Kolumne „Chefinnensache“

Warum „Stapelkrisen“ auch etwas Gutes bewirken können

Digitalisierung spielt eine immer größere Rolle (Symbolbild).

Die Bedeutung der Digitalisierung ist immer noch nicht in allen Köpfen angelangt.

Berlin. Häufig muss erst einiges schieflaufen, bis man bereit ist, sich zu ändern und neue Wege zu gehen. Dann kommt der Moment, der einem die Augen öffnet: der blöde Spruch der Chefin, der einen endgültig zum Jobwechsel motiviert, das verpasste Schulfest, das einem zeigt, dass die Balance zwischen Familie und Beruf gerade nicht mehr stimmt oder die Rechnung vom Fitnessstudio, das man schon ganz vergessen hatte – genauso wie den Plan, wieder mehr Sport zu machen.

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Was für den Einzelnen gilt, gilt auch für Organisationen. Viele verharren leider bis zu dem Zeitpunkt, an dem klar ist: So geht es nicht weiter! Wir sehen es in der Digitalisierung: Es ist das eine, über den Veränderungsdruck zu reden, und das andere, diese Überzeugung in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Große Technologieoffenheit kann ich in der Breite der deutschen Führungsetagen jedenfalls immer noch nicht erkennen. Nicht mal 50 Prozent der Entscheiderinnen und Entscheider in der Wirtschaft denken zum Beispiel, dass Technologie im Kampf gegen den Klimawandel wirklich etwas ausrichten kann. Und beim Bewältigen der Wirtschaftskrise setzen gerade mal 30 Prozent auf technologische Lösungen. Meine Hoffnung ist, dass genau jetzt für viele Unternehmen in Deutschland der Zeitpunkt der Erkenntnis gekommen ist, dass es neue Wege braucht.

Der Auslöser: Stapelkrisen. Ich selbst habe dieses Wort vor zwei Wochen zum ersten Mal gehört, es beschreibt das Phänomen, dass nicht eine Krise die vorige ablöst, sondern nach und nach eine Krise zu den bereits bestehenden hinzukommt. Klimakrise, Pandemie, Krieg, Inflation. Mit einem ganzen Stapel an Folgen für Unternehmen: Rohstoffe sind zum Beispiel begrenzt, Kunden kaufen anders ein, die Stromrechnung explodiert und Mitarbeitende fordern mehr Flexibilität. Das zwingt endgültig zur Modernisierung.

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Doch wo anfangen? Wie oft erzählen mir meine Kunden an diesem Punkt, dass sie zwar ihr eigenes Handwerk bestens beherrschen, aber eigentlich nicht mehr wissen, wer heute oder in Zukunft ihr Kunde ist. Meine Antwort als Marktforscherin: messen, wer künftig als Käuferin und Käufer infrage kommt und was ihnen wichtig ist. Und gleichzeitig sind Veränderungsprozesse auch eine Führungsaufgabe nach innen. Statt Veränderung von oben nach unten durchzudrücken, sollten alle Mitarbeitenden daran teilhaben. Das gelingt besser, je klarer Ziele und Wege kommuniziert sind und – ebenfalls – gemessen werden. Spätestens, wenn die ersten Erfolge sichtbar sind, werden auch die Mitarbeitenden stolz sein, Teil des Change-Prozesses zu sein.

Janina Mütze ist Mitgründerin und Geschäfts­führerin des digitalen Markt- und Meinungs­forschungs­­unternehmens Civey. Sie schreibt an dieser Stelle im wöchentlichen Wechsel über Transformation, Digitalisierung und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge der Kolumne „Chefinnensache“ finden Sie hier.

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