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Wildtiere als potenzielle Gefahr

Neue US-Studie: Klimawandel begünstigt Entstehung neuer Viren

Das Dresdner Sequenzierungszentrum hat zwei der 15 jetzt veröffentlichten Arten beigesteuert: darunter die „Große Hufeisennase“.

Fledermaus der Spezies „Große Hufeisennase“.

Durch den Klimawandel könnten in Zukunft öfter neue Viren auftreten, die für den Menschen gefährlich sind: Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Untersuchung, auf die Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei Twitter verwiesen hat. Die Modellierung besagt in erster Linie, dass Viren aufgrund des Klimawandels häufiger zwischen verschiedenen Arten von Wildtieren hin- und her übertragen werden könnten. „In einigen Fällen könnte das ein zoonotisches Überspringen erleichtern“, schreiben die Forschenden – gemeint ist die Übertragung der Viren auf den Menschen. Wenn Viren zwischen Spezies hin- und herübertragen werden, können sie Gene austauschen und sich verändern. Durch Zufall können sie dabei Eigenschaften erwerben, die es ihnen erleichtern, auch Menschen zu infizieren.

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Laut der Hochrechnung der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen könnte es als indirekte Folge von Klimawandel und Landnutzung bis zum Jahr 2070 zu 4000 neuen Übertragungen von Viren zwischen Säugetierspezies kommen. In der Studie wird auch die besondere Rolle betont, die Fledermäuse hierbei einnehmen. Bei ihnen seien die meisten Virenübertragungen zwischen verschiedenen Arten zu erwarten. Außerdem gebe es bei Fledermausviren eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass diese sich so verändern, dass sie auch Menschen infizieren könnten.

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In Gesundheitsversorgung investieren

Auch bei Sars-CoV-2 geht die Wissenschaft davon aus, dass es sich ursprünglich um ein Fledermausvirus handelte. Weltweit kommen geschätzt 3000 verschiedene Coronaviren bei Fledermäusen vor. Die meisten davon können nicht ohne Weiteres Menschen infizieren. Bereits im vergangenen Jahre war aber eine Studie erschienen, wonach die Verbreitung des Virus und seine Übertragung auf den Menschen durch den Klimawandel begünstigt wurde. Demnach hatte die Veränderung des Klimas dazu geführt, dass es in Südchina heute weniger Buschland und mehr tropische Savannen und Laubwälder gibt, die Fledermäusen als Lebensraum dienen. Etwa 40 neue Fledermausarten sollen seitdem dort aufgetreten sein und gut 100 neue Arten von Coronaviren eingeschleppt haben. Das Zusammenleben vieler Fledermausspezies im gleichen Gebiet dürfte den Austausch von Viren zwischen den verschiedenen Arten gefördert haben, schrieben die Forschenden in ihrer Studie. Und schließlich zu den Veränderungen des Virus geführt haben, die es ihm leichter machten, Menschen zu infizieren. „Wir wissen, dass der Klimawandel die Übertragung von Viren in Wildtieren auf den Menschen beschleunigt“, so die Studienautoren und -autorinnen damals in einer Pressemitteilung. Es gelte daher dringend, Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen zu verbessern.

Die Verfasser und Verfasserinnen der neuen „Nature“-Studie schreiben allerdings, selbst wenn es gelänge, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert bei unter zwei Grad zu halten, ändere das nichts am künftigen Virenaustausch zwischen Tieren. Es sei daher dringend erforderlich, das Auftreten neuer Erreger und deren Übertragung zwischen verschiedenen Spezies zu überwachen: Vor allem in tropischen Regionen, wo es eine starke Erwärmung und besondere Gefahr für das Entstehen von Zoonosen gebe. Es sei zudem wichtig, dass Regierungen und Organisationen in die Gesundheitsversorgung investierten, um vorbereitet zu sein. Auch Lauterbach hatte in seinem Tweet geschrieben, ein besserer Schutz vor Pandemien sei „dringend notwendig“, ohne allerdings zu erklären, worin genau dieser bestehen sollte.

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