Wie profitiere ich vom Konjunkturpaket?
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Die Mehrwertsteuer wird gesenkt und das wirkt sich auf die Branchen aus. Sowohl das Einkaufen als auch ein Handwerker werden günstiger. Doch dabei gibt es auch einiges zu beachten.
© Quelle: imago images/Westend61/RND Montage Behrens
Stuttgart. Ab 1. Juli ist sie da: Erstmals seit ihrer Einführung in der heutigen Form wird die Mehrwertsteuer in der Bundesrepublik gesenkt. Die Abgabe, gleichbedeutend mit dem Begriff Umsatzsteuer, fällt von 1. Juli an befristet bis zum Jahresende auf 16 Prozent, der ermäßigte Satz auf 5 Prozent. Dies ist nur ein Punkt des 130 Milliarden Euro-schweren Konjunkturpakets, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln und gleichzeitig die Menschen zu unterstützen.
Dieser Punkt kommt den Staat aber teuer zu stehen: Denn die Mehrwertsteuer macht etwa ein Drittel des staatlichen Gesamtsteueraufkommens aus. Im Jahr 2019 kamen von insgesamt knapp 800 Milliarden Euro Steuereinnahmen mehr als 243 Milliarden Euro aus der Umsatzsteuer.
Für Verbraucher ist das auf den ersten Blick eine gute Entscheidung, dürfte doch vieles billiger werden. Gerade im Lebensmittel- und im Einzelhändel haben schon die großen Händler angekündigt, die Preisreduzierung unmittelbar an den Verbraucher weiterzugeben.
Beim Discounter-Einkauf ist die Ersparnis gering
Aus 99 Cent werden 97 Cent, aus 2,49 Euro werden an der Kasse 2,44 Euro. Hochgerechnet bedeutet die Mehrwertsteuersenkung beim gesamten Einkauf im Discounter eine Ersparnis in Höhe von nur wenigen Cents. Ähnlich sieht es bei laufenden Kosten für Telefon, Gas und Strom aus: Die Mehrwertsteuersenkung wollen die meisten Anbieter zwar an die Kunden weitergeben - um große Summen geht es am Ende aber nicht.
Eine deutlich höhere Ersparnis kann es derweil bei größeren Anschaffungen geben, beispielsweise beim Kauf eines Autos. Die viel diskutierte und von der Branche geforderte Kaufprämie für Autos mit Verbrennungsmotoren findet sich zwar in dem Papier der Bundesregierung nicht, aber die Mehrwertsteuersenkung wird auch Autos billiger machen.
Autos werden deutlich günstiger
Ein Pkw, der bis Ende Juni 30.000 Euro gekostet hat, würde ab dem 1. Juli per se nur noch 29.244 Euro kosten. Es wäre eine Ersparnis von 756 Euro. Für Käufer eines E-Autos wird es noch interessanter. Denn der Zuschuss für den Kauf eines E-Autos wird erhöht. Statt bislang bis zu 3000 Euro soll es nun bis zu 6000 Euro geben. Nimmt man noch die internen Autohersteller-Prämien für E-Autos hinzu, kann ein Käufer bis zu 11.000 Euro beim Kauf eines E-Autos sparen. Viele Automarken gehen schon jetzt in die Offensive.
Volkswagen beispielsweise “schenkt” den Kunden ab sofort beim Kauf eines Neuwagens die 16 Prozent an Mehrwertsteuer. Damit will man den eigenen Absatz fördern. Die Aktion gilt jedoch nur bei teilnehmenden Handelspartnern und für Fahrzeugbestellungen bis zum 30. September und gilt nicht für die E-Modelle e-up! und ID.3. Mitbewerber der Wolfsburger haben ähnliche Angebote parat.
Auf das Kaufdatum achten
Eines sollte man jedoch auf jeden Fall beachten, egal ob man nun ein Auto kauft, ein größeres Handwerker-Projekt in Auftrag gibt oder nur Online etwas bestellt: Wichtig für den Nachlass der Mehrwertsteuer sind drei verschiedene Faktoren: Der Zeitpunkt des Kaufs, der Lieferung beziehungsweise der vollendeten Handwerkerleistung.
Dass heißt, kauft man ein Produkt online, so gilt das Versanddatum, um vom reduzierten Steuersatz zu profitieren. Beim Autokauf sollte der Flitzer auch bis Ende des Jahres geliefert werden und nicht erst im Jahr 2021. Denn sonst gilt wieder der herkömmliche Steuersatz.
Das gleich gilt auch beim Handwerker. Einen Auftrag aus dem Juli 2020, der aber erst im Dezember auf Januar 2021 ausgeführt wird, weil der Betrieb zu viel zu tun hat, wird nicht mit dem reduzierten Steuersatz berechnet, sondern mit dem herkömmlichen.
Preise vergleichen
Letztlich wird die Entscheidung eines jeden Einzelnen, ob er nun von der Reduzierung der Mehrwertsteuer profitieren möchte, davon abhängen, ob genau im zweiten Halbjahr 2020 größere Anschaffung, die vielleicht erst für 2021 geplant war, finanziell vorgezogen werden und man damit ein paar Euros sparen kann.
Eines sollte man auf jeden Fall: Preise innerhalb der Branche, zwischen verschiedenen Händlern, vergleichen. Denn die Mehrwertsteuersenkung gibt nicht jeder Händler an seine Kunden weiter.
RND