Gefährliche Mückenstiche: Verbreitung des West-Nil-Virus befürchtet

Je wärmer es ist, desto schneller entwickelt sich der Virus in den Stechmücken.

Je wärmer es ist, desto schneller entwickelt sich der Virus in den Stechmücken.

Greifswald/Rostock. Für Raben- und Greifvögel endet die Erkrankung meist tödlich, andere Vögel zeigen keine Symptome. Menschen und Pferde können erkranken und in seltenen Fällen sogar sterben. Das West-Nil-Virus, das von Mücken übertragen wird, könnte sich nach dem milden Winter in Deutschland weiter verbreiten.

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Das ursprünglich aus Afrika stammende Virus kommt auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor. "In den letzten Jahren gab es in Süd- und Osteuropa immer wieder vereinzelte Ausbrüche mit 10 bis 100 Erkrankten", sagt der Rostocker Tropenmediziner Emil Reisinger. Das führte dazu, dass WNV in Europa zwar bekannt war, aber keine große Beachtung gefunden hatte.

Gefährlicher Virus – Verbreitung in Deutschland ist unklar

Dabei stecke in dem Virus ein gefährliches Potenzial, meint der Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektiologie der Unimedizin Rostock. „Eine Sterblichkeit von 2,5 bis 5 Prozent ist nicht wenig.“ Vor allem ältere und immunschwache Menschen können an der Infektion sterben. In Deutschland wurde aber bislang noch kein Fall gemeldet, bei dem sich ein Mensch durch eine Mücke angesteckt hat.

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In Deutschland ist bisher kein Mensch an einer WNV-Infektion durch einen Mückenstich erkrankt. Allerdings infizierte sich ein Tierarzt in Bayern wahrscheinlich bei der Obduktion eines Vogels, er erkrankte nicht schwer. In Süd- und Osteuropa starben im vorigen Jahr 181 Menschen an einer WNV-Infektion, mehr als 2000 erkrankten. Wie sich das Virus in Deutschland in diesem Jahr verbreiten wird, sei noch völlig offen, sagt Ziegler. Reisinger erwartet in den kommenden Jahren keinen größeren Ausbruch, geht aber von „gehäuften Einzelfällen“ bei Menschen aus.

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Das sind die Symptome

Die Symptome ähneln beim Menschen anfangs einer Grippe. Zunächst zeige sich die Erkrankung mit Fieber und Schweißausbrüchen, erläutert Reisinger. Dann fühlten sich die Patienten wieder wohl. Aber das Fieber komme wieder und es werde höchste Zeit, zum Arzt zu gehen. Denn dann bestehe die Gefahr einer Gehirnhautentzündung.

Für Menschen gibt es bislang keinen Impfstoff, für Pferde schon. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin empfiehlt, in diesem Jahr Pferde in Gebieten zu impfen, in denen das Virus bereits auftrat. „Die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus in diesem Winter in Stechmücken überlebt hat, ist sehr groß“, sagt die Virologin Ute Ziegler vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems bei Greifswald. Sie leitet das nationale Referenzlabor für WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden. Das Virus wird durch eine warme Umgebung begünstigt.

Bisher 14 erkrankte Tiere

In Deutschland wurden im vorigen Jahr die ersten WNV-Fälle bei Tieren entdeckt, vor allem bei Vögeln. In ihnen vermehrt sich das Virus besonders gut. „Sie stellen das natürliche Virusreservoir dar“, erläutert Ziegler. Bei Nutzgeflügel ist bislang nur ein erkrankter Gänsebestand in Israel Ende der 1990-er Jahre bekannt geworden. Auch Säugetiere werden infiziert. Aber nur Menschen und Pferde können ernsthaft erkranken. Sie stecken andere jedoch nicht an.

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Das erste Tier, das nachgewiesenermaßen an einer West-Nil-Infektion in Deutschland gestorben ist, war im August 2018 ein Bartkauz aus dem Zoo Halle/Saale. Insgesamt wurde diese anzeigepflichtige Tierseuche seither in Deutschland 14 Mal registriert, bei zwölf Vögeln und zwei Pferden, wie Ziegler erläutert. Einige Tiere überlebten.

Je wärmer, desto schneller ist die Verbreitung

Das Virus vermehrt sich nach ihren Worten in den Stechmücken umso schneller, je wärmer die Umgebung ist. Habe das Virus zur Vermehrung 2017 im Schnitt noch 17 bis 21 Tage gebraucht, seien es im warmen Sommer 2018 in Mitteldeutschland oft nur 12 bis 14 Tage gewesen. Die WNV-Nachweise hätten sich 2018 auf die wärmsten Regionen konzentriert – auf Sachsen-Anhalt, Südbrandenburg und Nordsachsen.

Gesundheitsbehörden, Veterinärämter, Tierärzte und Jäger in Deutschland wurden nach Angaben der Virologin im Hinblick auf den Erreger sensibilisiert. So seien Jäger gebeten worden, totes Federwild zu melden und einzuschicken. Weiterhin sollen neurologisch erkrankte Pferde möglichst auf das WNV untersucht werden.

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Von RND/dpa

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