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Elopement Wedding: Wie die Hochzeit auch ohne Gäste zum schönsten Tag im Leben wird

Du, ich und sonst nichts: Im Jahr 2021 bietet es sich an, ohne Gäste zu heiraten.

Du, ich und sonst nichts: Im Jahr 2021 bietet es sich an, ohne Gäste zu heiraten.

Berlin. Keine lange Menü- und Sitzplatzplanung. Keine Diskussion, ob Tante Erika unbedingt eingeladen werden muss. Keine nervige DJ-Suche. Eine Hochzeit zu zweit ist auf jeden Fall entspannter und oft auch günstiger als die große Party. Der Trend aus den USA heißt Elopement Wedding – also Durchbrennen und Heiraten. Aber ist das Paar nach dem Jawort allein am Strand glücklicher? Und wen stößt eine heimliche Hochzeit vielleicht vor den Kopf?

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Möglicherweise lassen die Corona-Pandemie oder die Familienverhältnisse eine große Hochzeit ohnehin nicht zu. „Die Eltern sind mit meiner Partnerwahl nicht einverstanden, oder mein Vater ist Alkoholiker und es gibt bei einer Feier immer Ärger“, nennt der Paartherapeut Wolfgang Krüger weitere Beispiele dafür, warum eine kuschelige Hochzeit nur zu zweit einen Sinn ergeben kann.

Warum alleine heiraten?

Die Familientherapeutin Valeska Riedel rät jedoch allen, die darüber nachdenken, sich vorab mit der eigenen Intention auseinanderzusetzen: Will ich abrechnen? Bin ich pragmatisch? Oder entspricht Elopement Wedding genau meiner Vorstellung eines romantischen Jaworts?

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Ist die Entscheidung getroffen, gilt es, die Folgen zu tragen. Auf die Idee reagiert möglicherweise nicht jeder positiv. „Gerade für Eltern kann es äußerst schmerzhaft sein, die Kinder in den nächsten Lebensabschnitt gehen zu lassen, ohne wirklich dabei sein zu dürfen“, warnt Riedel. Man sollte sich fragen: Wie denke ich in 30 Jahren darüber, wenn ich selbst Kinder hätte und nicht dabei sein dürfte?

Angst um Kontakt zu Enkelkindern

Die Eltern könnten sich ausgeschlossen fühlen, weil sie nicht Teil der Verbindung seien, erklärt der Paarberater Eric Hegmann. Zudem könnten manche befürchten, sie bekämen als Konsequenz eventuelle Enkelkinder nie zu Gesicht. Daher empfiehlt Hegmann, zumindest ein gemeinsames Essen oder eine Feier in kleinem Kreis zu organisieren.

„Man tut gut daran, einen Weg zu finden, die entscheidenden Menschen vorher zu informieren“, rät Riedel. Ist das nicht möglich, sollte sich das Paar vorab überlegen, wie es nach der Heirat damit umgehen will: Soll das Jawort komplett geheim bleiben oder verschickt man hinterher Karten? Oder feiert man einfach öfters Hochzeit, indem man alle Freunde besucht, wenn dies wieder möglich ist.

Am besten alle vorher informieren

Hegmann hält es zwar für konsequenter, vorab nur die Familie in Kenntnis zu setzen. Aber was ist mit all den Freunden, die vielleicht beleidigt reagieren, weil sie nicht eingeladen wurden? „Wer selbstbewusst ist, kann sie vorher informieren und dazu stehen.“

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Falls jemand eingeschnappt ist, lohnt es sich Riedel zufolge, einmal darüber nachzudenken, warum das so ist – und dann das Thema anzusprechen: Worum geht es eigentlich? Um die Feier? Oder hast du gute Gründe, die dafür sprechen, unsere Freude nicht zu teilen?

Auf jeden Fall Fotos machen lassen

„Heutzutage informiert man hinterher ohnehin alle via Instagram“, sagt Hegmann halb scherzhaft. Tatsächlich sind bereits manche Hochzeitsfotografen auf den Trend aufgesprungen. Sie bieten Elopement-Pakete an, um auch diesen intimen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Hegmann rät dazu, Fotos machen zu lassen: „Man bereut es, wenn man keine hat und nur eine Urkunde als Andenken behält.“

Manches spricht auch für eine Feier mit vielen Menschen. Laut Krüger könnte die Ehe dann sogar länger halten: „Das hat damit zu tun, dass eine Liebesbeziehung besser ist, wenn ein großer Freundeskreis besteht, in dem man verankert ist“, erläutert der Psychotherapeut.

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Hochzeit als Übergangsritual

Andererseits gehen einer US-amerikanischen Studie zufolge Hochzeiten, die extrem teuer und aufwendig geraten, statistisch häufiger mit frühen Scheidungen einher als Feiern, deren Kosten unter etwa 20.000 Dollar bleiben. „Grundsätzlich hat aber die Art der Hochzeit keinen Einfluss darauf, wie gut eine Ehe später läuft“, sagt Hegmann.

„Die Hochzeit ist ein Übergangsritual wie eine Beerdigung oder Taufe und als solches wichtig und sensibel“, erläutert Riedel. Beim heimlichen Heiraten sei das Ritual ganz klein. „Starke Rituale haben jedoch Zeugen“, gibt die Familientherapeutin zu bedenken. Nicht umsonst gibt es meist offizielle Trauzeugen, die das Ritual bekräftigen. Das sei eine alte Tradition und entspreche einer tiefen Weisheit: Was nicht gesehen wird, hat nicht stattgefunden.

Dankbarkeit ist romantisch

Das Versprechen nicht nur voreinander zu geben, sondern auch vor der Familie, vor Freunden und – wenn man religiös ist – auch vor Gott, habe für viele Menschen eine zusätzliche Qualität. „Das kann ein Stück weit bereut werden, wenn man das nicht hatte“, sagt Hegmann.

Die Hauptsache ist aber, dass beide Partner das gleiche wollen und dazu stehen. Schließlich – so bringt es Hegmann auf den Punkt – hat Romantik nichts mit Rosenblättern zu tun. Sondern mit der Dankbarkeit für den Moment, den man mit dieser einen Person verbringen kann.

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RND/dpa

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