Meningokokken: Lohnt sich eine Impfung?

Impfungen können vor Meningokokken schützen

Impfungen können vor Meningokokken schützen

Hannover. Meningokokken sind eine seltene und gefährliche Erkrankung. In Dresden ist am Wochenende ein Kitakind an den Folgen einer Infektion mit Meningokokken gestorben. Eine Stadtsprecherin bestätigte am Vormittag zunächst den Todesfall, auf den genauen Befund warte man noch.

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Die Meningokokken-Infektion ist eine schwere Erkrankung, die innerhalb von Stunden lebensbedrohlich werden kann.

Was sind Meningokokken-Erkrankungen?

Die Infektion wird über die Bakterien Neisseria meningitidis übertragen. Der Facharzt für Kinderheilkunde- und Jugendmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Professor Baumann, erklärt: "Diese Bakterien verbergen sich in Hüllen, den sogenannten Kokken und sind deswegen besonders schwierig abzuwehren." Die Bakterien siedeln sich im Hals und Rachentraum an und verursachen meist eine Hirnhautentzündung, die sogenannte Meningitis. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es in Deutschland etwa vier Fälle pro eine Million Menschen im Jahr. "Eine Meningokokken-Erkrankung ist eine sehr aggressive Krankheit, sie ist aber auch sehr selten.", sagt Professor Baumann.

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Übertragung durch Tröpfchen-oder Schmierinfektion

Die Bakterien werden bei engem Kontakt mit den Erkrankten übertragen, da die Erreger außerhalb des Körpers schnell absterben. „Am häufigsten werden die Meningokokken durch eine Tröpfcheninfektion übertragen, zum Beispiel beim Husten oder Küssen.“, erklärt Professor Baumann. Aus kurzer Entfernung können sie so eingeatmet werden. Die Erreger können aber auch als Schmierinfektion über Körperkontakt übertragen werden, zum Beispiel, wenn ein Erkrankter in seine Hand hustet und dann jemandem die Hand reicht.

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Fieber, Erbrechen und Krämpfe als Symptome

Die Krankheit bricht sehr plötzlich aus und schreitet dann schnell fort. In etwa zwei Dritteln aller Fälle äußern sich Meningokokken als Hirnhautentzündung, in etwa einem Drittel als Blutstrominfektion (Sepsis). Die Betroffenen leiden zunächst häufig unter grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen, und Benommenheit. „Erst nach einem bis mehreren Tagen wird das volle Krankheitsbild erreicht.“, erklärt Professor Baumann.

Die grippeähnlichen Symptome steigern sich zu Muskel-, Nacken- und Gliederschmerzen, teilweise haben die Betroffenen Schüttelfrost und Erbrechen. Auch ein schmerzender, steifer Nacken ist ein typisches Anzeichen. „Charakteristisch für die Meningokokken sind außerdem Hautblutungen.“, so der Kinderarzt. Ab diesem Zeitpunkt schreitet die Krankheit aggressiv voran und kann innerhalb von wenigen Stunden zu Kreislaufversagen führen.

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Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Beschwerden der Erkrankung jedoch weniger deutlich sein. An einer Hirnhautentzündung sterben etwa ein Prozent der Erkrankten, bei der Blutstrominfektion etwa jeder zehnte oder bei einem schweren Verlauf sogar fast jeder dritte.

Meningokokken: Risiko für Kleinkinder, Kranke und Raucher

Erste Beschwerden zeigen sich in der Regel drei bis vier Tage nach der Ansteckung, die Inkubationszeit kann aber auch zwischen zwei und zehn Tagen liegen. Die Erkrankten sind schon vor den ersten Anzeichen bis zu sieben Tage lang ansteckend.

Jeder Mensch kann von einer Meningokokken-Infektion betroffen sein. Besonders gefährdet sind jedoch Säuglinge im ersten Lebensjahr, Kleinkinder oder Jugendliche. „Auch enge Wohnverhältnisse, ein geschwächtes Immunsystem oder Rauchen können die Ansteckungsgefahr erhöhen.“, so Professor Baumann. Ein stark erhöhtes Infektionsrisiko haben außerdem alle Personen, die mit einem Betroffenen im gleichen Haus leben oder sonst engen Kontakt zu der kranken Person hatten.

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Meningokokken: Beim ersten Verdacht ins Krankenhaus

Weil die Beschwerden einer Meningokokken-Erkrankung zunächst einer Grippe ähneln, wird die Krankheit meist nicht sofort erkannt. Wer die Symptome wie plötzliches Fieber oder Schüttelfrost feststellt, sollte schnell handeln. „Insbesondere, wenn man Hautblutungen bekommt, muss sofort ein Notarzt gerufen werden.“, warnt Professor Baumann. Im Krankenhaus kann die Infektion mit Antibiotika behandelt werden. Die Antibiotika wirken bei Meningokokken sehr schnell: Nach 24 Stunden sind Betroffene bei erfolgreicher Behandlung nicht mehr ansteckend.

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Auch Personen, die mit dem Erkrankten Kontakt hatten, sollten so schnell wie möglich Antibiotika bekommen. So kann verhindert werden, dass die Krankheit ausbricht. Wer auch nur den Verdacht hat, an Meningokokken erkrankt zu sein, muss außerdem Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Wohngemeinschaften informieren, wenn er diese besucht. Denn diese Einrichtungen dürfen Kinder und Erwachsene dann nicht mehr betreten.

Gegen Meningokokken impfen?

Es existiert kein hundertprozentiger Schutz gegen Meningokokken-Infektionen. Allerdings gibt es Maßnahmen, die einer Ansteckung vorbeugen können. Dazu zählt die Prävention durch Impfungen gegen verschiedene Typen von Meningokokken. „Seit 2006 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung für alle Kinder im Alter von 12 bis 23 Monaten mit dem Meningokokken-C-Impfstoff.“, erklärt Professor Baumann. Allerdings handele es sich nur in 30 Prozent der Erkrankungen um den Typ C. Deutlich häufiger tritt inzwischen der Typ B auf. Auch gegen diese Gruppe gibt es einen Impfstoff. In anderen Ländern wie Großbrittanien wird dieser Impfstoff für alle Säuglinge empfohlen, in Deutschland dagegen bisher nur für bestimmte Risikogruppen. „Eltern können ihre Kinder aber auf eigene Kosten impfen lassen.“, sagt Professor Baumann. In manchen Fällen übernimmt auch die Krankenkasse dis Kosten. Zurzeit wird in Deutschland außerdem intensiv diskutiert, ob eine Impfung gegen die Serogruppen ACWY ebenfalls empfohlen werden soll.

Laut dem Bericht des MDR werden die Kinder in der betroffenen Dresdener Kita im Tagesverlauf mit Antibiotika versorgt. Bereits 2018 war ein Kind in einem Dresdener Kindergarten an einer Meningokokken-Meningitis erkrankt.

Von RND/lzi

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