Gassi gehen mit der Katze: Ein Hauch Freiheit oder Quälerei?
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Für den Spaziergang mit der Katze gibt es im Fachhandel ein spezielles Geschirr. Von Halsbändern oder Hundegeschirr rät der Deutsche Tierschutzbund ab.
© Quelle: Pixabay (Symbolbild)
Hannover. Frei laufende Katzen haben es gut: Sie können jagen, ihr Revier erkunden, frisches Gras knabbern, wann immer sie wollen, und Kontakt zu anderen Katzen knüpfen. Dementsprechend verständlich ist es, dass auch Großstädter, die Hauskatzen halten, sich Gedanken darüber machen, ob ihre Samtpfote die Natur gerne kennenlernen würde. Könnte das Gassigehen mit dem Stubentiger die Lösung sein?
Mit der Katze Gassi gehen: Kein Vergleich zu echtem Freigang
Fakt ist: Beim Spaziergang mit der Leine können Stubentiger ihre natürlichen Triebe und Bewegungsmuster weniger ausleben, als bei einem Freigang oder Auslauf im Garten. "Es schränkt die Katze eher ein", erklärt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. "Das bedeutet aber nicht, dass das Gassigehen grundsätzlich keine Bereicherung sein kann – schließlich lernt das Tier die Natur kennen und schnuppert frische Luft." Die Alternative wäre für reine Wohnungskatzen ein durch ein Netz abgesicherter Balkon.
Entscheidend ist der Charakter der Katze
Viele Katzenbesitzer befürchten, ihrem Stubentiger durch den Spaziergang an der Leine eher zu schaden, als ihm Gutes zu tun. Die Sorge ist teilweise berechtigt. „Sehr eigenwillige und freiheitsliebende Tiere könnten tatsächlich eine Unruhe im Wohnraum entwickeln, nachdem sie die Natur kennengelernt haben“, weiß Schmitz. „Das ist von der jeweiligen Katze abhängig.“ Hinzu kommt, dass einige Tiere auch vollkommen zufrieden mit ihrer geschützten Umgebung seien und durch Ausflüge eher verängstigt würden. In diesem Fall sollten Katzenbesitzer den Wunsch ihrer Mieze respektieren und von der Idee rauszugehen, Abstand nehmen.
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Hätte Ihre Katze Freude an einem Spaziergang im Freien?
Auch das Fachmagazin "Geliebte Katze" hat sich mit dem Thema beschäftigt und eine Reihe von Fragen zusammengestellt, die Katzenbesitzer sich vor dem Spaziergang im Freien stellen sollten:
• Ist meine Katze selbstbewusst?
• Ist meine Katze neugierig?
• Hat meine Katze einen gewissen Freiheitsdrang?
• Hat meine Katze früher schon einmal Freilauf gehabt oder ist draußen aufgewachsen?
• Ist meine Katze bewegungsfreudig?
• Reagiert meine Katze gelassen auf neue Eindrücke?
• Ist meine Katze sehr an mich gebunden?
• Ist meine Katze gesund?
• Ist meine Katze vollständig geimpft?
• Ist meine Katze jünger als sieben Jahre?
• Kann ich meine Katze problemlos auf den Arm nehmen?
• Reagiert meine Katze gelassen bei Autofahrten?
• Hat meine Katze Panik vor einem Katzenkennel?
Laut den Experten lohnt sich der Versuch mit Geschirr und Leine, wenn mindestens sieben der 13 Fragen mit „Ja“ beantwortet wurden.
Katzen an das Geschirr gewöhnen: Zu Hause üben
Wer mit seiner Samtpfote spazieren gehen möchte, braucht das richtige Equipment. „Bei Halsbändern besteht die Gefahr, dass das Tier sich stranguliert“, weiß Schmitz. „Wir als Tierschützer lehnen Halsbänder bei Katzen daher ab.“
Ein spezielles Geschirr für Stubentiger, das nicht eindrückt, einschneidet oder zu locker sitzt, sei die bessere Variante. Es sollte, insbesondere bei älteren Wohnungskatzen, zunächst nur in die gewohnte Umgebung gelegt werden. Dann könne langsam versucht werden, es gelegentlich überzustreifen. „Belohnt man die Katze währenddessen mit Leckerlis, assoziiert sie das Geschirr mit etwas Positivem“, so Schmitz. Anschließend könnten Katzenbesitzer versuchen, der Mieze das gesamte Equipment anzulegen und durch die Wohnung zu spazieren. Für den ersten Gang nach draußen empfiehlt die Expertin zunächst kurze Runden. Die Länge der Strecke könne anschließend gesteigert werden.
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Die Katze führt den Menschen aus – nicht umgekehrt
Ein entscheidender Unterschied zu dem herkömmlichen Spaziergang mit dem Hund: Katzen sind Hürdenläufer. Sie haben ein anderes Bewegungsmuster als Hunde und laufen zum Beispiel am liebsten von Versteck zu Versteck. „Manchmal bleibt eine Katze auch minutenlang stehen und rennt im nächsten Moment los“, so Schmitz. „Man folgt dem Tier eher, anstatt Zug auszuüben und zu versuchen, die Richtung vorzugeben.“
Doch Achtung: Katzenbesitzer sollten ihren angeleinten Stubentiger nicht auf Bäume klettern lassen. Zu groß sei die Gefahr, dass sich die Leine in den Ästen verfängt und das Tier sich stranguliert.
Mit der Hauskatze draußen: Was, wenn sich der Stubentiger losreißt?
Viele Katzenbesitzer befürchten außerdem, ihr Stubentiger könne sich bei einem Spaziergang an der Leine losreißen und nicht mehr nach Hause finden. „Die Gefahr besteht immer. Dem kann man allerdings entgegenwirken, indem man anfangs nur mit dem Tier rausgeht, wenn es hungrig ist“, erklärt Schmitz. Damit erhöhen Katzenbesitzer die Chance, dass die Mieze reagiert, wenn man sie zurückruft. Ebenfalls wichtig: Das Tier mit einem Mikrochip kennzeichnen und registrieren lassen, damit es im Zweifelsfall zugeordnet werden kann.
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