Regenwaldabholzung im Amazonas steigt um 85 Prozent
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Eine Gesamtfläche von knapp 10.000 Quadratkilometern Wald wurde 2019 im brasilianischen Amazonasgebiet gerodet.
© Quelle: Victor R. Caivano/AP/dpa
São José dos Campos. Im Jahr 2019 wurden knapp 9166 Quadratkilometer Regenwald im brasilianischen Amazonasgebiet abgeholzt. Das zeigt eine Auswertung von Satellitenbildern des brasilianischen Instituts für Weltraumforschung (INPE). 2018 waren es noch etwa 4946 Quadratkilometer, damit gibt es innerhalb eines Jahres einen dramatischen Anstieg von 85 Prozent. Seit fünf Jahren wurde nicht mehr eine solch große Waldfläche vernichtet. Die Experten der staatlichen Behörde rechnen bei der später folgenden Detailanalyse sogar noch mit einem größeren Gebiet, da bei der ersten Betrachtung nur große Flächen ausgewertet werden können.
Die Vernichtung des Amazonasregenwaldes in Brasilien nimmt unter Präsident Jair Bolsonaro Ausmaße an wie lange nicht mehr. 2019 war das erste Amtsjahr des rechten Politikers Bolsonaro, der der Agrarlobby nahesteht. Er veranlasste eine Reihe von Schritten, die der in Brasilien starken Agrarwirtschaft noch mehr Freiraum verschaffen und ihr das Vordringen in das wald- und artenreiche Amazonasgebiet ermöglichen.
Internationale Kritik an Regenwaldabholzung und Präsident Bolsonaro
International wurde massiv Kritik an der Vorgehensweise Bolsonaros geäußert, besonders aus Frankreich, Deutschland und Norwegen. Die Kritik der G-7-Staaten wies Bolsonaro ebenso zurück, wie die angebotene Soforthilfe. Die zugesicherten 20 Millionen Dollar sah Brasiliens Präsident als Affront an und pochte auf die Souveränität seines Landes. Der brasilianische Verteidigungsminister Fernando Azevedo da Silva sagte, Brasilien sei kein Land „außer Kontrolle“. 44.000 Soldaten seien im Einsatz, um die Feuer in der Amazonasregion zu bekämpfen.
Nach massivem Druck erließ Bolsonaro dennoch ein 60-tägiges Verbot für das Abbrennen von Waldflächen im Regenwald. Diese Methode wird zur Gewinnung von Flächen für die Landwirtschaft eingesetzt. Der Staatschef hatte zuvor immer wieder klargemacht, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbinde. An einen menschengemachten Klimawandel glaubt Brasiliens Staatsoberhaupt nicht.
Bolsonaro im Streit mit INPE
Die INPE ist dem brasilianischen Präsidenten ein Dorn im Auge. Bereits in den vergangenen Monaten hatte Jair Bolsonaro die Behörde mehrfach kritisiert. Man hätte überhöhte Zahlen veröffentlicht, um dem Präsidenten zu schaden. Nach der Veröffentlichung von Zahlen, die einen Anstieg der Abholzungen um bis zu 278 Prozent auswiesen, entließ Bolsonaro den Leiter des Instituts, Ricardo Galvao. Später erwiesen sich die Zahlen als korrekt.
Nach Wochen andauernder Waldbrände einigten sich die Amazonasländer schließlich auf ein Schutzpaket, das der Ausbeutung des Gebiets ein Ende setzen soll. Man werde „konkrete Maßnahmen“ gegen Brandrodung und illegalen Bergbau ergreifen, erklärten die Regierungen der Amazonasanrainer Kolumbien, Peru, Brasilien, Ecuador, Bolivien, Suriname und Guyana in einer gemeinsamen Erklärung. Experten sind jedoch skeptisch, ob und wie die Pläne umgesetzt werden.