Rückversicherer: Schäden der Flut­katastrophe nicht vergleichbar mit Folgen von US-Hurrikans

Ein durch Flut und Schlamm zerstörtes Haus im rheinland-pfälzischen Ahrbrück.

Ein durch Flut und Schlamm zerstörtes Haus im rheinland-pfälzischen Ahrbrück.

Weltweit ist die Flutkatastrophe in Deutschland aus Sicht des Rückversicherers Munich Re nicht vergleichbar mit den größten Katastrophen. Das sagte der 60-jährige Geophysiker Ernst Rauch, der bei der Munich Re eine Einheit namens Climate Change Solutions leitet, dem RND. „Im Jahr der Elbeflut in Deutschland und angrenzenden Ländern 2002 und im Jahr 2013, das Jahr der letzten großen die Elbe-Donau-Überschwemmung, lagen die versicherten Schadenssummen aus Naturkatastrophen in Deutschland in der Höhe von 5 beziehungsweise 6 Milliarden Euro.“ Der Hurrikan Katrina, der im Jahr 2005 New Orleans und die Küste des Golfs von Mexiko heimsuchte, „war das bisher größte Naturkatastrophenereignis für die Versicherungswirtschaft.“ Mit über 60 Milliarden Dollar versichertem Schaden. „Dieser Vergleich zeigt vielleicht die Dimensionen.“

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Die US-Hurrikans seien auch „die großen versicherten Schäden weltweit, in immer wiederkehrender Form“, so Rauch weiter. Zur aktuellen Situation in Rheinland-Pfalz und Nordrhein Westfalen sagte der Wissenschaftler, der bei Munich Re die Auswirkungen des Klimawandels untersucht: „Die Besonderheit an dem aktuellen Ereignis in Mitteleuropa ist nicht so sehr das Schadensbild, auch wenn es für deutsche und europäische Verhältnisse zunächst verstörend aussieht. Die humanitäre Dimension ist für Deutschland einzigartig und in diesem Fall das Besondere.“

Rauch übte deutliche Kritik an der Vielzahl von Toten. „Angesichts der hohen Opferzahlen bei diesem Ereignis muss etwas substanziell schiefgelaufen sein in der Kette zwischen Warnung und Reaktion der Bevölkerung.“ Um derlei zukünftig zu vermeiden, müsse die Prävention „in vielen Kommunen auf die Agenda kommen, natürlich erst nach einer Risikoanalyse, also dem kommunalen Hochwasserschutz, der deutlich über die reine Frage der Flussüberschwemmung hinausgeht, sowie nach einer Abwägung geeigneter Maßnahmen“.

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„Die Dinge sind komplexer geworden“

Die aktuelle Katastrophe in Deutschland steht für Rauch auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel. „In jedem Fall gehören Wettersysteme, die sich eine Zeit lang stationär verhalten, also ortsfest bleiben, in zukünftige Risikobewertungen – also etwa den Gefährdungskarten – mit integriert.“ Das, so Rauch, sei „eine Anpassung von Gefährdungsbewertungen an sich ändernde Wettersysteme aufgrund des Klimawandels. Gerade diese sehr lokalen oder regionalen Phänomene, wie wir sie jetzt gesehen haben, erfordern durch die hohe Komplexität außergewöhnliche Expertise in der Einschätzung. Ich sehe darin eine Begleiterscheinung des Klimawandels, dass manche Dinge, die in der Vergangenheit einfacher waren, salopp gesagt, komplexer geworden sind.“

Zur Prävention und dem künftigen Umgang mit neuen Wetterphänomenen sagt Rauch: „Der entscheidende Blick ist wirklich der nach vorne – nicht nur auf den Naturgefahren basierend, sondern tatsächlich ganzheitlich, was das Klimathema anbelangt. Dies umfasst zum Beispiel auch neue Technologien und die Frage, wie man sich an den Klimawandel anpassen muss. Für uns und unsere Kunden sind solche Fragen entscheidend.“

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