Nicht nur niedlich: Erdmännchen verteidigen ihr Revier mit Kriegstanz
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Manchmal führen Erdmännchen eine Art Kriegstanz auf, um die Gruppe größer erscheinen zu lassen, vermuten Forscher.
© Quelle: imago images/YAY Images
Cambridge. Bei Auseinandersetzungen zwischen Gruppen von Erdmännchen geht es nicht gerade zimperlich zu: Die Tiere versuchen einander zu verjagen, führen einen bedrohlichen Kriegstanz auf und scheuen auch vor teilweise tödlichen Kämpfen nicht zurück. Dies berichten Forscher, die Hunderte von Revierkämpfen zwischen Erdmännchengruppen beobachtet hatten, in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society.
Große Gruppen und solche mit Jungtieren trugen dabei besonders häufig den Sieg davon. Einen Heimvorteil konnten die Wissenschaftler bei rivalisierenden Erdmännchenteams nicht feststellen.
Erdmännchen (Suricata suricatta) leben in trockenen Regionen des südlichen Afrikas. Es sind sehr soziale Tiere, die innerhalb ihrer Gruppen intensiv kooperieren. Jede Gruppe umfasst etwa 20 Tiere. Ein dominantes Männchen und ein dominantes Weibchen zeugen etwa 80 Prozent des gesamten Nachwuchses, der dann von den Gruppenmitgliedern gemeinsam großgezogen wird. Die Tiere leben in Erdbauten, deren Eingänge bewacht werden. Ihr Revier markieren sie mit Duftmarken und Kot.
Erdmännchen tanzen zur Abwehr
Die Forscher um Tim Clutton-Brock von der University of Cambridge hatten über elf Jahre hinweg Erdmännchen in der Kalahari in Südafrika untersucht. Alle ein bis drei Tage besuchten sie dort lebende Gruppen und beobachteten, was passiert, wenn zwei Gruppen aufeinanderstoßen. Insgesamt kam es 422-mal zu solchen Begegnungen.
In fast zwei Dritteln der Interaktionen (64,7 Prozent) verjagte die unter Beobachtung stehende Gruppe die Tiere einer anrückenden Gruppe. Manchmal führten sie eine Art Kriegstanz auf, bei dem die Tiere den Schwanz aufrichteten und sich aufplusterten – vermutlich, um die Gruppe größer erscheinen zu lassen.
Bei dem Großteil aller Auseinandersetzungen, die im Schnitt 20 Minuten dauerten, zog sich daraufhin schließlich eine der Gruppen zurück. Bei 38 Auseinandersetzungen kam es zu einem Kampf, in 13 dieser Kämpfe wurde mindestens ein Tier getötet. Insgesamt starben 22 Erdmännchen, die meisten von ihnen Jungtiere.
Je größer die Gruppe, desto wahrscheinlicher ein Sieg
Größere Gruppen gewannen die Kämpfe häufiger als kleinere, berichten die Forscher weiter. Auch Gruppen mit Jungtieren gingen häufiger als Sieger vom Platz. Der Ort der Auseinandersetzung – ob auf heimischem Terrain oder auswärts – spielte den Daten zufolge keine Rolle für den Ausgang des Geschehens.
Der Ausgang eines Kampfes wirkte sich auf die Revieraufteilung bei den Erdmännchengruppen aus: So bezogen die Verlierer Schlafbauten näher am Zentrum ihres Reviers, die Gewinner hingegen nutzten Schlafhöhlen, die weiter entfernt von ihrem Zentrum lagen.
Studie soll auch zum Verstehen des Menschen beitragen
„Wir zeigen, dass Interaktionen zwischen Erdmännchengruppen nie tolerant verlaufen, dass die Mehrheit mit irgendeiner Form von Aggressivität einhergeht und dass eine Minderheit in physischer Gewalt endet“, fasst Erstautor Mark Dyble vom University College London in einer Mitteilung der Universität die Ergebnisse zusammen.
Dem Forscher zufolge könne die Studie auch dabei helfen, das Wesen des Menschen besser verstehen zu lernen: „Wenn wir Gewalt in menschlichen Gesellschaften wirklich verstehen wollen, müssen wir auch die evolutionären Wurzeln verstehen. Das bedeutet, dass wir verstehen müssen, warum andere Tiergruppen kämpfen und was sie dabei gewinnen und verlieren.“
RND/dpa