Wen betrifft Altersarmut?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/7KIV46C5WKUXJQ2B3DEDDXRAWQ.jpg)
© Quelle: @ noltelourens - depositphotos.com
Wenn die Rente nicht zum Leben reicht
Im Ruhestand sorgenfrei zu leben, wird in Zukunft deutlich schwieriger sein als heute. Zwar reicht bei manchen die Rente auch jetzt schon kaum aus, um Miete, Strom, Lebensmittel, Kleidung und alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs zu finanzieren – doch die Situation soll sich in den kommenden Jahren sogar noch zuspitzen.
Laut einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung wird im Jahr 2036 jeder fünfte Deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein. Was bedeutet, dass ihm statistisch gesehen jährlich weniger als 11.500 Euro pro Jahr zur Verfügung stehen.
Das Armutsrisiko im Alter steigt laut Experten in den kommenden 20 Jahren von derzeit 16,2 auf 20,2 Prozent. Ursachen für diese Entwicklung werden zahlreiche genannt – in der Regel liegen sie in der Umstrukturierung des Arbeitsmarktes begründet. Kurzarbeit, Minijobs, Niedriglöhne: Damit müssen sich seit Mitte der 90er-Jahre schließlich immer mehr Menschen zufrieden geben.
Ostdeutsche deutlich stärker betroffen
Vor allem Neurentner in Ostdeutschland werden eine deutliche Verschlechterung der aktuellen Situation erfahren, prognostizieren Experten. Waren Rentner der neuen Bundesländer bisher oft besser gestellt als jene in den alten Bundesländern, sollen mehr als ein Drittel der 67-Jährigen in Ostdeutschland den Alltag in 20 Jahren nicht mehr ohne finanzielle Einschränkungen bestreiten können.
Laut Bertelsmann-Stiftung wird sich die Quote der Neurentner, die auf Grundsicherung angewiesen sind, bis Mitte der 30er-Jahre nahezu verdoppeln. Als Grund wird die zeitweise sehr hohe Arbeitslosenquote und die Zunahme von Tätigkeiten im Niedriglohn-Bereich vor allem im Osten genannt. Diese Faktoren sorgen dafür, dass nicht genug in die Rentenkassen eingezahlt werden kann, um später eine Existenz oberhalb der Armutsgrenze zu sichern.
Risikogruppen: Alleinstehende Frauen, Langzeitarbeitslose, Niedrigqualifizierte
Als „Lösung“ für eine stabile Rente nennen die Experten indes langfristige und gut bezahlte Jobs. Doch leichter gesagt als getan: Wer nämlich wegen fehlender Qualifikation oder einer langen Unterbrechung im Job, etwa weil ein Kind auf die Welt gekommen und die Mutter alleinstehend ist, gar nicht oder nur geringfügig beschäftigt wieder in einen Beruf findet, hat schlechte Karten. Ebenso gefährdet von Altersarmut sind Selbstständige. Nur eine kleine Gruppe von ihnen, darunter Ärzte oder Journalisten, sind über berufliche Versorgungswerke abgesichert. Vor allem Kleinunternehmer ohne Angestellte jedoch, denen das nötige Kleingeld fehlt, um sich für den Ruhestand abzusichern, zahlen oft nicht in die Rentenkassen ein. Sie erwerben - wie auch Langzeitarbeitslose, die Hartz IV beziehen – in dieser Zeit keine Rentenansprüche.
Doch auch politische Forderungen wie die Stabilisierung des Rentenniveaus, Solidarrenten für langjährig Versicherte, eine Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge oder eine Reform der Erwerbsminderungsrente können den Trend hin zur Armut im Alter nicht stoppen. Denn vor allem die in der Studie benannten Risikogruppen betreffen die Verbesserungsvorschläge kaum bis gar nicht.