US-Anlegerdebakel: ein Armutszeugnis für die Allianz
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/7YVIAZ2QRZBJPNZBHSX2YYUO6I.jpeg)
Ein Schild vor einem Gebäude der Allianz mit dem Logo des Versicherungskonzerns. (Archivfoto)
© Quelle: Marc Müller/dpa
München. Unwahr und ohne Grundlage hatte die Allianz 2020 Vorwürfe von US-Großanlegern genannt, ihnen seien mit einer todsicheren Anlage zur Altersvorsorge durch spekulative Geschäfte horrende Verluste entstanden. 17 Monate später musste Allianz-Chef Oliver Bäte dann erstmals eingestehen, dass etwas falsch gelaufen ist. Fast zwei Jahre danach sind nun aus den unwahren Behauptungen ohne Grundlage erste 3,7 Milliarden Euro an Rückstellungen geworden. Und damit dürfte es nicht getan sein.
Der Vorfall ist ein Debakel, und das nicht nur in finanzieller Hinsicht. Ernst genommen und anerkannt hat das Allianz-Management das selbst verursachte Anlegerdebakel erst, als die mächtige US-Börsenaufsicht SEC und das noch mächtigere US-Justizministerium ihre Ermittlungen aufgenommen haben.
Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin sieht sich die Sache mittlerweile an. Aber die macht der Allianz und ihren Managern vermutlich eher keine Angst. So ist das, wenn es um die Haftung von Unternehmen für eigenes Versagen geht. In Deutschland zuckt man mit den Schultern. Alarmstufe rot herrscht nur, wenn US-Behörden aktiv werden.
Das ist ein Armutszeugnis für einen Konzern wie die Allianz, die keine Gelegenheit auslässt, um zu betonen, wie sehr sie sich um das Wohl ihrer Kunden sorgt. In Deutschland hat sich der Riese jüngst geweigert, für Betriebsschließungspolicen zu zahlen, wenn Gastronomie und Hotels coronabedingt zumachen mussten. Vor Gerichten hat sich der Konzern durchgesetzt. In den USA bekommt er nun Grenzen aufgezeigt, weil Anlegergelder verspekuliert wurden.
Auch jetzt noch rühmt Bäte eigene Anlageexpertise, mit der man sich positiv von Konkurrenten abhebe. Die schwer vorstellbare Summe von gut 2,6 Billionen Euro haben die Münchner weltweit an den Finanzmärkten angelegt. Klar ist, dass es bei dieser Dimension auch Flops gibt. Aber dann muss man dazu stehen und nicht erst, wenn US-Behörden ihre Muskeln spielen lassen.