Wewater: Dieses Start-up bringt Wasserfilter in Notstandsgebiete
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Wewater-Mitgründer Hannes Schwessinger vor Ort mit Dorfbewohnern und einem Kanister und einem Beutel zur Wasserreinigung.
© Quelle: Hannes Schwessinger
Knapp 850 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ermittelt hat diese Zahl die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Wer in einer Krisenregion lebt, muss oft weite Wege gehen oder viel berappen, um sich das begehrte Nass zu verschaffen. Hannes Schwessinger kennt die Lage vor Ort. „Abgepacktes Trinkwasser kostet dort mehr, als wir in Deutschland für eine Flasche bezahlen“, sagt der angehende Jurist.
Zumindest für einige der Millionen Dürstenden wollen er und seine Mitstreiter das ändern. Mit dem Publizistikstudenten Thilo Kurz, dem Blogger Steven Hille und dem Unternehmer Ulrich Weise hat der 28-jährige im März dazu das gemeinnützige Start-up-Unternehmen Wewater gegründet.
Ein erstes Projekt im ostafrikanischen Uganda hat das Quartett bereits verwirklicht und dort in einem Kinderdorf mit rund 700 Bewohnern ein System für sauberes Trinkwasser installiert. „Funktioniert alles super“, sagt Schwessinger stolz. Er hat vor Ort für den Aufbau gesorgt. Ein zweites größeres Projekt für ein ugandisches Dorf mit Krankenstation sei finanziell gesichert und in Arbeit. Ein drittes Projekt im Nachbarland Kenia werde von einheimischen Helfern vor Ort sondiert.
Selbst auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs gewesen
Auch die Filtertechnik für alle Projekte stammt aus dem Kreis der NGO-Gründer. „Ich bin früher viel in Afrika gereist und habe die Problematik mit verunreinigtem Trinkwasser kennengelernt“, erzählt Weise. Der Ingenieur und Erfinder arbeitet seit gut 20 Jahren in der Wasseraufbereitungsbranche und hat seine Kenntnisse genutzt, um einen möglichst einfachen Filter zu bauen, der auch in afrikanischen Notstandsgebieten einsetzbar ist. Herausgekommen ist eine Technik, die ohne Strom und Chemikalien auskommt, leicht zu bedienen und wartungsarm ist.
Gefertigt werden die Filter, deren Maße von einer Art Plastikbeutel für zwölf Liter Trinkwasser pro Tag über ein kanisterförmiges Gerät für das hundertfache Wasservolumen bis hin zu noch größeren Sonderanfertigungen reichen, bei seiner Mittelstandsfirma Weise Water in Henningsdorf bei Berlin.
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Fast die Hälfte aller Menschen, die Wasser aus ungeschützten Quellen trinkt, lebt laut den UN in Afrika südlich der Sahara. Sechs von zehn Menschen hätten keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen. Jeder neunte verrichte seine Notdurft im Freien. Gängige Methoden zur Wasseraufbereitung erfordern aber die zuverlässige Verfügbarkeit von Strom, der in Entwicklungsländern oft fehlt.
© Quelle: Hannes Schwessinger
Den kleinen Wasserbeutel hatte er schon gefördert vom EU-Entwicklungsfonds EFRE entworfen, als es zum ersten Kontakt mit dem Blogger Hille kam, erinnert sich Weise. „Auf Basis dieses Produkts entstand dann die Idee, eine NGO zu gründen“, sagt der Erfinder. Als sich herausgestellt hat, dass vor Ort in Afrika größere Reinigungskapazitäten benötigt werden, habe er die Technik in einen Kanister gepackt, der ein ganzes Dorf mit Trinkwasser versorgen kann.
Filter zum Selbstkostenpreis
An Wewater gibt Weise seine Filter zum Selbstkostenpreis ab. Im kommerziellen Geschäft mit seiner Firma filtert er Produktionsabwässer unter anderem bei Siemens und Bosch. Weise-Water-Kunden sind die Bundeswehr in Mali und US-Kommunen, Textilbetriebe in Rumänien und Kupferminen in Chile. Hierzulande zählen Bauern und Klärbetriebe dazu.
Bakterien aller Art und so gut wie alle Viren bleiben in Weises Filtermembran hängen. Nur im Wasser gelöste Schadstoffe wie Pestizide sickern durch. Deshalb sind bei Wewater-Projekten Vorerkundungen im Einsatzgebiet nötig, um zu wissen, mit welcher Art von Verschmutzung man es zu tun hat.
Für den Einsatz in Krisenregionen prädestiniert ist die Technik auch, weil sie billig ist. Ein Liter aufbereitetes Wasser kostet weniger als einen Cent, verspricht der Erfinder. „Unser Hauptproblem in der aktuellen frühen Phase ist in erster Linie Geld und in zweiter Linie die Projektakquise“, sagt Schwessinger. Wewater finanziert sich durch Spenden. Das Gründerquartett arbeitet ehrenamtlich.
3000 Euro – und 700 Kinder sind versorgt
Gelder werden vor allem über Aufrufe in sozialen Medien eingeworben. Schwierig sei es, geeignete Projekte zu finden, weil sich Wewater keine aufwendigen Recherchen leisten kann, erklärt Schwessinger. Deshalb kooperiere man auch mit ehrenamtlichen Helfern vor Ort.
Wovon der NGO-Gründer träumt, ist ein Spendenaufkommen, das es erlaubt, bezahlte Mitarbeiter einzustellen. „Bislang machen wir als Start-up alles allein“, sagt Schwessinger. Das begrenze die Zahl der Projekte auf vier pro Jahr. Nur mit der Post schicken könne man die Filter nicht. Jemand müsse mitfliegen und vor Ort Dorfbewohnern erklären, auf was sie achten müssen und wie man die Filter wartet. Das Erstlingsprojekt in Uganda habe unter dem Strich rund 3000 Euro gekostet.
Schwessinger findet, das sei nicht viel Geld, wenn man sieht, dass 700 Kinder nun täglich sauberes Wasser trinken können. „Für uns ist Wasser ein Menschenrecht“, sagt der Gründer von Wewater im Namen seiner Mitstreiter.