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Rettung der Biodiversität

Nachhaltiger Tourismus, Tier- und Naturschutz: Millionäre investieren in Afrika

Viele Tier- und Umweltprojekte könnten ohne finanzstarke Privatinvestoren nicht finanziert werden.

Viele Tier- und Umweltprojekte könnten ohne finanzstarke Privatinvestoren nicht finanziert werden.

Kapstadt. Sie haben Unsummen in der privaten Wirtschaft verdient. Jetzt stecken private Philanthropen große Beträge in den Naturschutz in Afrika. Der südafrikanische Eigentümer des größten Nashornzuchtprojekts der Welt will seine Farm nun weitergeben: John Hume soll knapp 2000 Breitmaulnashörner auf seiner Ranch „Platinum Rhino“ in Südafrika besitzen – der Einstiegspreis der bis 1. Mai laufenden Auktion wurde auf 10 Millionen US-Dollar (9,5 Millionen Euro) angesetzt.

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Viele Tier- und Umweltprojekte könnten ohne finanzstarke Privatinvestoren nicht finanziert werden, sagt Richard Vigne, Geschäftsführer der Schule des Wildtierschutzes der African Leadership University in Nairobi. Besonders seit der Corona-Pandemie, die die Zusammenhänge zwischen Mensch, Natur und Klima in den globalen Diskurs gehoben habe, sei ein deutlicher Anstieg von Investitionen privater Philanthropen zu verzeichnen. Unter ihnen befinden sich auch Deutsche.

SAP, Puma, Harley-Davidson – deutsche Philanthropen investieren in den Umweltschutz in Afrika

Sabine Plattner, die Frau des Mitbegründers von Europas größtem Softwarehersteller SAP, Hasso Plattner, setzt sich seit Jahren für den Schutz der Regenwälder in der Republik Kongo ein. Unter anderem geht es ihr dabei um die stark gefährdeten Berggorillas im Odzala-Kokoua-Nationalpark. Hier will ihre privat finanzierte Congo Conservation Company den Ökotourismus ankurbeln, wie es bei der Hasso Plattner Foundation heißt.

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Die von Plattner gegründete Wohltätigkeitsorganisation African Charities fördert zudem das Dzanga-Sangha-Reservat in der Zentralafrikanischen Republik. Für ihr Engagement erhielt Plattner 2019 das Bundesverdienstkreuz sowie die „Medal de Chevalleur“ des Präsidenten der Republik Kongo.

Auch das Herz des deutschen Ex-Puma-CEOs und aktuellen Chefs der amerikanischen Motorradmarke Harley-Davidson, Jochen Zeitz, schlägt seit vielen Jahren für Afrika. Der 60-Jährige hat Millionen Euro in sein klimaneutrales Öko-Luxusresort Segera gesteckt, ein 50 Hektar großes Naturschutzgebiet im Herzen des kenianischen Safari-Gebiets Laikipia.

Breitmaulnashörner auf der Ranch "Platinum Rhino". Besitzer John Hume will seine Farm weitergeben – der Einstiegspreis der bis 1. Mai laufenden Auktion wurde auf 10 Millionen US-Dollar (9,5 Millionen Euro) angesetzt.

Breitmaulnashörner auf der Ranch "Platinum Rhino". Besitzer John Hume will seine Farm weitergeben – der Einstiegspreis der bis 1. Mai laufenden Auktion wurde auf 10 Millionen US-Dollar (9,5 Millionen Euro) angesetzt.

Segera – wo Zeitz auch ein Privathaus besitzt - ist Sitz der Zeitz-Stiftung, von der Naturschutz-Projekte gefördert werden. Zudem initiierte Zeitz „The Long Run“, einen Zusammenschluss Dutzender Resorts, die sich Nachhaltigkeit und Naturschutz verpflichtet haben.

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Regierungen investieren zu wenig in den Naturschutz

Da viele afrikanische Regierungen ihre Naturschutzgebiete nicht als wirtschaftlich profitabel ansähen, investierten diese Länder zu wenig in den Natur- und Tierschutz, sagt Richard Vigne von der African Leadership University. Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), wird die globale Finanzierungslücke im Bereich der biologischen Vielfalt bis 2030 auf 598 Milliarden bis 824 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt.

Naturschutzorganisationen und Regierungen allein könnten dies nicht stemmen, sagt Philipp Göltenboth, Afrika-Direktor der Umweltstiftung WWF Deutschland. „Prinzipiell ist es super, dass Privatiers Geld in den Naturschutz investieren“, meint er. „Es ist gut, dass Unterstützung aus verschiedenen Sektoren kommt.“ Das könne unter anderem zu erfolgreichen öffentlich-privaten Partnerschaften führen. Nur so könne man hoffen, eines Tages die massive Finanzlücke für Biodiversität zu schließen, so Göltenboth.

„Die größte Bedrohung für Afrika ist das Aussterben der Biodiversität.“

Paul Tudor Jones.

Zu den positiven Beispielen für private Projekte zählten die des britischen Milliardärs Jim Ratcliffe und des Börsenhändlers Paul Tudor Jones aus den USA, sagt Richard Vigne. Jones hatte in den 1990er Jahren begonnen, in Afrika zu investieren. Nach eigenen Angaben hat er durch seine African Community Conservation Foundation und den Malilangwe Trust zur Erhaltung von über zwei Millionen Hektar Land beigetragen.

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Fischer retteten eine Meeresschildkröte vor dem Tod.

Gefährdete Nomaden der Weltmeere: „Wir wissen viel darüber, was Meeres­schildkröten helfen würde“

Meeresschildkröten sind faszinierend: Sie finden dank ihrer Supersinne auch Jahrzehnte nach dem Schlüpfen zu ihrem Geburtsstrand zurück. Im RND-Interview spricht die Meeresbiologin Frauke Bagusche über ihre Begeisterung für die Nomaden der Ozeane und erklärt, warum sie unbedingt besser geschützt werden müssen.

„Die größte Bedrohung für Afrika ist das Aussterben der Biodiversität. Durch die Bevölkerungsexplosion und das Vordringen in ehemals wilde Gebiete verschwinden jeden Tag Tiere und Pflanzen“, sagte Jones 2021 der britischen Zeitung „The Times“. Da viele afrikanische Regierungen nicht den Willen oder das Budget hätten, die Wildnis zu retten, habe er erkannt, dass private Geldgeber einspringen müssen.

Umweltfreundlicher Tourismus kommt auch der Bevölkerung zugute

Ratcliffe, der dem Petrochemie-Konzern INEOS vorsitzt, konzentriert sich derzeit auf ein 10-Millionen-Dollar-Projekt (umgerechnet 9,1 Millionen Euro) im Süden Tansanias. „Die Schaffung eines nachhaltigen und umweltfreundlichen Safaritourismus wird sowohl die Tierwelt schützen als auch Einkommensquellen für die Bevölkerung schaffen“, beschreibt er sein Vorhaben.

„Ich würde mir wünschen, dass immer mehr Milliardäre erkennen, dass die Natur völlig unterfinanziert ist.“

Helge Mahne, Tierschutzorganisation African Parks.

Es gibt zahlreiche weitere Beispiele finanzstarker Investoren, die in Afrika einen positiven Beitrag geleistet haben. „Ich würde mir wünschen, dass immer mehr Milliardäre erkennen, dass die Natur völlig unterfinanziert ist“, sagt Helge Mahne, Direktor für Global Funding der Tierschutzorganisation African Parks. „Afrika beherbergt etwa 20 Prozent der globalen Biodiversität. Wenn sie einmal verloren ist, können wir sie nicht wieder herstellen.“

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RND/dpa

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