Mein Kind ist hochbegabt – und wird es immer schwerer haben als andere: Eine Mutter erzählt

Ilona konnte vor allen anderen lesen, schreiben und rechnen – ihre Noten waren trotzdem miserabel. Ein Test zeigte, dass sie einfach unterfordert war: Das Mädchen hat einen IQ von 140.

Ilona konnte vor allen anderen lesen, schreiben und rechnen – ihre Noten waren trotzdem miserabel. Ein Test zeigte, dass sie einfach unterfordert war: Das Mädchen hat einen IQ von 140.

Neulich war wieder so ein Elternsprechtag, bei dem alle über Ilona, meine 13-jährige Tochter, klagten. Sie sei ein totaler Klassenclown, zickig, aufbrausend und lenke alle anderen Kinder vom Unterricht ab, weil sie nur Unfug anstellt, statt der Stunde zu folgen. Ilonas Noten waren dementsprechend mies und ich wirklich deprimiert.

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Da fing an der Schule eine neue Lehrerin an, die mich darauf ansprach, ob ich bei Ilona schon einmal einen Intelligenztest hätte machen lassen. Denn vielleicht sei sie ja hochbegabt und deshalb so gelangweilt vom Unterrichtsstoff. Da erinnerte ich mich daran, dass Ilona wirklich schon sehr früh lesen und schreiben konnte – schon ein Jahr bevor sie in die erste Klasse kam.

Also ging ich mit meiner Tochter zu Mensa – dem Verein für Hochbegabte. Als Ilona den IQ-Test mit Bravour bestanden hatte – übrigens einem IQ von 140 –, grinste sie mich begeistert an und meinte: „Ach, Mama – das war voll simpel. Das kannst du auch.“ Und ich dachte: „Pah, ich versuch’s wirklich mal.“

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Hochbegabung in der Familie kann Unsicherheiten nehmen

Tatsächlich bestand auch ich und weiß seither, dass auch ich eine Hochbegabung habe. Mit einem Intelligenzquotienten von 132. So habe ich endlich auch eine Erklärung dafür, dass ich bei der Arbeit oft auf Ideen komme, die ich selbst sehr naheliegend und plausibel finde, während mich die Kolleginnen nur verständnislos anstarren. Ich denke ganz einfach anders und schneller als andere.

Das Gute daran ist: Ich kann meine häufig auch negativen Erfahrungen mit meiner Hochbegabung an Ilona weitergeben und sie immer beruhigen, dass sie nicht bescheuert ist oder spinnt, sondern dass ihr Hirn einfach nur so etwas wie eine Hochgeschwindigkeitsbahn für Gedanken ist, während andere eben eher mit 60 Stundenkilometern in der Gegend herumbummeln.

„Du bist keine blöde Streberin“

Wichtig ist aber auch, dass ich Ilona immer wieder sagen muss, dass sie deshalb keine blöde Streberin und kein skurriles Nerdmädchen ist, sondern einfach nur besonders wissbegierig. Das heißt, ihr Gehirn braucht viel Futter und ausreichend Stoff zum Lesen, Lernen und Tüfteln. Meine Tochter habe ich deshalb auch auf einer anderen Schule angemeldet, an der es spezielle Begabtenkurse gibt und ein breiteres Spektrum an Zusatzangeboten.

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Hochbegabung auch schweres Schicksal

Doch ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Ilona es trotzdem schwerer haben wird als die anderen. Denn auch ich habe mich früher immer wieder gefragt, was mit mir nicht stimmt, weil ich mich oft so unverstanden fühlte.

Oder ich litt unter zermürbender Selbstkritik und dem Gefühl völliger Überforderung, weil ich viel sensibler denke, fühle und begreife, was um mich herum geschieht. Das kann schon eine Strafe sein. Aber zum Glück kann ich meiner Tochter davon erzählen und sie so davor bewahren zu verzweifeln. Denn eigentlich ist es ja toll, so schlau zu sein.

Was ist Hochbegabung?

Hochbegabte Kinder weisen eine sehr hohe Intelligenz auf und verfügen somit über eine außerordentliche Denkfähigkeit und eine schnelle Auffassungsgabe. Damit sind sie in ihrer geistigen Entwicklung Gleichaltrigen oftmals weit voraus. Ob ein hochbegabtes Kind mit dem Potenzial zu außergewöhnlichen Leistung diese allerdings auch erbringt, hängt von seiner Förderung ab. Die Intelligenzforschung spricht von einer Hochbegabung, wenn ein Kind einen Intelligenzquotienten (IQ) von über 130 Punkten erreicht. Zum Vergleich: Der normale IQ liegt zwischen 85 und 115. So kann erst ein entsprechender IQ-Test Aufschluss über eine tatsächliche Hochbegabung geben.

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Einige Merkmale für Hochbegabung

Hier finden Sie einige Merkmale, die oft bei hochbegabten Kinder beobachtet werden. Weitere Informationen veröffentlichte unter anderem die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK).

  • Hochbegabte Kinder lernen sehr früh aus eigener Motivation heraus Sprechen, Lesen und Rechnen.
  • Sie verfügen früh über einen großen Wortschatz.
  • Das logische Denken ist sehr stark ausgeprägt.
  • Sie beobachten ihre Umgebung sehr detailliert und erforschen ganz unterschiedliche Bereiche.
  • Sie eignen sich sehr schnell Wissen an und verfügen über eine hohe Merkfähigkeit.
  • Durch ihre hohe Auffassungsgabe sind sie gleichaltrigen Kindern weit voraus.
  • Sie freuen sich über schwierige Aufgaben und können diese sehr schnell lösen.
  • Leichte und routinierte Aufgaben verweigern sie oder scheitern an diesen.
  • Sie sind lustlos und langweilen sich schnell, wenn sie nicht gefordert werden.
  • Sie interessieren sich für Bücher und Themen, die ihre Altersstufe weit überschreiten.
  • Sie sind oft perfektionistisch veranlagt und äußerst ehrgeizig.
  • Sie sind sehr selbstkritisch und selten mit sich zufrieden, da sie ihren hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Das kann zu Wutausbrüchen führen.
  • Sie werden allgemein schnell ungeduldig und unbequem.
  • Sie haben Schwierigkeiten Anschluss an Gleichaltrige zu finden und sich in Gruppen zu integrieren. Sie schließen sich lieber Älteren an.
  • Gleichzeitig sind sie oft menschenscheu und ängstlich.
  • Sie neigen zur Belehrung und Besserwisserei.
  • Sie wollen jede Situation unter Kontrolle haben und diese bestimmen. Somit ordnen sie sich ungern unter und stellen Autoritäten infrage.
  • Sie verfügen über organisatorisches Geschick.
  • Sie weisen eine hohe Aktivität bei hoher Ausdauer und Belastbarkeit auf.
  • Oft sind sie auch körperlich sehr geschickt.

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