Weltweite Schäden durch Naturkatastrophen gestiegen: Versicherer fordern Gefahrenportal
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Bei Naturkatastrophen sind im vergangenen Jahr insgesamt 8200 Menschen weltweit ums Leben gekommen.
© Quelle: Shahuri Saidi/BERNAMA/dpa
München. Werte von 171 Milliarden Euro haben Naturkatastrophen im vergangenen Jahr weltweit vernichtet – mehr als die 135 Milliarden im Vorjahr, aber „2020 war kein Rekordjahr“, sagt Ernst Rauch, Klimatologe beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re.
Es hätte allerdings leicht schlimmer kommen können, denn mit 30 großen Stürmen im Nordatlantik brachte die dortige Hurrikansaison einen Höchstwert. Es standen nur zufällig keine größeren Werte im Weg der Naturgewalten.
Klimawandel dürfte zukünftig mehr Schäden verursachen
Die Naturkatastrophen des Jahres 2020 haben 8200 Menschenleben gekostet. Das sind nicht so viele wie 2019 mit rund 9000 Toten und deutlich weniger als im Schnitt der vergangenen drei Dekaden. „Bei all diesen Gefahren wird langfristig der Klimawandel eine zunehmende Rolle spielen“, unterstreicht Munich-Re-Vorstand Torsten Jeworrek.
Die Schäden dürften also zunehmen, aber weltweit waren sie nur zu 40 Prozent versichert, in Europa sogar nur zu rund 30 Prozent. In finanzieller Hinsicht war ausgerechnet die größte Naturkatastrophe 2020 kaum versichert: Ein Hochwasser in China verursachte 14 Milliarden Euro Schaden, versichert waren aber nur 285 Millionen Euro.
Risikokarten für Stürme und Erdbeben fehlen
„Bei Starkregen und Überschwemmungen sind wir am meisten verwundbar“, sagt Rauch. In Deutschland seien nicht einmal die Hälfte aller Hausbesitzer gegen Starkregen und Hochwasser versichert, hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ermittelt.
Sich gezielt gegen Naturgewalten zu versichern, ist in Deutschland nicht einfach. Nur für das Risiko von Überschwemmungen in Flussnähe gibt es adressgenaue Risikokarten, mit denen die Versicherer ihre Prämien kalkulieren können. Für das steigende Risiko von Fluten, die flächendeckend auch abseits von Flüssen auftreten können, seien solche Karten erst in Arbeit, und auch für Sturm sowie Erdbeben würden sie fehlen, bemängelt der GDV.
Kommt eine europäische Ernteversicherung?
Der Verband fordert Abhilfe vom Bund. „Wir setzen uns nachdrücklich für ein bundesweites Naturgefahrenportal ein“, sagt Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Auf der politischen Tagesordnung steht das aber derzeit nicht, weiß man beim GDV. Corona beherrsche jetzt die Politik.
Auch eine EU-weite Erntepolice müsse auf die Tagesordnung. In den USA gibt es sie staatlich subventioniert seit Jahren. Bei Dürren fließen so zweistellige Milliardensummen an die US-Bauern. „Wir hoffen, dass es nicht erst eine große Dürre braucht, bis eine solche Ernteversicherung in der EU kommt“, sagt Rauch.