Vodafone will klimaneutral werden: „Wir wollen in unserer Branche ein Vorreiter sein“

Für Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter ist es wichtig, „eine grüne Einstellung zu haben“.  Unternehmen, die dies nicht beachten, würden zunehmend in Schwierigkeiten kommen, gute Geschäfte zu machen.

Für Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter ist es wichtig, „eine grüne Einstellung zu haben“. Unternehmen, die dies nicht beachten, würden zunehmend in Schwierigkeiten kommen, gute Geschäfte zu machen.

Frankfurt am Main. Vodafone will grün werden. Der Konzern setzt auf Ökostrom und Elektroautos. Langfristig sollen auch Lieferanten nachhaltig arbeiten. Das kostet Geld. Aber für Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter ist es wichtig, „eine grüne Einstellung zu haben“. Unternehmen, die dies nicht beachten, würden zunehmend in Schwierigkeiten kommen, gute Geschäfte zu machen, erzählt der 53-Jährige im RND-Interview.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Herr Ametsreiter, auch Tele­kommunikations­firmen müssen an die Zukunft des Planeten denken. Wie halten Sie es mit dem Klimaschutz?

Wir wollen in unserer Branche ein Vorreiter sein. Dafür haben wir einen Zweistufenplan für digitalen Klimaschutz aufgestellt, der Vodafone bis 2025 klimaneutral macht und bis 2040 komplett emissionsfrei. Wir haben gerade damit begonnen, ausschließlich grünen Strom einzukaufen. Das kostet eine ganze Menge Geld. Aber das sollte Klimaschutz uns allen wert sein.

Was sind konkret Ihre Klimaziele?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wir schalten unsere Netze auf 100 Prozent Grünstrom. Damit senken wir in Deutschland unseren CO₂-Ausstoß um 92 Prozent. Das sind 245.000 Tonnen pro Jahr und entspricht 360.000 Flügen von Düsseldorf nach Mallorca. Eine Menge – wir sind ein sehr stromgetriebenes Unternehmen. Zugleich wollen wir mit grüner Digitalisierung anderen helfen, noch mehr CO₂ einzusparen.

Bis 2030 sollen es für den gesamten Konzern weltweit etwa 350 Millionen Tonnen sein, also 50-mal so viel wie heute. Wir sind eines von 350 Unternehmen weltweit, die sich ein wissenschaftlich basiertes Ziel gesetzt haben, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Reichen die beschriebenen Maßnahmen dafür?

Wir bauen auch an unsere Mobilfunk­anlagen Fotovoltaik­anlagen und kleine Windräder – 500 sollen es von Letzteren im nächsten Jahr in Deutschland werden. Bis 2025 stellen wir unsere Fahrzeugflotte zur Hälfte auf Elektro- oder Hybridantrieb um – bei Vorständen und Bereichsleitern ist das schon auf dem Weg. Zusätzlich machen wir unsere Netze effizienter. Was ist noch besser als Grünstrom? Weniger Strom. Die neue Mobilfunktechnik 5G ist um 80 Prozent effizienter als der Vorgängerstandard.

Hannes Ametsreiter (Jahrgang 1967) ist seit Oktober 2015 Geschäftsführer von Vodafone Deutschland und zugleich Mitglied des Konzern­vorstandes der Vodafone-Gruppe. Der gebürtige Salzburger ist seit gut 20 Jahren in der Tele­kommunikations­branche aktiv. Vor seinem Einstieg bei Vodafone war er der Vorstandschef der Telekom Austria sowie des dortigen Mobilfunkers A1 Telekom.

Hannes Ametsreiter (Jahrgang 1967) ist seit Oktober 2015 Geschäftsführer von Vodafone Deutschland und zugleich Mitglied des Konzern­vorstandes der Vodafone-Gruppe. Der gebürtige Salzburger ist seit gut 20 Jahren in der Tele­kommunikations­branche aktiv. Vor seinem Einstieg bei Vodafone war er der Vorstandschef der Telekom Austria sowie des dortigen Mobilfunkers A1 Telekom.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie sieht Ihr Programm langfristig aus?

Die zweite Stufe ist dann noch etwas mutiger. 2040 wollen wir das Nettonull in der gesamten Wertschöpfung erreichen. Wir arbeiten an einer grünen Wertschöpfungs­kette. Partner, Lieferanten und Joint Ventures kommen dann ins Spiel. Schon heute beziehen sich 20 Prozent der Vergabekriterien daher auf Themen wie Klimaschutz, Diversität und Sozialstandards. Wir wollen Hundert­tausenden Firmen helfen, ihren CO₂-Fußabdruck zu verkleinern. Das gilt auch für Handy­hersteller. Wir entwickeln hier ganz klare Kriterien. Firmen, die sich umweltfreundlicher darstellen, werden künftig bevorzugt.

Warum machen Sie das alles? Schließlich kostet das viel Geld, und Ihre Aktionäre verlangen von Ihnen nicht die Rettung der Welt, sondern hohe Gewinne.

Am Kapitalmarkt wird das Thema Umwelt, Sozialstandards und gute Unternehmens­führung immer wichtiger – als langfristige Orientierung, die zunehmend die kurzfristige cashorientierte Denkweise ablöst. Was haben wir davon, wenn wir viel Geld machen, aber den Planeten zerstören? Es ist wichtig, eine grüne Einstellung zu haben – die Welt verändert sich. Unternehmen, die dies nicht beachten, werden zunehmend in Schwierigkeiten kommen, gute Geschäfte zu machen.

All das müssen Sie tun, weil der Datenverkehr weiter enorm steigt und damit der Stromverbrauch in Rechenzentren, die dies ermöglichen?

Der Datenhunger steigt weiterhin immens. Und damit – wenn wir die Hände in den Schoß legen – natürlich auch der CO₂-Ausstoß der Digitalbranche. Dem wollen wir bei uns mit diesem Schritt einen Riegel vorschieben. Datenhunger ist gut fürs Geschäft. Aber was nutzt der uns, wenn er den Planeten auffrisst? Diese Einsicht teilen wir inzwischen mit vielen Menschen da draußen. Hier geht es sicherlich auch um Akzeptanz. Aber auch um den morgendlichen Blick in den eigenen Spiegel.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Aber wie passt das zu Ihren gerade bekannt gewordenen Plänen, sich aus dem Ausbau mit Glasfaser­kabel zurückzuziehen?

Das Zurückfahren ist hauptsächlich bezogen auf unsere Aktivitäten in Gewerbeparks. Warum? Wir haben bereits 23.000 Unternehmen mit superschnellen Glasfaser­anschlüssen bis zum Gebäude projektiert. Wir sehen hier schlicht keine so großen Wachstumsfelder mehr. Wir machen aber bei Privatanschlüssen weiter und werden unser Kabelnetz, das zwei Drittel aller Haushalte erreicht, mit Glasfaserleitungen verstärken. Dort liegen die großen Wachstums­potenziale. Natürlich werden wir auch in Gewerbeparks bedarfsgetrieben weiter Geschäftskunden ans Glasfasernetz anschließen.

Also können sich die Tele­kommunikations­firmen nun erst einmal zurücklehnen?

Nein, es geht weiter. Alle, die heute mit einem Gigabit surfen, werden es in zwei, drei Jahren mit zehn Gigabit tun. Weil die nächste Welle rollt, die wird getragen von Anwendungen mit zusammengesetzter Realität und virtueller Realität, was noch mal erheblich mehr Datenvolumen braucht. Wir müssen das Tempo sogar noch steigern.

Kommt es wegen des enormen Nachfragedrucks immer wieder zu den Pannen und Ausfällen im Kabel- und Mobilfunknetz wie in der vorigen Woche?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Nachfrage steigt tatsächlich weiter. Bei technischen Umstellungen im Kabelnetz kann es zu kurzzeitigen Wacklern kommen. Bedauerlicherweise hatten wir vorige Woche auch einen Ausfall im Mobilfunknetz. Ein Gerät ist in die Knie gegangen, das hat zu einer Überlastung im Netz geführt. So etwas kann immer passieren, jedem in der Branche. Das ist aber keine strukturelle Schwäche.

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken