Mehr Vertrauen: Kinder müssen nicht per Smartwatch kontrolliert werden
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Wenn das Kind eine Smartwatch trägt, hat das aus Sicht mancher Eltern viele Vorteile: Sie können den Standort verfolgen und Gespräche mithören. Doch wann geht die Kontrolle zu weit?
© Quelle: Florian Schuh/dpa-tmn
Berlin. Sprachnachrichten hinterlassen, ausgewählte Kontakte festlegen, SOS-Knopf: Für zahlreiche Eltern scheint eine Smartwatch die perfekte Alternative zum Handy zu sein - gerade wenn das Kind auf eine weiterführende Schule kommt. Sie schätzen, dass über das Handgelenk Anrufe erledigt werden können, ohne dass das Kind ein Mobiltelefon besitzt.
Standort des Kindes per Smartwatch ermitteln
Doch das ist nicht alles: Via GPS können Mama und Papa auf dem eigenen Handy sehen, wo sich das Schulkind gerade aufhält oder welchen Weg es geht. Sie behalten auch die Übersicht, mit wem das Kind telefoniert. Medienexperten warnen vor zu viel Kontrolle - etwa der Nutzung des sogenannten Voice Monitorings.
Bei dieser Funktion hören Eltern die Umgebungsgeräusche des Kindes, können selbst aber nicht gehört werden. "Das ist ein Eingriff in die Freiräume und Privatsphäre des Kindes", kommentiert Kristin Langer von der Initiative "Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht". Lehrer berichteten der Medienpädagogin, dass manche Eltern sogar nicht davor zurückscheuen, den Unterricht ihres Kindes über die Uhr abzuhören.
Abhören im Unterricht ist illegal
Das findet Langer sehr bedenklich. "Das Abhören in der Schule ist illegal. Denn der Klassenraum ist kein öffentlicher Raum", erklärt die Pädagogin. Der Start in das Schulleben sei ein Schritt in die Selbstständigkeit. Der Übergang in die weiterführende Schule der nächste. "Wenn rauskommt, dass Eltern über die Uhr abhören, Chats mitlesen oder fragen, mit wem hast du an der Ecke eine Viertelstunde gequatscht, ist das für Kinder ein erheblicher Vertrauensbruch", warnt Langer.
Die Expertin empfiehlt, die Smartwatch mit dem Kind gemeinsam einzurichten. Zusammen sollte auch vereinbart werden, welche Funktionen genutzt werden. Langer rät: "Ist das Kind sicher in der Handhabung des Internets und verantwortungsbewusst genug, kann es auch ein kindersicher eingerichtetes Smartphone benutzen."
RND/dpa