Das Ende der ISS? Raumstation soll laut Nasa-Plänen 2031 kontrolliert abstürzen
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Seit mehr als 20 Jahren ist die ISS Außenstützpunkt der Menschheit.
© Quelle: Kao Corporation/Kao Corporation/
Es ist der abgeschiedenste Ort der Erde, der zur letzten Ruhestätte der Internationalen Raumstation ISS werden soll: der „Point Nemo“. Eine Stelle mitten im Südpazifik zwischen Neuseeland und Chile, auch bekannt als „Pazifischer Punkt der Unzugänglichkeit“, an dem in den vergangenen Jahrzehnten schon zahlreiche Raumschiffe ihr Ende gefunden haben. 2031 soll nun auch die ISS auf diesem Raumschifffriedhof beerdigt werden. Wie genau die 109 Meter lange und 450 Tonnen schwere Raumstation entsorgt werden soll, hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa nun in einem Bericht bekanntgegeben.
So soll das Ende der ISS aussehen
Geplant ist, dass sich die ISS, die sich zurzeit in 400 Kilometern Höhe befindet, schrittweise der Erde nähert. Diese Absenkung soll bereits 2027 beginnen. Die letzte Crew, die im Frühjahr 2030 zur ISS fliegen soll, müsste dann nur noch eine Höhe von rund 320 Kilometern erreichen.
Drei russische Progressraketen mit Bremsschüben sollen zwischen Juni und November 2030 dabei helfen, die Raumstation noch weiter abzusenken, bis sie den „Point of no return“ erreicht. Spätestens dann muss die Crew die ISS wieder verlassen. Ab dem „Point of no return“ erledigt die Schwerkraft der Erde den Rest: Sie zieht die Raumstation weiter nach unten, die ISS tritt in die Erdatmosphäre ein, wobei ein Teil von ihr verglüht. Die übrigen Bestandteile versinken schließlich in den Tiefen des Südpazifiks.
Weitere Zusammenarbeit mit Roskosmos ist fraglich
Die Zukunft der ISS steht schon seit längerer Zeit auf wackeligen Beinen: Ursprünglich sollte 2020 das Ende der Raumstation eingeleitet werden; dann wurde der Vertrag über die internationale Zusammenarbeit doch bis 2024 verlängert. Während die Nasa und die Europäische Weltraumorganisation Esa den bekanntesten Außenposten der Menschheit noch bis 2031 aufrechterhalten wollen, ist noch unklar, wie sich die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos entscheiden wird. Bislang stand die Behörde einem Weiterbetrieb eher kritisch gegenüber.
„Wir werden in naher Zukunft sehen, welche Entscheidung getroffen wird, ob wir den Betrieb der ISS über 2024 hinaus verlängern werden“, sagte der Chef der Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, Mitte Dezember vergangenen Jahres der russischen Nachrichtenagentur Interfax. „Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Entscheidung über die Zukunft der ISS ist die Gewährleistung der uneingeschränkten Sicherheit der Besatzungen an Bord.“
Der Zustand der Raumstation hat sich in den vergangenen Jahr immer mehr verschlechtert. Zuletzt hatten Kosmonautinnen und Kosmonauten im russischen Teil der Raumstation beispielsweise Lecks entdeckt, die für Probleme bei der Luftversorgung gesorgt hatten. Roskosmos-Chef Rogosin sprach von einer „umfassenden Analyse des Zustands des russischen Segments der ISS“, die notwendig sei, um darüber entscheiden zu können, ob die Nutzungsdauer der Raumstation verlängert oder das Programm eingestellt wird.
ISS steht „Jahrzehnt der Ergebnisse“ bevor
Seit mehr als 20 Jahren ist die Internationale Raumstation dauerhaft von Menschen bewohnt. Im November 1998 brachte eine russische Rakete das erste ISS-Bauteil ins Weltall, danach wurde die Station Stück für Stück weiter ausgebaut.
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„Die Internationale Raumstation geht in ihr drittes und produktivstes Jahrzehnt als bahnbrechende wissenschaftliche Plattform in der Schwerelosigkeit“, wird Robyn Gatens, Direktorin der ISS im Nasa-Hauptquartier, Ende Januar in einer Pressemitteilung der Raumfahrtbehörde zitiert. Das kommende Jahrzehnt sei ein „Jahrzehnt der Ergebnisse“, geprägt vom weiteren Ausbau der globalen Partnerschaften und der Erforschung neuer Technologien, die etwa „der Menschheit weiterhin medizinische und ökologische Vorteile“ bieten sollen.
Nasa lässt privaten Raumfahrtunternehmen den Vortritt
Und wie geht es nach dem Ende der ISS weiter? Zukünftig will die Nasa nicht mehr selbst eine Raumstation im Orbit betreiben, sondern auf kommerzielle Angebote zurückgreifen. „Der private Sektor ist technisch und finanziell in der Lage, mit Unterstützung der Nasa kommerzielle Ziele im erdnahen Orbit zu entwickeln und zu betreiben“, sagte vergangene Woche Phil McAlister, Direktor für kommerzielle Raumfahrt im Hauptquartier der Raumfahrtbehörde. „Wir freuen uns darauf, unsere Erkenntnisse und Betriebserfahrungen mit dem privaten Sektor zu teilen, um ihm bei der Entwicklung sicherer, zuverlässiger und kosteneffizienter Ziele im Weltraum zu helfen.“
Das private US-Raumfahrtunternehmen Axiom Space hatte 2020 beispielsweise von der Nasa den Auftrag erhalten, ein neues Modul an die ISS anzuschließen. Weitere Module, auch von anderen Anbietern, sollen folgen, um aus ihnen schließlich eine neue Raumstation im All aufzubauen. Die Nasa will diese dann gelegentlich für eigene Zwecke anmieten.
Die Raumfahrtfirma „Blue Origin“ von Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte im Oktober vergangenen Jahres unterdessen angekündigt, eine eigene Raumstation namens „Orbital Reef“ zwischen 2025 und 2030 ins All zu bringen. Sie solle Platz für bis zu zehn Menschen bieten und außerdem als eine Art „Gewerbegelände“ dienen, sowie als Anlaufpunkt für Weltraumtouristinnen und Weltraumtouristen. Auch China arbeitet an einer eigenen Raumstation namens „Tiangong“. Die ersten Bauteile wurden vom Raumfahrtbahnhof Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan bereits ins All geflogen. Die Ära der Weltraumstationen geht also weiter.