Extreme Wetterereignisse bis zu 30-mal wahrscheinlicher

Flutkatastrophe in Pakistan: Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Ein pakistanischer Junge sitzt auf einer Bank im Hochwasser vor einem Geschäft. Ein Drittel des Landes steht unter Wasser, 33 Millionen Menschen sind betroffen, mehr als 1480 Menschen sind nach offiziellen Angaben umgekommen.

Ein pakistanischer Junge sitzt auf einer Bank im Hochwasser vor einem Geschäft. Ein Drittel des Landes steht unter Wasser, 33 Millionen Menschen sind betroffen, mehr als 1480 Menschen sind nach offiziellen Angaben umgekommen.

Die Klimaerwärmung dürfte nach einer Schnellanalyse von Expertinnen und Experten zu den verheerenden Regenfällen in Pakistan beigetragen haben. Für die besonders betroffenen Provinzen Sindh und Baluchistan zeigten einige Modellrechnungen, dass die Regenmenge über einen besonders stark von Niederschlägen betroffenen Fünf-Tage-Zeitraum bis zu 50 Prozent höher war, als es ohne Klimawandel der Fall gewesen wäre. Das berichtete das Netzwerk World Weather Attribution (WWA-Netzwerk; etwa: Zuordnung Weltwetter) um die deutsche Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Imperial College in London.

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Seit Mitte Juni hat Pakistan ungewöhnlich starken Monsunregen erlebt. Ein Drittel des Landes steht unter Wasser, 33 Millionen Menschen sind betroffen, mehr als 1480 Menschen sind nach offiziellen Angaben umgekommen.

Isabel Bogorinsky von der Welthungerhilfe warnt, dass Pakistan noch lange mit den Folgen kämpfen wird. Das Wasser habe viele landwirtschaftlichen Flächen weggespült. Unter den Betroffenen herrsche oftmals Hoffnungslosigkeit. „Es fehlt an Zelten, es fehlt an Nahrungsmitteln, an sauberem Wasser und an sanitärer Versorgung.“

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Ohne Klimawandel geringeres Überflutungsrisiko

Das WWA-Netzwerk berechnet mit Computermodellen die Wahrscheinlichkeit von Wetterextremen vor der Industrialisierung und vergleicht sie mit heutigen Daten. Die Forscherinnen und Forscher gehen von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von 1,2 Grad aus, verglichen mit dem Durchschnittswert von 1850 bis 1900. Die Weltwetterorganisation WMO spricht von 1,3 Grad.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass Überschwemmungen wie dieses Jahr jedes Jahr passieren, liege bei einem Prozent, heißt es in der Studie. Allerdings gebe es erhebliche Unsicherheiten. Weil die Regenfälle in der Region Pakistan von Jahr zu Jahr höchst unterschiedlich seien, sei es schwierig, den Einfluss des Klimawandels genau zu quantifizieren, berichtete das Netzwerk. „Wir können aber mit großer Sicherheit sagen: Die Chance, dass so etwas passiert, wäre ohne Klimawandel geringer gewesen“, sagte Otto.

Veraltetes Wassermanagement mitverantwortlich

Bei Hitzewellen sei es deutlich einfacher, die Rolle des Klimawandels zu beurteilen als bei extremen Regenfällen. Bei der Hitzewelle, die Pakistan und Indien im März und April dieses Jahres erlebten, war das Netzwerk zu dem Schluss gekommen, dass solche Phänomene durch den Klimawandel rund 30-mal wahrscheinlicher geworden seien.

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Sozialwissenschaftlerin Ayesha Siddiqi von der Universität Cambridge sagte, schlechtes Wassermanagement, das noch aus Kolonialzeiten stamme, habe die Folgen der Überschwemmungen verschlimmert. Unter anderem hätten die Wassermassen nicht zügig abfließen können. Auch für den Klimawandel seien vor allem Industrieländer verantwortlich. Bei der Unterstützung Pakistans solle statt von humanitärer Hilfe besser von Reparationszahlungen gesprochen werden. „Pakistan sollte absolut Reparationen verlangen“, sagte sie.

Auch Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sieht westliche Länder in der Pflicht. Pakistan brauche Unterstützung, um sich an den Klimawandel anzupassen. „Allein aus moralischen Gründen trägt Deutschland schon jetzt Mitverantwortung für das, was in Pakistan geschieht, weil wir überdurchschnittlich zur globalen Erwärmung beigetragen haben“, sagte Schewe.

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