Auswirkungen des Klimawandels: Temperatureffekte erst nach Jahren messbar
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Die Drosselung der Treibhausgase hat einen positiven Effekt auf das Klima – nur ist dieser erst Jahre später messbar.
© Quelle: imago images/Future Image
Selbst bei einem deutlichen Rückgang des globalen Treibhausgas-Ausstoßes sind die Auswirkungen auf die Erderwärmung möglicherweise erst nach frühestens 15 Jahren eindeutig messbar. Darauf weisen norwegische Forscher nach Modellrechnungen im Fachblatt “Nature Communications” hin. Das Team vom Cicero-Zentrum für internationale Klima- und Umweltforschung in Oslo analysierte für verschiedene Emissionsszenarien, wann sich zweifellos bestimmen ließe, dass sich der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur verlangsamt hat.
Drosselung der Treibhausgase führt zu spätem Effekt
Selbst wenn es die Weltgemeinschaft schaffen sollte, ihren Ausstoß an Treibhausgasen drastisch zu drosseln (RCP-Szenario 2.6), sei erst ab dem Jahr 2035 ein messbarer Temperatureffekt zu erwarten. Bei einer weniger starken Drosselung (RCP-Szenario 4.5) sprechen die Forscher frühestens vom Jahr 2037.
Dass sich Erfolge beim Kampf gegen die Klimakrise erst relativ spät anhand der Temperatur feststellen lassen, hat verschiedene Gründe. So reagiert das Klima recht langsam auf veränderte Treibhausgas-Emissionen. Zudem gibt es natürliche Schwankungen, die die vom Menschen verursachten Effekte überlagern können – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. Als Beispiel dafür nennen die Forscher die Phase zwischen den Jahren 1998 und 2015, in der die globale Durchschnittstemperatur vergleichsweise wenig anstieg.
Effekte stellen sich unmittelbar ein
Erstautor Bjørn Samset vergleicht den vom Menschen verursachten Klimawandel mit einem Tanker, der mit hoher Geschwindigkeit bei starkem Wellengang unterwegs ist. “Wenn man das Schiff abbremsen will, wird man den Rückwärtsgang einlegen.” Trotzdem dauere es eine Weile, bevor man bemerkt, dass das Schiff tatsächlich langsamer wird. “Es wird zudem wegen der Wellen hin und her schaukeln.” Samset betont aber: Ein Rückgang der Treibhausgas-Emissionen habe von Anfang an einen Effekt auf die Klimaerwärmung, auch wenn der erst mittelfristig messbar sein wird.
“Wir haben diese Untersuchung zum Teil auch gemacht, um uns alle daran zu erinnern, dass die Dinge Zeit brauchen.” Sowohl die Klimaziele von Paris als auch die öffentliche Wahrnehmung hätten hauptsächlich Änderungen der globalen Durchschnittstemperatur im Blick. Aber diese seien eben erst mit deutlichem zeitlichem Abstand eindeutig nachweisbar.
Forscher: Treibhausgase statt Temperatur messen
Das 2015 geschlossene Abkommen von Paris sieht vor, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Im Moment ist die Weltgemeinschaft auf keinem guten Weg dorthin. In den letzten 50 Jahren ist die globale Durchschnittstemperatur pro Jahrzehnt im Mittel um etwa 0,2 Grad Celsius gestiegen.
Die Osloer Forscher plädieren dafür, Erfolg oder Misserfolg der globalen Bemühungen an der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre festzumachen, die sich einfacher bestimmen lässt.
Helge Goessling vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven sagt, die Studienergebnisse lieferten “neue und detailliertere Zahlen dafür, wann wir mit einem nachweisbaren Effekt von Emissionsreduktionen auf den globalen Temperaturverlauf rechnen können”.
RND/dpa