Kommentar

Unfälle mit E-Scootern und Pedelecs: Es braucht dringend andere Regeln

Zahlreiche E-Scooter verschiedener Anbieter stehen vor dem Eingang zur Hamburg Messe.

Zahlreiche E-Scooter verschiedener Anbieter stehen vor dem Eingang zur Hamburg Messe.

Berlin. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts sind eindeutig: Immer mehr Menschen verunglücken bei Unfällen mit Pedelecs oder E-Scootern. Betroffen sind vor allem zwei Personengruppen: Menschen höheren Alters – bei Pedelec-Unfällen lag der Altersdurchschnitt 2021 bei 55 Jahren – und junge Menschen bis Anfang dreißig, die mit E-Scootern verunglückten.

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Das Alter ist Teil des Problems. Mit Pedelecs kann man bis zu 25 Stundenkilometer fahren. Das dürfte deutlich schneller sein als das Tempo, das die meisten Seniorinnen und Senioren mit einem Fahrrad ohne Antrieb erreichen. Doch wer schnell fährt, muss auch schnell reagieren können. Das Problem: Die Reaktionsfähigkeit sinkt mit zunehmendem Alter. Wenn nun also plötzlich ein Fußgänger hinter einem geparkten Auto hervorläuft oder eine Autofahrerin beim Abbiegen die Vorfahrt nimmt, kommt es schnell zu Unfällen.

E-Scooter fahren: Das sollten Sie wissen

Mit Spannung wurden sie erwartet: kleine Tretroller mit Elektromotor. Die sogenannten E-Scooter sollten den Straßenverkehr revolutionieren.

Auch die Nutzergruppe von E-Scootern gibt zu denken. Die meisten sind jung, viele Unfälle geschehen zudem unter Alkoholeinfluss. Das ruft ein Bild hervor, das vielen bekannt vorkommen dürfte: Jugendliche brettern zum Spaß mit den E-Scootern über den Gehweg, womöglich sogar zu zweit auf einem Fahrzeug. Helm? Fehlanzeige. Auch andere Verkehrsregeln werden häufig missachtet. Wer in ein Fahrrad investiert, hat irgendwann einmal Radfahren im Straßenverkehr gelernt. Diese Erfahrung fehlt so manch einem E-Scooter-Fahrer offenbar.

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Reicht die Infrastruktur aus?

Die Ursache für Pedelec- und E-Scooter-Unfälle ist nicht nur bei den Nutzerinnen und Nutzern selbst zu suchen. Fraglich ist auch, ob die Infrastruktur eigentlich auf diese Fahrzeuge ausgelegt ist. So sind Radwege, auf denen nun mal auch Pedelcs und E-Scooter unterwegs sind, häufig viel zu schmal zum Überholen. Gerade wenn Fahrzeuge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten den gleichen Weg nutzen, kommt es aber zu vielen Überholvorgängen.

Der Handlungsbedarf aufseiten der Politik ist somit groß. Vor allem braucht es mehr Regeln für Pedelec- und E-Scooter-Fahrer, um sie vor Unfällen zu schützen. Wie wäre es beispielsweise mit einer Helmpflicht, wie es sie in einigen Ländern für Radfahrerinnen und Radfahrer bereits gibt? Auch könnte es verpflichtende Schulungen für Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer geben, bei denen die Teilnehmenden auch lernen, ihre Geschwindigkeit realistisch einzuschätzen. Vielerorts gibt es solche Angebote bereits auf freiwilliger Basis.

Hürden zur Ausleihe heraufsetzen

Für E-Scooter könnten die Hürden zum Ausleihen eines Fahrzeuges heraufgesetzt werden. Aktuell ist der Prozess einfach: App herunterladen, Kreditkartendaten angeben, losfahren. Hier könnte beispielsweise ein Test zwischengeschaltet werden, bei dem die Nutzerinnen und Nutzer zumindest einmal wesentliche Regeln vor Augen geführt bekommen.

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Wichtig ist aber auch der Ausbau der Infrastruktur. Breitere Radwege, besser sichtbare Markierungen und übersichtlichere Kreuzungen sind unbedingt erforderlich. Auch könnten zusätzliche Spuren – etwa für die schnellen Pedelec-Fahrer – zur Sicherheit beitragen.

Kommunen, Länder und Bund müssen an den Stellschrauben Verhalten und Verkehrsnetz drehen. Nur so können Pedelec-Fahrer, E-Scooter-Nutzerinnen, aber auch Fußgänger, Autofahrer und Radler sicher unterwegs sein.

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