Sprachstörungen werden bei Kindern oft nicht früh genug erkannt
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Viele Kinder haben Probleme mit der Aussprache. Diese werden allerdings nicht immer rechtzeitig erkannt.
© Quelle: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
Rostock. Verzögerungen bei der Sprachentwicklung von Kindern werden nach Experteneinschätzung oft zu spät erkannt. “Meist kommen Kinder erst im Jahr vor der Einschulung zur Therapie – das ist zu spät”, sagte Margarete Feit vom Bundesverband für Logopädie (dbl). “Ziel sollte es sein, dass das Kind bei der Einschulung eine altersgemäße Sprache entwickelt hat.” Laut dbl hat ein Viertel bis ein Drittel der Kinder Schwierigkeiten, richtig zu sprechen.
Die Empfehlung des Verbands sei daher, den Alltag mit den Kindern so sprachreich wie möglich zu gestalten. “Dazu gehört auch, den Kindern regelmäßig etwas vorzulesen”, erklärte Feit. Gleichzeitig sollten Eltern mit ihren Kindern regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen, damit Störungen frühzeitig erkannt und therapiert werden können.
Gemeinsame Gespräche in der Familie fehlen
Auch Michael Blanck vom Verband Bildung und Erziehung MV ist der Auffassung, dass Kinder immer schlechter sprechen. Einen möglichen Zusammenhang sieht er darin, dass in Familien insgesamt weniger gesprochen werde. Es gebe viele Kinder, die ohne Frühstück in die Schule gehen. Fielen solche gemeinsame Essenszeiten weg, gebe es noch weniger Gelegenheiten für gemeinsame Gespräche in der Familie, bedauerte er.
Für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen stehen in Mecklenburg-Vorpommern momentan noch Sprachheilschulen zur Verfügung. Im Zuge der Inklusion werden diese allerdings vom kommenden Schuljahr an aufgelöst, die Kinder werden dann in regulären Grundschulen unterrichtet. "Die Schließung der Sprachheilschulen macht es komplizierter, die Kinder entsprechend zu fördern", sagte Blanck. Er bezweifelt, dass sprachauffällige Kinder an regulären Grundschulen ausreichend Unterstützung bekommen können.
Sprache sollte bereits im Kindergarten gefördert werden
Die Schulleiterin der Sprachheilschule Schwerin, Doreen Molder, ist ebenfalls besorgt. "Momentan haben wir Platz für 30 Schülerinnen und Schüler aus den Regionen Nordwestmecklenburg, Ludwigslust-Parchim und Schwerin", erklärte sie. Ab Herbst gebe es jedoch nur noch eine Sprachfördergruppe für zwölf Schweriner Kinder. Alle anderen Kinder mit Sprachauffälligkeiten werden in reguläre Grundschulklassen inkludiert. "Wir hoffen, dass die Kinder auch dort gut aufgefangen werden."
Ein Ansatz könnte laut Molder sein, die Sprachförderangebote in den Kitas auszubauen. Außerdem sollte der Besuch einer Vorschule für alle Kinder Pflicht werden. Die Hauptverantwortung dafür, gemeinsam Sprechen zu üben, liege allerdings weiter bei den Eltern.
RND/dpa