Debatte um Corona-Studie: Wissenschaftler distanzieren sich von “Bild”-Berichterstattung
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Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin.
© Quelle: Christophe Gateau/dpa
Der Streit zwischen dem Chefvirologen der Berliner Charité, Christian Drosten, und der “Bild”-Zeitung zieht weitere Kreise. Ursprung der Debatte ist die Studie “Analyse der Sars-CoV-2-Viruslast nach Alter der Patienten”, die Drosten gemeinsam mit weiteren Mitautoren Ende April veröffentlicht hatte. Die Wissenschaftler hatten in Proben von 3712 Infizierten die Menge an Sars-CoV-2-Viren bestimmt und kamen zu dem Ergebnis, dass es im Wesentlichen es keine nachweisbaren Unterschiede in der Viruslast der verschiedenen Altersgruppen gebe.
In einem Bericht vom Montag hatte die “Bild”-Zeitung Drosten und seinem Team allerdings vorgeworfen, die Studie sei in weiten Teilen falsch. Zur Bekräftigung zitierte das Medium vier Wissenschaftler, die sich im Nachhinein aber von der Berichterstattung distanzierten. Ihre Aussagen seien teilweise aus dem Zusammenhang gerissen worden.
Wissenschaftler verweisen auf statistische Mängel
Am Mittwoch legte die “Bild”-Zeitung mit einem weiteren Artikel über die Studie nach. Darin heißt es, die Ergebnisse der Drosten-Studie seien wissenschaftlich nicht haltbar. Dies zeige auch die Analyse des britischen Statistikprofessors Sir David Spiegelhalter von der Universität Cambridge und von Kevin McConvay, ehemaliger Vizepräsident der Royal Statistic Society. Auf Twitter verwies Spiegelhalter auf statistische Mängel der Studie und bezeichnete diese als “ungeeignet”. In einem Tweet empfehlen beide Wissenschaftler zudem, den Vordruck der Studie zurückzuziehen.
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Nur wenige Stunden später distanzieren sich McConvay und Spiegelhalter allerdings von der negativen Berichterstattung. “Wir sind uns im Klaren, dass die Gruppe weiterhin an der Viruslast arbeitet und die statistischen und medizinischen Postion klarer machen wird. Wir können die nicht statistischen Aspekte nicht kommentieren”, heißt es in einem Tweet.
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Am Dienstag hatte sich Drosten in seinem Podcast “Coronavirus-Update” zu der öffentlichen Debatte geäußert. Darin sagte er, dass für die besagte Studie “grobe” statistische Methoden verwandt worden seien. Dies hätten Statistiker zu Recht angemerkt. Derzeit werde an einem Update der Studie gearbeitet.
Bereits vor zwei Wochen hatte der Virologe die Bedeutung von Kindern für die Ausbreitung des Coronavirus in seinem Podcast wie folgt kommentiert: “Das Kinderthema ist einfach im Moment ein offener Bereich, wo uns Daten fehlen und wo die wenigen und zum Teil wenig soliden Daten, die vorhanden sind, von unterschiedlichen Wissenschaftlern leicht unterschiedlich interpretiert werden.”
RND/mkr