Trends auf der Messe Eurobike: Die Räder werden elektrischer und digitaler

Model Oskar fährt wenige Tage vor Beginn der Eurobike auf dem Lastenrad Cargoline FS 800. Es ist ein wendiges und multifunktionale Cargobike des Herstellers Kettler Alu-Rad GmbH.

Model Oskar fährt wenige Tage vor Beginn der Eurobike auf dem Lastenrad Cargoline FS 800. Es ist ein wendiges und multifunktionale Cargobike des Herstellers Kettler Alu-Rad GmbH.

Frankfurt. Wo es mit der Fahrradbranche lang geht? In Richtung Wachstum. Und vor allem in Richtung Elektro und Digitalisierung. Velos werden nicht nur mit Stromantrieben, sondern auch mit immer mehr intelligenter Steuerung ausgestattet. Zu besichtigten ist das in Friedrichshafen auf der Eurobike (1. bis 4. September), die nach wie vor den Anspruch hat, die Leitmesse für Zweiräder zu sein.

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Zu den Stars der Schau dürften die Cyklaer-Räder gehören. Dass der Rahmen aus Carbon und die Scheibenbremsen hydraulisch sind, ist für solche Gravelbikes der gehobenen Kategorie selbstverständlich. Das Rad verfügt aber auch über eine digitale Kommunikationseinheit – mittels eines iPhones, das vorne am Lenker eingeklickt wird. Damit wird GPS-Tracking ermöglicht. Navigations-Apps, Apple Health und Apple Music können bedient werden.

Und der Bildschirm dient als digitaler Rückspiegel – dank einer Heckkamera. Die Cyklaer-Macher bezeichnen das Rad mit dem herausnehmbaren Stromantrieb als „neue Kategorie“ eines sportlichen E-Bikes. Es ist nur 15 Kilo schwer. Ein Trendsetter.

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Velos werden leichter und elektrischer. Letzteres beweisen Marktdaten: Der Gesamtabsatz stieg im vorigen Jahr um knapp 17 Prozent auf rund fünf Millionen Räder. Bei E-Bikes ging es aber um wuchtige 43 Prozent nach oben. Der Verband des Deutschen Zweiradhandel (VDZ) meldete am Dienstag, dass sich die „sehr gute Branchenkonjunktur“ auch im ersten Halbjahr 2021 fortgesetzt habe. Von dem Trend profitierten am meisten die Unternehmen, die auf E-Mobilität setzen.

Marktforscher sind sich einig, dass sich das fortsetzen wird – wegen der technischen Weiterentwicklung. Vor allem: Batterien werden effizienter, leichter und kompakter. Brose zeigt auf der Eurobike überdies, wie leise E-Motoren mittelweile sind. ZF präsentiert ein E-Aggregat, das es auf ein Drehmoment von 110 Newtonmeter bringt und damit beim Ampelsprint Autos locker abhängen kann.

Elektronische Automatikantriebe sind im Kommen. Ebenso wie sensor-gesteuerte Federungen für Mountainbikes. Schaeffler arbeitet an einem Abstandstempomaten und setzt auf einen kettenlosen Antrieb. Beim Strampeln treibt der Fahrer einen Stromgenerator an, ein Kabel überträgt die erzeugte Energie auf das Hinterrad.

Das soll erheblich wartungsarmer als eine sensible Kettenschaltung sein. Die Lösung ist unter anderem für Lastenrädern gedacht – diese Velotransporter, die die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock subventionieren will, sind noch so ein Träger des Branchenbooms.

Wie weit die Hersteller hier mittlerweile gehen, zeigt die Firma One Less mit ihrem Modell Sum-X. Das E-Fahrrad wirkt mit seinen vier Rädern und seiner großen Ladefläche schon fast wie ein Minilastwagen. Eine Vierteltonne Fracht kann es transportieren. „Das richtige Gefährt für größere Aufgaben“, heißt es in einer Mitteilung der Eurobike-Macher. „Vollgefedert lässt es sich selbst durch engste Gassen manövrieren.“

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Bei aller Euphorie macht der VDZ aber auch darauf aufmerksam, dass die Steigerungsraten im ersten Halbjahr „deutlich geringer“ als 2020 ausgefallen seien. Das Umsatzplus liege nur noch bei 5 bis 10 Prozent. Gebremst werde der Zuwachs durch „akuten Warenmangel in nahezu allen Bereichen“. Besonders schlimm ist es bei Verschleißteilen wie Ketten, Ritzel und Bremsbelägen.

Fehlende Containerkapazitäten und covid-bedingte Produktionsausfälle in Asien seien dafür verantwortlich. Bosch beklagt ebenfalls Knappheiten, auch bei den immer wichtiger werdenden elektronischen Komponenten. Claus Fleischer, Chef der E-Bike-Abteilung des Konzerns, geht deshalb davon aus, dass die Engpässe auf absehbare Zeit nicht behoben werden können.

Welche Messe ist die echte Fahrradmesse?

Bosch, Mahle, ZF, Schaeffler oder Brose: Das sind eigentlich alles Autozulieferer, die aber ihre jungen Fahrradsparten kontinuierlich ausbauen. Jetzt kommt auch noch der nobelste der hiesigen Autobauer dazu: Cyklaer ist eine Kooperation der Zweiradschmiede Storck mit Porsche. Wächst da was zusammen?

Immerhin wird die neue IAA, die erstmals nächste Woche in München stattfindet, vom veranstaltenden Autoverband VDA als Mobilitätsmesse konzipiert. Zwei Hallen auf dem Messegelände sind exklusiv für Bikes reserviert. Doch die Geschäftsführerin des Fahrradclubs ADFC, Ann-Kathrin Schneider, hat gemotzt: „Das Fahrrad ist auf der IAA als grünes Feigenblatt zu Gast.“

VDA-Präsidentin Hildegard Müller konterte jüngst: „Über 70 Fahrradhersteller haben sich angemeldet. Das zeigt, dass diese das Konzept ernst nehmen.“ Ob die Eurobike oder die IAA das Rennen mache, werde der Markt entscheiden, sekundiert Klaus Dittrich, Chef der Münchener Messe. Die Eurobike findet nächstes Jahr übrigens in Frankfurt statt, dort war einst die IAA viele Jahrzehnte zu Hause.

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