Flaschengarten selbst anlegen: Schritt für Schritt zum eigenen Minibiotop

Ein Flaschengarten sieht gut aus und braucht nach dem Verschließen des Glases jahrelang keine Pflege.

Ein Flaschengarten sieht gut aus und braucht nach dem Verschließen des Glases jahrelang keine Pflege.

Als Nathaniel Ward, ein englischer Arzt aus der Grafschaft Sussex mit einem Hang zu Naturwissenschaften, Mitte des 19. Jahrhunderts den „wardschen Kasten“, eine Art kleines Gewächshaus, ins Leben rief, diente dieser vor allem einem sicheren Schiffstransport von Pflanzen. Denn der Schutz, den die verschlossene Konstruktion bot, ermöglichte es ihnen, vorzüglich zu gedeihen, ganz ohne Staub und schroffen Temperaturwechsel. Ein Bewässern war nicht nötig: Durch den Deckel des Kastens hatte das Wasser keine Chance zu verdunsten. Unter den richtigen Voraussetzungen kamen die Pflanzen daher monatelang ohne Pflege aus.

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Was früher vor allem bei botanischen Entdeckungs- und Sammelreisen eine Rolle spielte, ist heute längst salonfähig – nicht wegen des Transports, wohl aber wegen der Simplizität und Genialität des „wardschen Kastens“. Denn auf dem Prinzip fußt 2021 manche Wohnzimmerdeko: Miniaturlandschaften in gläsernen Gefäßen, auch bekannt als Flaschengärten oder ewiges Terrarium, liegen im Trend.

Flaschengarten selbst anlegen: ein Trend auch für Anfängerinnen und Anfänger

Dass Zimmerpflanzen seit Jahrzehnten Interieur- sowie Naturliebhaberinnen und -liebhaber einen, hat viele Gründe – und sie gehen weit über das wohlbekannte „Sie verbessern die Raumluft“-Argument hinaus. Denn ein bisschen Grün verpasst den eigenen vier Wänden eine gemütliche Atmosphäre samt persönlichem Touch. Und sogar eine stresslindernde Wirkung wird ihm nachgesagt.

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Flaschengärten wiederum bieten eine Chance, sich heranzutasten. Ob als außergewöhnliche Dekoration, pflegeleichte Zimmerpflanze oder schöne Geschenkidee – für Experimentierfreudige bieten sich viele Möglichkeiten. Es gibt die schwierigere, offene Variante, bei der etwa ein Goldfischglas oder eine Vase als Übertopf fungiert, und die einfachere Version, einen geschlossenen Flaschengarten, etwa in Weinballons.

Hermetosphären: Minibiotope im Glas

Letztere sind auch als Hermetosphären bekannt und beinhalten das von Ward entdeckte autarke Ökosystem. Hier findet der Kreislauf der Natur im Miniformat statt: Das Wasser, das die Pflanzen aufnehmen und verdunsten, kondensiert an der Glas­innen­seite und tropft zurück auf den Boden, Kleinstlebewesen zersetzen herabfallende Blätter oder Pflanzenteile und liefern so Nährstoffe. „Das ist auch für Kinder interessant, sie sehen so, wie die Erde funktioniert“, sagt Bestsellerautor und Gärtner­meister René Wadas. Das Kreislaufsystem sorgt für eine außergewöhnliche Langlebigkeit: Der am längsten zirkulierende Flaschengarten, den Wadas kennt, ist älter als er selbst – nämlich 54 Jahre. Doch damit das hauseigene Minibiotop so lange hält, gebe es ein paar Regeln zu beachten.

Flaschengarten selbst machen: Das Säubern der Flasche ist das A und O

Als A und O des Flaschengartens gilt – logischerweise – die Flasche. Ihre Größe ist dem Gärtnermeister nach nebensächlich: Solange die Pflanze reinpasst, sind Kreativität und Nachhaltigkeit keine Grenzen gesetzt. Es kommen also viele Behältnisse aus Glas infrage, darunter herkömmliche Flaschen, aber auch Einkoch- und Bonbongläser. Einzige Voraussetzung: ein Deckel. „Wichtig ist außerdem, dass das Gefäß gründlich mit heißem Wasser gereinigt wird“, sagt Wadas. „Denn Schmutz ist eine Bedrohung für das Ökosystem.“

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Um einen Flaschengarten selbst anzulegen, braucht es die richtigen Gefäße, Pflanzen, Blumenerde, Drainage-Material wie Blähton und etwas Deko.

Um einen Flaschengarten selbst anzulegen, braucht es die richtigen Gefäße, Pflanzen, Blumenerde, Drainagematerial wie Blähton und etwas Deko.

So legen Sie einen Flaschengarten an

In das saubere Behältnis wird dann eine zwei bis drei Zentimeter hohe Drainageschicht aus Blähton, Kies oder Granulat gefüllt, um Staunässe und Schimmel zu vermeiden. „Dort sammelt sich das Grundwasser. Die Erde fault auf diese Weise nicht, und die Wurzeln bekommen genug Luft.“ Wer Schwierigkeiten hat, die kleinen Steinchen in das Gefäß zu geben, bedient sich eines Trichters oder einer Papprolle. Als gewisses Extra gelten zwei Esslöffel zerkleinerte Holzteile: Sie tragen zur Fäulnis- und Schimmelbekämpfung bei und binden Gerüche.

Die Drainage-Schicht verhindert, dass sich in dem hauseigenen Mini-Biotop Schimmel bildet.

Die Drainageschicht verhindert, dass sich in dem hauseigenen Mini­bio­top Schimmel bildet.

Um die Pflanze mit Nährstoffen zu beliefern, folgt darauf eine Schicht Erde. Hierfür eignet sich normale Blumenerde oder Aussaaterde. Ist die Auswahl getroffen, geht es ans Einpflanzen. „Für einen Flaschengarten eignen sich viele kleinwüchsige Pflanzen, zum Beispiel Miniorchideen, Dickblattgewächse und kleine Grünpflanzen“, sagt Wadas. „Aber auch eine Kakteen­land­schaft ist denkbar, ebenso wie Moose und Flechten in dem Biotop.“ Für eindrückliche Farbakzente sorgen zum Beispiel Bromelien. Wichtig ist dem Experten zufolge nur, dass die Bedürfnisse der Pflanzen in einem Ökosystem zusammenpassen.

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Schritt für Schritt zum ewigen Terrarium: Auf die zwei bis drei Zentimeter dicke Drainage-Schicht folgen ein paar Zentimeter Erde.

Auf die zwei bis drei Zentimeter dicke Drainageschicht folgen mindestens doppelt so viele Zentimeter Erde.

Letztes Element ist die Deko, zum Beispiel Steinchen, Muscheln oder Äste. Doch Achtung: Wegen des feuchtwarmen Klimas beginnt Holz schnell zu schimmeln. Wer seinem Flaschengarten seine persönliche Note verliehen hat, steht dann vor der letzten kleinen Herausforderung, dem Angießen der Pflanzen.

Ein Flaschengarten sieht gut aus und braucht nach dem Verschließen des Glases jahrelang keine Pflege.

Dekoelemente geben dem Flaschengarten den letzten Schliff.

Denn dabei ist Vorsicht geboten. Häufig geben Hobbygärtnerinnen und -gärtner zu viel Wasser in den Kreislauf. Daher ist es wichtig, die Flüssigkeit behutsam in das Glas zu geben, sodass die Erde befeuchtet wird, sich unten am Boden aber kein Wasser absetzt. Bevor dann endgültig der Deckel auf den Flaschengarten kommt, braucht es noch etwas Zeit: „Er darf erst geschlossen werden, wenn sich kein Niederschlag mehr am Glashals bildet“, erklärt Wadas. Ist die Feuchtigkeit verdunstet, kann das Glas zugemacht werden.

Ist das Biotop mithilfe des Wassers in Gang gebracht, fehlt nur noch der richtige Platz. Ein Flaschengarten benötigt viel Licht – allerdings schadet direkte Sonneneinstrahlung den Pflanzen. Fällt die Sonne unmittelbar durch das Glas, drohen die Gewächse im schlimmsten Fall zu verbrennen.

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In der Theorie ist es nicht nötig, den Flaschengarten jemals wieder zu öffnen. Er braucht weder Wasser noch Dünger. „Das System macht alles alleine“, sagt Wadas. Dann kann es sogar 54 Jahre zirkulieren und beweist: Der Flaschengarten ist ein wahrhaft langlebiger Trend.

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