Quetschies: Wie gesund ist Fruchtpüree wirklich?
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Gerade bei Kleinkindern ist der Quetschbeutel ein beliebter Snack für zwischendurch.
© Quelle: picture alliance/dpa
Hannover. So schön Eltern den Apfel auch schneiden oder die Wassermelone auf dem Teller herrichten – das Kind weigert sich, Obst zu essen. Das ist frustrierend. Viele greifen deshalb zu sogenannten Quetschbeuteln, also Fruchtpüree in Trinkbeuteln aus Plastik. Die sind praktisch für unterwegs und das Kind nimmt immerhin auf diese Art und Weise gesundes Obst zu sich. Stimmt doch, oder?
Quetschies: Quetschbeutel im Zutatencheck
Auch wenn der Großteil der Quetschies auf dem Markt tatsächlich zu 100 Prozent aus Obst besteht – der natürliche Zuckeranteil sollte deshalb nicht unterschätzt werden. Er wird vor allem durch Fruchtmark und Fruchtsaftkonzentrate in die Höhe getrieben. Das Ergebnis: Oft steckt in Fruchtpüree mehr Zucker als in Cola. Die sogenannte Fruktose wird in der Leber zu Fett umgewandelt und kann sowohl dick machen als auch zu einer Lebererkrankung, zum Beispiel der Fettleber, führen.
Besonders ungeeignet sind laut der Verbraucherzentrale Niedersachsen Produkte, die beispielsweise „Keks“ oder „Cookies“ enthalten. Insbesondere die Milchprodukte im Kühlregal fielen den Experten negativ auf: Ihnen würden zum Teil Zucker und Aromastoffe zugesetzt werden, der Fruchtanteil sei gering.
Quetschbeutel: Weniger Vitamine enthalten als in Obst
Weil das Obst für das Mus zur Konservierung pasteurisiert wird, geht bei der Verarbeitung außerdem ein Großteil hitze- oder lichtempfindlicher Vitamine, zum Beispiel Vitamin C, verloren. Wie viel von ihnen übrig bleibt, hängt vom Alter der Früchte und ihrer Verarbeitung ab. Auch die Nährstoffe, die in den Schalen des Obstes stecken, fehlen den Quetschies.
Quetschies: Teuer und schlecht für die Umwelt?
Der Preisvergleich zeigt: Das Fruchtpüree in Quetschbeuteln ist doppelt so teuer wie die Alternative im Glas und beispielsweise gleich vier- bis siebenmal teurer als ein Apfel. Hinzu kommt, dass frisches Obst unverpackt gekauft werden kann. Es entsteht kein Müll. Auch viele Quetschie-Hersteller achten mittlerweile auf umweltverträgliche und recyclingfähige Verpackungsmaterialien.
Quetschies: Gehemmte Ernährungsbildung
Die Verbraucherzentrale Niedersachsen kritisiert außerdem, der Lerneffekt in puncto Ernährungsbildung werde mit Quetschbeuteln gehemmt. Denn oft enthalten die Produkte eine Mischung aus verschiedenen Obst- und Gemüsesorten. Dadurch werde es schwer, einzelne Obstsorten überhaupt zu schmecken. Außerdem würde bei Quetschies nur der Geschmackssinn angesprochen, nicht aber der Geruchs-, Seh-, Hör- oder Tastsinn.
Obst und Gemüse fördern die Kaumuskulatur
Sobald die ersten Zähne da sind, kann mit dem Knabbern von Obststückchen und Gemüsesticks die Kaumuskulatur trainiert werden. Dadurch wird die Mundmotorik gefördert und damit die Sprachentwicklung von Kleinkindern. Ein Effekt, der bei Fruchtpüree ausbleibt.
Stattdessen sei das Nuckeln an Quetschies ein Kariesverstärker, warnt das Netzwerk „Gesund ins Leben“ beim Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Denn der Fruchtzucker, der in dem pürierten Obst enthalten ist, greift die empfindlichen Milchzähne an. Das sei vielen Eltern nicht bewusst.
Alternative zu Quetschies: Selbstgemachter Obstbrei
Kauft man Obstbrei aus dem Glas oder bereitet ihn selbst zu, muss er im Nährwertvergleich nicht zwingend wertvoller als das Fruchtpüree aus dem Quetschbeutel sein. Aber: Kinder lernen mit dem Löffel zu essen, anstatt nebenbei versorgt zu werden. Eltern wenden sich dem Nachwuchs zu, sprechen mit ihm und schenken ihm Aufmerksamkeit. Außerdem sehen die Kinder dabei, was sie essen. Das ist wichtig für die Entwicklung.
Letztendlich gilt laut den Experten aber: „Wer Kinder an gute Ernährungsgewohnheiten heranführen möchte, sollte ihnen echtes Obst und Gemüse anbieten. Quetschies sollten eher als Süßigkeit für zwischendurch angesehen werden.“