Lärm – und wie er unserem Körper schadet
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Der morgendliche Berufsverkehr fließt über den Berliner Kaiserdamm. Der Straßenverkehrslärm nervt die Menschen von allen Lärmverursachern mit Abstand am meisten.
© Quelle: dpa
Hannover. Am 25. April findet der 21. Tag gegen Lärm, der International Noise Awareness Day, unter dem Motto "Laut war gestern!" statt.
Die Aufmerksamkeit soll auf die Ursachen von Lärm und seine Wirkungen gelenkt werden. Ziel ist, nachhaltig die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. In Deutschland ist der „Tag gegen Lärm“ eine Aktion der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA).
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Am 21. Tag gegen Lärm soll unter dem Motto „Laut war gestern“ auf die Ursachen und Wirkungen unerwünschter Umweltgeräusche aufmerksam gemacht werden.
© Quelle: dpa-tmn
Herr Hintzsche, welchen Lautstärken ist der Mensch denn im Alltag ausgesetzt?
Unser Gehör ist jeden Tag den verschiedensten Geräuschen ausgesetzt. Das geht los bei Blätterrauschen, das nur etwa zehn Dezibel Lautstärke erreicht über einen gewissen Lautstärkepegel im Büro. Je nach Größe geht es da bei 50 Dezibel los bis hin zum Lärmverursacher Düsenflugzeug, der stolze 130 Dezibel Lärm verursacht.
Inwiefern ist Lärm gesundheitsschädigend?
Er wirkt sich als Stressfaktor auf das vegetative Nervensystem aus. Der Blutdruck kann steigen, es kann zu Kopfschmerzen-und Konzentrationsstörungen kommen, zu Muskelverspannungen oder zu Schlafstörungen. Dadurch kann sich der Körper nicht regenerieren und ist Krankheiten gegenüber eher ausgeliefert. Bei Frauen kann sich Schlaflosigkeit sogar auf das Brustkrebsrisiko auswirken.
Ab welchem Lärmpegel sind wir denn gesundheitsgefährdet?
Es gibt einen gesundheitsrelevanten Schwellenwert, der liegt bei 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht. Dadurch kann es zu den eben genannten Problemen kommen.
Kritischer wird es am Arbeitsplatz, wenn das Ohr acht Stunden lang Lautstärken von etwa 85 Dezibel ausgeliefert ist. Das ist zum Beispiel bei Straßenbauarbeitern oder Schlossern der Fall.
Wenn sie keinen Gehörschutz tragen, ist es wahrscheinlich, dass sie auf Dauer schwerhörig oder sogar taub werden, weil das menschliche Ohr diese langanhaltenden Schäden nicht wieder umkehrbar machen kann.
Gibt es auch gesunden oder angenehmen Lärm?
Dass Lärm gesund oder angenehm sein kann, schließt schon die Definition von Lärm als „unerwünschtem Schall“ aus. Allerdings gibt es durchaus Geräusche, die als angenehm empfunden werden können.
Etwa Naturgeräusche, Meeresrauschen oder die eigene Lieblingsmusik.
Oder das fröhliche Kichern von kleinen Kindern auf dem Spielplatz?
Auch hier kommt es wieder auf die Situation an. Die eigenen Eltern werden sich am Lachen ihrer Kinder erfreuen. Dadurch empfinden sie die Geräusche nicht als störend. Wenn allerdings nebenan jemand in Ruhe ein Buch oder die Zeitung lesen will, kann sogar Kinderlachen als Lärm empfunden werden.
Welcher Lärm hat Sie denn heute schon heimgesucht?
Außer dem ständigen Telefonklingeln im Büro eigentlich noch keiner (lacht).
Heißt das, Sie sind gegen alle anderen Geräusche immun?
Nein das nicht. Aber ich würde sagen, ich bin nicht besonders lärmempfindlich.
Dann verraten Sie doch mal ihre Top 3 der nervigsten Geräusche.
Da ich in der Nähe einer Eisenbahnstrecke wohne, ist der Güterverkehrslärm definitiv auf Platz eins. An zweiter Stelle steht der normale Zuglärm und dann kommen Geräusche von Klimaanlagen.
Sind Klimaanlagen so laut?
Ja, sie sondern Laute in tiefen Frequenzen ab, die hört der Mensch besonders gut. Im kleinen Gewerbebetrieb gegenüber läuft auch nachts die Klimaanlage. Dieses tiefe Brummen stört schon, wenn man schlafen will.
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Matthias Hintzsche ist Referent für im Fachgebiet Lärmminderung bei Anlagen und Produkten und Lärmwirkungen
© Quelle: privat
Was ist das lauteste Geräusch, das ein Mensch ertragen kann?
Der Spitzenpegel aus der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung liegt bei 135 Dezibel. Bei diesen Lautstärken werden die Härchen im Ohr geschädigt und können brechen. Wenn das mehrmals passiert, kommt es zu bleibenden Hörschäden.
Erinnern Sie sich an das lauteste Geräusch, das Sie jemals ertragen mussten?
Ja, das weiß ich noch ganz genau. Ich habe vor einer Weile in einem Ingenieurbüro gearbeitet, für das ich Messungen an der Motorsport-Rennstrecke Schleizer Dreieck in Thüringen vornehmen musste. Die Lautstärken im Nahbereich waren fast unerträglich.
Wie entspannen Sie sich nach Lärmbelastungen wie dieser?
Ich gehe gern raus ins Grüne und genieße die Natur, möglichst ohne Kunstgeräusche.
Von Josefine Kühnel/RND