Das dicke Ende der Wohnungsbaukrise kommt erst noch
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Noch im Rohbau befinden sich Wohnhäuser, hier in Frankfurt.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Schlechte Nachrichten ist Klara Geywitz gewohnt. Die Baubranche ächzt unter den hohen Baukosten und Zinsen, das Neubauziel von 400.000 Wohnungen musste die Bauministerin in diesem Jahr längst zusammenstreichen. Jetzt aber hat das Statistische Bundesamt Zahlen vorgelegt, die nicht so schlecht sind wie befürchtet: 2022 wurden 295.300 neue Wohnungen fertiggestellt – ein leichtes Plus von 0,6 Prozent.
Die schlimmsten Schreckensszenarien sind nicht eingetroffen. Ein Grund zum Aufatmen aber ist das keineswegs, denn das dicke Ende kommt erst noch: 2022 hatte die Branche ein Polster, Auftragsbücher waren gefüllt, Projekte wurden abgearbeitet. Wer jetzt mit dem Hausbau loslegt, hat erheblich schlechtere Rahmenbedingungen. Material ist teuer, Arbeitskräfte sind knapp, und die Zinsen steigen weiter.
Bundesregierung muss geschlossen gegensteuern
Bereits jetzt werden immer mehr Neubauprojekte abgesagt – und mit jedem einzelnen gerät das Ziel der Bauministerin in weitere Ferne. Das ist hochbrisant, denn die knapp über 100.000 fehlenden Wohnungen sind weit mehr als nur ein statistisches Problem. Sie stehen für Menschen, die händeringend auf der Suche nach einer neuen Bleibe sind. Will die Ampelkoalition gegensteuern, muss sie diese Wohnungskrise als das ansehen, was sie ist: eine Krise.
Das Problem ist übrigens nicht nur eines der Bauministerin. Die Frage nach bezahlbarem Wohnraum hat sich längst zur sozialen Frage entwickelt. Und die kann nur gelöst werden, wenn die gesamte Bundesregierung entschlossen gegensteuert. Tut sie das nicht, wird sie sich an schlechte Nachrichten gewöhnen müssen. Nicht nur an die vom Wohnungsmarkt, sondern auch an die aus den Wahllokalen.