Alexander Gerst ist wohlbehalten zurück – und freut sich auf seine Familie

Die strapaziöse Landung scheint Gerst nichts ausgemacht zu haben.

Die strapaziöse Landung scheint Gerst nichts ausgemacht zu haben.

Scheskasgan. Alexander Gerst streckt kurz nach der Landung seine rechte Faust in die Luft, jubelt und lacht. Die Strapazen des Rückflugs von der Internationalen Raumstation ISS zur Erde sind dem Astronauten nicht anzusehen. In der Steppe von Kasachstan in Zentralasien ist es am Donnerstag frostig kalt. Schnell streift sich der Geophysiker mit dem kahlgeschorenen Kopf eine Mütze über. Dann heben fünf Männer den Stuhl mit dem deutschen Raumfahrer an und tragen ihn weg von der Sojus-Raumkapsel, mit der Gerst zusammen mit einem Kosmonauten und einer US-Astronautin landete. Es ist das Ende seiner zweiten Dienstreise zur ISS, 363 Tage hat er nun insgesamt im All verbracht.

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Mission ist noch nicht zu Ende

Gersts Angehörige warten in Deutschland auf ihn. „Ich freue mich, heimzufliegen und meine Familie zu sehen“, sagt Gerst und ergänzt pflichtbewusst: „Aber die Mission ist noch nicht zu Ende, wir müssen noch die Ergebnisse auswerten.“ Der Deutsche sitzt neben dem Russen Sergej Prokopjew und der US-Astronautin Serena Auñón-Chancellor, die mit ihm sechseinhalb Monate auf der ISS lebten und arbeiteten.

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Zuvor war die Raumkapsel der drei an einem Fallschirm hängend auf dem Boden aufgeschlagen. Schnee wirbelt. Die Crew klettert nicht allein aus der Kapsel. „Der Hauptgrund ist der Kreislauf. Man möchte nicht, dass die Astronauten umkippen. Das Blut sackt in die Beine und fehlt eventuell im Gehirn“, erläutert die Weltraummedizinerin Claudia Stern vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Es gebe auch Astronauten, die erstmal Probleme mit dem Gleichgewicht hätten. „Sie haben Schwindel, weil die Informationen von den Sensoren im Körper und den Augen nicht mit der Lage zusammenpassen. Die Sensoren im Gehirn müssen sich neu anpassen.“

Gerst hat bei seiner zweiten Mission 3152 Mal die Erde umrundet

197 Tage schwebten Gerst und sein Team rund 400 Kilometer über den Kontinenten und Ozeanen in etwa 90 Minuten einmal um den Erdball. Die Nasa hat ausgerechnet, dass die Raumfahrer 3152 Mal die Erde umrundet haben. Die Auswirkungen auf den Körper sollen nun analysiert werden. Schon kurz nach der Landung werden die Raumfahrer von Medizinern untersucht. Lange müssen sie nicht bleiben: Gerst wird noch am Abend am Flughafen Köln/Bonn erwartet.

Als Sternschnuppe werde er wieder nach Hause kommen, schrieb der 42-Jährige kurz vor dem Abflug auf Twitter. Er habe jeden Tag auf die Erde geschaut und könne „sich einfach nicht daran sattsehen“. Seit dem Jahr 2000 forschen ohne Unterbrechung Raumfahrer im Weltraumlabor. Wie wohl kein ISS-Mitglied zuvor ließ Gerst die Welt über Social-Media-Botschaften und Fotos an seinem Abenteuer teilhaben.

Fehlstart einer Sojus-Rakete hatte den Zeitplan durcheinander gebracht

Oft lag Pathos in den Nachrichten, die er vom All aus verschickte. In einer am Mittwoch veröffentlichten Video-Botschaft „an meine Enkelkinder“ nennt er die Erde ein „zerbrechliches Raumschiff“. Er müsse sich bei künftigen Generationen entschuldigen: „Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation, Euch den Planeten nicht gerade in dem besten Zustand hinterlassen werden.“ Er verweist auf Umweltverschmutzung und „zum Großteil sinnlose Kriege“. „Ich hoffe sehr für Euch, dass wir noch die Kurve kriegen.“

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Gersts Mission will einen Beitrag für den Fortschritt auf der Welt leisten. Allerdings waren es am Ende weniger Experimente als zu Beginn im Juni geplant waren. Der Fehlstart einer russischen Sojus-Rakete Mitte Oktober zur ISS hatte den Zeitplan durcheinander gewirbelt. Lange war auch unklar, ob Gerst und seine Crew Weihnachten zu Hause feiern können. Gerst hatte Anfang Oktober als erster Deutscher das Kommando übernommen.

Sojus-Kapsel hatte Loch

Die Panne war nicht die einzige Sache, die seinen Aufenthalt im All überschattete. An seiner Sojus-Kapsel, mit der er nun wieder sicher zur Erde zurückkam, tauchte ein Loch auf, das mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch abgedichtet wurde. Wie es dazu kam, wird noch untersucht. Der deutsche Raumfahrer bringt wichtige Proben dafür mit.

Wie es mit Alexander Gerst weitergeht, ist noch nicht klar. In seiner letzten Video-Botschaft von der ISS sagt er, wenn auch nicht explizit auf sich bezogen, dass „die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit, dass Gelegenheiten immer nur einmal kommen und man für Dinge, die es wert sind, auch mal ein Risiko eingehen muss“.

Fliegt Gerst als nächstes zum Mond?

Experten halten es für wahrscheinlich, dass Gerst noch einmal ins All fliegt, vielleicht sogar zum Mond. Die USA wollen 2023 erstmals seit Jahrzehnten wieder den Mond umrunden – mit einem bemannten Orion-Raumschiff, das derzeit in Zusammenarbeit mit Europa entsteht. Der Leiter der aktuellen Gerst-Mission, Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sagt: „Ich gehe davon aus, dass er noch mal fliegt.“

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Von RND/dpa

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