Lebensretter schlagen Alarm: Immer mehr Nichtschwimmer wegen Corona-Krise

Die Corona-Pandemie macht nach Einschätzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft immer mehr Menschen zu Nichtschwimmern.

Die Corona-Pandemie macht nach Einschätzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft immer mehr Menschen zu Nichtschwimmern.

Bad Nenndorf. Die Corona-Pandemie macht nach Einschätzung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft immer mehr Menschen zu Nichtschwimmern. Das Risiko zu ertrinken steige, gleichzeitig nehme die Fähigkeit ab, sicher zu schwimmen, warnte DLRG-Präsident Achim Haag am Mittwoch. Der Grund: In der Pandemie sind die Bäder geschlossen, die Zahl der Schwimmprüfungen bricht ein. „Hier sprechen wir mittlerweile von mindestens einem, wenn nicht sogar schon zwei verlorenen Jahrgängen in der Schwimmausbildung“, betonte er.

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Pandemie lies Zahl „Signifikant“ steigen

Das könnte sich angesichts der beginnenden Badesaison dramatisch auswirken. Denn die Menschen träumen vom Meer, von Stränden, von Urlaubsgefühlen, Sommer und Sonne - erst recht nach der langen Corona-Starre. Und jetzt: Das Risiko des Ertrinkens sei „dauerhaft erhöht“, weil in der Pandemie die Zahl der Nichtschwimmerinnen und Nichtschwimmer „signifikant“ gestiegen sei, mahnte Haag.

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75 Prozent weniger Schwimmprüfungen abgenommen

Die Ausbilder am Beckenrand nahmen demnach im vergangenen Jahr 23.485 Schwimmprüfungen ab - im Vergleich mit 2019 brach die Zahl um 75 Prozent ein. Ähnlich bei den Schwimmabzeichen: Wurden 2019 noch 48.243 Seepferdchen vergeben, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 14.566. „Der Zusammenhang mit der Pandemie liegt hier auf der Hand“, betonte Haag mit Blick auf die in der Krise geschlossenen Bäder. Die bewirken noch etwas: Die Zahl der Rettungsschwimmprüfungen sank um zwei Drittel auf knapp 33.000, die Ausbildung der Retter stockt.

Aber schon vor der Pandemie habe ein Viertel aller Grundschulen keinen Schwimmunterricht anbieten können, weil kein Bad zur Verfügung gestanden habe, erklärte Haag. Sicheres Schwimmen sei nicht zum Nulltarif zu haben, Schwimmbäder seien „ein Stück Daseinsvorsorge“.

Ausfälle lassen sich nicht in ein paar Wochen nachholen

Frank Villmow aus dem DLRG-Präsidium forderte Kommunen und Badbetreiber auf, dabei zu helfen, dass Kinder und Jugendliche schwimmen lernen. Etwa 70.000 Kinder hätten 2020 nicht schwimmen gelernt, das lasse sich nicht „in den nächsten Wochen nachholen“. Er forderte Schwimmzeiten für die Ausbildung in den Bädern, Intensivkurse seien geplant.

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Politik in der Pflicht

Ingbert Liebing, Chef des Verbandes kommunaler Unternehmen, äußerte sich besorgt angesichts der Warnungen. Er sagte mit Blick auf Pandemiefolgen und Sanierungsstau: „Wir appellieren an Bund und Länder, die Betreiber der kommunalen Bäder nicht baden gehen zu lassen, sondern für eine langfristig sichere Finanzierung zu sorgen.“

Die Politik müsse sich der Frage annehmen, wie Bäder erhalten werden könnten und bezahlbar blieben. Vielerorts stehe die Öffnung der Bäder bevor, dies könne helfen, Defizite beim Schwimmenlernen aufzuholen.

2020 wurden 901 Menschen gerettet

Die Rettungsschwimmer bewahrten nach DLRG-Angaben im vergangenen Jahr 901 Menschen vor dem Tod, ein Jahr zuvor waren es 950 Menschen. Bei 28 Einsätzen hätten sie sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen müssen, sagte Haag. Rund 41.000 Retter setzte die nach eigenen Angaben weltgrößte Wasserrettungsorganisation mit Sitz in Bad Nenndorf nahe Hannover im vergangenen Jahr ein, diese bewachten 1375 Gewässer und 1479 Schwimmbäder, über zwei Millionen Stunden kamen dabei zusammen.

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Haag zeichnete außerdem Sven Heckmüller für eine Lebensrettung aus: Der 47-Jährige war demnach Ende April am Mittellandkanal unterwegs, als ein Junge in Lebensgefahr geriet. Er rettete das Kind vor dem Ertrinken. Im vergangenen Jahr ertranken bundesweit 378 Menschen - nach 417 ein Jahr zuvor. Die häufigsten Ursachen der Einsätze: Leichtsinn, Selbstüberschätzung und Unkenntnis der Gewässer.

RND/dpa

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