Telefonzellen: Deutlicher Schwund – aber ein Aussterben ist nicht in Sicht
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Oktober 2021: Eine funktionstüchtige Telefonzelle der Telekom in Timmendorfer Strand. Derzeit betreibt die Deutsche Telekom noch 14.200 Telefonzellen.
© Quelle: imago images/Hanno Bode
Berlin. Wer sich umschaut in der Welt und weder auf der Straße noch in einer Teamsitzung jemanden ohne Smartphone ertappt, der fragt sich, warum um Himmels willen es weiterhin öffentliche Telefonzellen gibt – und wenn ja: wie viele? Ein Sprecher der Deutschen Telekom gab dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) jetzt eine Antwort: Es sind weiterhin eine ganze Menge, nämlich 14.200. Ein Aussterben ist nicht in Sicht.
Sicher, der Schwund ist erheblich. 2006 gab es noch 110.000 öffentliche Münz- und Kartentelefonstellen, wie das Statistische Bundesamt sie nennt, und 2017 lediglich 23.000. Anfang 2019 waren es laut Telekom 17.000. Die Zahl ist also in den vergangenen drei Jahren erneut um rund 16 Prozent zurückgegangen.
„Die Nachfrage nach öffentlicher Telefonie war in den letzten Jahren stark rückläufig“, sagte der Telekom-Sprecher dem RND. „Dies ist auf die weiter zunehmende Nutzung von Mobiltelefonen zurückzuführen.“ Darum seien in den letzten Jahren auch Standorte abgebaut worden, die von den Menschen nicht oder kaum mehr genutzt würden; und „der Bestand öffentlicher Telefonstellen“ werde „weiterhin abnehmen“.
Er betonte jedoch: „Ein vollständiger Abbau öffentlicher Telefonstellen ist seitens der Telekom aktuell nicht geplant.“ Standorte mit einer entsprechenden Nachfrage könnten weiter betrieben werden. Das sei meistens an Orten mit hohem Publikumsverkehr der Fall. Die Nutzung an Flughäfen, Bahnhöfen oder in Einkaufsstraßen sei einfach höher als etwa in reinen Wohngebieten. Als Marge, unterhalb derer sich eine Zelle definitiv nicht mehr rentiert, galt zuletzt ein Umsatz von 50 Euro – im Monat. Das entspricht bisweilen der monatlichen Handyrechnung einer einzelnen Person.
Wer mag, der kann sich übrigens eine alte Zelle kaufen. Je nach Typ und Zustand kosten sie 600 Euro und mehr; die Kosten für den Transport kommen obendrauf. Dabei sind die berühmten gelben Exemplare längst vergeben. Einstige Zellen dienen heute oft als öffentliche Bücherregale.
In anderen Ländern stellen sich natürlich ähnliche Fragen. So teilte die zuständige britische Regulierungsbehörde Ofcom Ende vorigen Jahres mit, dass jene Zellen – die auf der Insel traditionell nicht gelb, sondern rot sind – erhalten bleiben sollten, aus denen in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 52-mal angerufen wurde oder in deren Nähe es häufig zu Unfällen kommt. Das soll die Existenz von rund 5000 Münztelefonen im Vereinigten Königreich sichern. Auch dort haben wie bei uns natürlich bald alle Bürger ein Handy.