Smart-Technologie für den Garten: Weniger Arbeit, schlecht für die Umwelt?

Mähroboter machen gerade älteren Menschen die Gartenarbeit einfacher.

Mähroboter machen gerade älteren Menschen die Gartenarbeit einfacher.

Es klingt wie der Traum eines jeden Gartenbesitzers: Während dieser gerade auf der Arbeit sitzt, stutzt ein Mähroboter den Rasen, ein automatisches System bewässert die Rosen, schneidet die Hecken und fährt am besten schon einmal den Liegestuhl auf die Terrasse, damit der Besitzer nach seiner Rückkehr direkt mit einem Drink in der Hand Platz nehmen und die Aussicht über seine perfektes Anwesen bewundern kann. Vorbei die Zeiten von sonnenverbrannten Armen und Erde unter den Fingernägeln. Oder?

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Zumindest teilweise könnte das bald der Fall sein. Denn aktuell bringen immer mehr Hersteller smarte Gartenideen auf den Markt. Die Bandbreite reicht dabei von einzelnen, autonom arbeitenden Geräten bis hin zur kompletten Technisierung: Hierbei wird der Garten zur Erweiterung des Smart Homes, für dessen Pflege man nicht einmal mehr einen Laptop, ein Tablet oder das Smartphone zur Hand nehmen muss.

Nur das Ernten muss man noch selbst übernehmen

Stattdessen messen Sensoren Daten wie Bodenfeuchtigkeit, Temperatur oder Sonnenstand und geben diese an die einzelnen Bestandteile des intelligenten Systems weiter. So weiß dann etwa der Rasenmäher, dass er bei einer bestimmten Graslänge mal wieder eine Runde drehen sollte. Die Bewässerungsanlage gießt je nach Pflanzenart und Bodenfeuchtigkeit. Sobald die Sonne untergeht, schalten sich die Wegbeleuchtung und die Überwachungskamera ein. Es gibt sogar schon einen sogenannten Farmbot, der einem selbstständig ein mehrere Quadratmeter großes Gemüsebeet beackert – vom Säen und Gießen bis hin zum Unkrautjäten. Einzig das Ernten muss der Gartenbesitzer noch selbst übernehmen.

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Neben der Vielfalt des Angebots scheint auch das allgemeine gärtnerische Interesse seit Jahren zuzunehmen, wie verschiedene Zahlen nahelegen: So steigt der Gesamtumsatz des Gartenmarkts laut dem Jahresbericht 2020 des Industrieverbands Garten seit Jahren an; zuletzt auf über 18,6 Millionen Euro im Jahr 2019. Der Hersteller Gardena, der vor allem Mähroboter und automatisierte Bewässerungsmöglichkeiten vertreibt, ist nicht nur europäischer Marktführer, sondern verzeichnete nach eigenen Angaben nun zum fünften Mal in Folge einen neuen Rekordjahresumsatz.

Zeitmangel trifft auf Technikbegeisterung

Warum der stressfreie Garten immer beliebter wird, weiß Tobias Körner von Gardena, der auch Sprecher der Fachabteilung Garten- und Rasenpflegegeräte im Industrieverband Garten, ist. „Zum einen möchten sich leidenschaftliche Hobbygärtner von lästigen Routineaufgaben wie dem Rasenmähen befreien“, sagt Körner, „zum anderen spielt für viele sicher die Begeisterung für neue Technik eine Rolle.“ Dazu komme eine praktische Notwendigkeit: „Es wird immer heißer und trockner, also muss mehr bewässert werden“ – die Lösung, um den Mehraufwand zu bewältigen, lautet Automatisierung. Weitere Gründe sind mangelnde Zeit und Flexibilität, sei es durch den 40-Stunden-Job oder die Familie.

Den einen, typischen Smart-Garden-Nutzer gibt es laut Körner dabei nicht. Doch tendenziell, sagt er, lebten die Nutzer eher in einem städtischen oder stadtnahen Umfeld und brächten eine gewisse Technikbegeisterung mit. Und: „Gerade bei Mährobotern sehen wir viele Nutzer, die schlicht aufgrund ihres Alters ihren Rasen nicht mehr ohne Mühe selbst mähen können und daher eine solche Lösung begrüßen.“

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Energie-, zeit- und ressourcenschonend

Die Vorzüge liegen auf der Hand: Insgesamt bedeutet ein smarter Garten weniger Arbeit und dadurch mehr Zeit, um die Vorzüge des grünen Reichs zu genießen. Darüber hinaus punkten die einzelnen Bestandteile des Systems mit individuellen Vorteilen. Für den Klassiker Mähroboter nennt Körner „die äußerst geringe Lärmbelastung im Vergleich zu herkömmlichen Mähern“. Zudem werde viel weniger Rasendünger benötigt. Was die automatisierte Tröpfchenbewässerung angeht, lasse sich nicht nur wertvolles Trinkwasser sparen, sondern die Pflanzen würden auch optimal versorgt, was sich in gesünderen Pflanzen und einem reicheren Ertrag zeige.

Zum Thema Beleuchtung äußert sich die Garten-Expertin Marja Rottleb vom Naturschutzbund: „Lichtsysteme mit einem eingebautem Dämmerungssensor oder einem Bewegungsmelder mindern die Lichtverschmutzung“, sagt sie. Denn dadurch brennt nur Licht, wenn es auch wirklich gebraucht wird. Allerdings sollten die Leuchtmittel der Lampen so gewählt sein, dass sie nicht schädlich für Insekten sind, konkret: in einem warmweißen Farbton.

Nachteile für Natur und Gartenbesitzer

Kritisch sieht die Nabu-Expertin jedoch die Folgen, die die smarten Gehilfen für die Umwelt haben können: „Unbeaufsichtigt fahrende Mähroboter werden zu einer Gefahr für Igel und Co. Das immer kurze Gras bietet zudem kaum Nahrung in Form von Blüten für Insekten und andere Tiere, was diese aber dringend benötigen.“ Bewässerungssysteme veranlassten Gärtnernde, Pflanzen „durchzufüttern“, die nicht gut mit dem aktuellen Klima klarkommen. Besser, sagt die Garten-Expertin, sei es, heimische standortangepasste Pflanzen zu pflanzen, die auch ohne oder mit wenig Wasser zurechtkommen. Ganz generell rät sie: „Die Qualität der Geräte sollte hoch sein, um zu gewährleisten, dass sie energieeffizient arbeiten und nicht nach kurzer Zeit als Elektroschrott im Müll landen.“

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Sicher ist: Ehe man sich entscheidet, den Garten technisch aufzurüsten, sollte man sich noch einmal genau mit der Materie beschäftigen. Denn ganz so leicht wie gedacht ist die Umsetzung oft nicht. Für die meisten Mähroboter muss zum Beispiel zunächst einen Begrenzungsdraht auf oder unter der Erde verlegt werden, damit der Roboter nicht zufällig in den Pool fährt oder die liebevoll gehegten Beet-Begonien niedermetzelt. Für eine Tröpfchenbewässerung braucht es ein ganzes Schlauchsystem. Und um eine smarte Beleuchtung zu realisieren, sind viele Meter Kabel vonnöten – oder eine gute Wlan-Verbindung, was insbesondere bei großen oder sehr verwinkelten Outdoorbereichen zum Problem werden kann.

Letztlich muss jeder Gartenbesitzer selbst entscheiden, ob sich der Aufwand lohnt. Und falls nicht, bleibt ein Trost: Wie bereits viele Studien bewiesen haben, hat die Arbeit an der frischen Luft eine wohltuende Wirkung für Körper und Seele.

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