Wer emissionsfreien Strom will, muss Windräder akzeptieren
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Verspargelt würden manche Kritiker diesen Anblick nennen. Denn die Energiewende hat dank der Politik ein Imageproblem.
© Quelle: Frank Molter/dpa
Das ist dumm gelaufen. Ausgerechnet in dem Moment, da der Klimaschutz die politischen Debatten beherrscht, kommt der Ausbau der Windenergie zum Erliegen. Da ist gewaltig was schiefgelaufen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat das Desaster viel zu spät erkannt. Und wenn er nun einen „nationalen Konsens“ erreichen will wie beim Atom- und Kohleausstieg, dann zeugt das eher von Hilflosigkeit als von Handlungsfähigkeit.
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Denn es geht beim Ausbau der wichtigsten regenerativen Energieerzeugungsform nicht nur um eine Delle, die mal schnell ausgebeult werden kann. Besonders bei Landes- und Kommunalpolitikern hat sich vielfach eine tiefe Abneigung gegen Windräder festgesetzt. Sie ist verknüpft mit der Angst vor Wutbürgern, die vermeintlich der AfD in die Arme laufen, wenn in ihrer Nähe ein Windrad aufgestellt wird.
Die Politiker – von der Kanzlerin bis zum Dorfbürgermeister – haben es in der Vergangenheit versäumt, dafür zu werben, dass es mit dem von der überwiegenden Mehrheit vehement geforderten Klimaschutz nur funktionieren kann, wenn die Windenergie an Land massiv ausgebaut wird. Wer emissionsfreien Strom will, muss die Spargel in der Landschaft akzeptieren.
Die Regierenden haben sich gedrückt
Viel zu lange haben sich die Regierenden vor dieser unbequemen Wahrheit gedrückt. Jetzt müssen konsequent die Flächen dafür ausgewiesen werden. Potenzielle Standorte, die sich auch mit dem Naturschutz vertragen, gibt es genug. Doch selbst wenn es nun endlich gelingt, in Rathäusern, Ministerien und Behörden die Schalter umzulegen, werden 2019 und 2020 verlorene Jahre für die Windenergie, den Umbau der Energiewirtschaft und den Klimaschutz werden.
Mehr noch: Die Drückebergerei der Politiker vernichtet Arbeitsplätze in der Windbranche und setzt den technologischen Vorsprung in einer Branche aufs Spiel, die riesige Potenziale hat: ein deutsches Trauerspiel.
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