben aus psychologischen Gründen erfolgen, besteht kein Anspruch gegenüber der Krankenversicherung. Sunken: "Bei psychischen Erkrankungen wegen Narben zahlt die GKV eine Psychotherapie, aber nicht die Behandlung von Narben."
Eventuell kommt ein anderer Kostenträger als die Krankenkasse in Frage. "Ist die Narbe zum Beispiel Folge eines Verkehrsunfalls, kann es sein, dass der Unfallgegner für die Kosten aufkommen muss", so Sunken. War die Ursache ein Arbeitsunfall, kommt die Berufsgenossenschaft als Kostenträger in Frage.
RND/dpa