Tausende Jobs gefährdet: Airbus-Personal stemmt sich vehement gegen den Stellenabbau

Airbus will bundesweit rund 6000 Stellen streichen.

Airbus will bundesweit rund 6000 Stellen streichen.

Es ist nicht einfach, in Coronazeiten sichtbar zu protestieren. Die Beschäftigten der Airbus-Tochter Premium Aerotec in Augsburg tun es, indem sie Luftballons, an die Forderungen geheftet sind, gen Himmel steigen lassen. Zudem zieht eine Abordnung von 100 Vertrauensleuten mit Bannern und gehörigem Abstand zueinander vor die Werkstore. Protest soll nicht in Ansteckung münden. Der Anlass ist ernst. “Bei einem Stellenabbau in der angekündigten Größenordnung wäre die Zukunftsfähigkeit des Standortes Augsburg ernsthaft gefährdet”, sagt der dortige IG Metall-Chef Michael Leppek.

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Massiver Stellenabbau bei Airbus: Hamburg besonders stark betroffen

Allein in der Fuggerstadt will Airbus 1000 Jobs und damit fast ein Drittel dortiger Stellen streichen. Bundesweit stehen bis Sommer 2021 rund 6000 von 50.000 Stellen und konzernweit 15.000 Stellen auf der Kippe. Für Airbus arbeiten rund 90.000 Menschen allein in der Zivilflugzeugsparte. Im Norden Deutschlands fürchtet der Standort Stade in Niedersachsen, wo 360 Stellen wegfallen sollen, um die Existenz. Zentren des Kahlschlags sind Nordenham mit 1100 akut bedrohten Jobs sowie Varel mit 540 Arbeitsplätzen.

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Am massivsten schlägt es bei Airbus in Hamburg ein, wo 2324 Stellen den Rotstiftplänen zum Opfer fallen sollen. Nur an den baden-württembergischen Standorten geht der Stellenabbau vorbei. Die Begründung für den Abbau ist auf den ersten Blick einleuchtend. Die Pandemie hat den Passagierflugverkehr global zum Einbrechen gebracht. Ganze Flugzeugflotten stehen geparkt am Boden. Neue Flugzeuge braucht niemand, weshalb Airbus im Mai nur noch 24 Flugzeuge ausgeliefert hat. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2019 stand ein Auslieferrekord von 863 Maschinen zu Buche.

Airbus produziert vorerst auf Halde - IG Metall hält Ausmaß des Abbaus für überzogen

Der Luft- und Raumfahrtkonzern drosselt deshalb die Produktion um 40 Prozent. Gemessen am Nachfrageeinbruch ist das moderat. Airbus produziert für absehbare Zeit auf Halde. Würde man die Stückzahlen weiter drosseln, könnte das der eine oder andere Zulieferer nicht überleben. Auch die bauen ab. Triebwerkslieferant MTU streicht bis zu 1500 Stellen. IG Metall und Betriebsräte halten das Ausmaß des Abbaus bei Airbus dennoch für überzogen und wollen betriebsbedingte Kündigungen verhindern. Die schließt Airbus-Chef Guillame Faury nicht aus und spricht von der schwersten Krise, die seine Branche je erlebt habe. “Wir brauchen keine Abrissbirne sondern eine Brücke in die Zukunft”, meint dagegen der IG Metall-Chef Küste, Daniel Friedrich. Der Gewerkschaftsboss demonstriert vor dem Werkstor von Airbus in Hamburg-Finkenwerder und hat die norddeutschen Standorte im Blick.

Auch Bayerns IG Metall-Chef Johann Horn will die Krise überbrücken. “Mit Kurzarbeit und möglichen Arbeitszeitabsenkungen können wir die coronabedingten Auslastungslücken kompensieren”, meint er. Von der Politik verlangen die Gewerkschafter die Kurzarbeit auf zwei Jahre auszuweiten und bieten zudem tarifliche Kurzarbeit an. Derzeit wird in der Branche 35 Stunden pro Woche gearbeitet. “Eine Absenkung um fünfeinhalb auf 29,5 Stunden ist denkbar”, sagt Leppek. Reden müsse man aber darüber, wie sehr Löhne dabei schrumpfen.

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Airbus-Chef Faury: Vorkrisen-Niveau wird nicht vor 2023 erreicht

Die Frage ist, ob verlängerte Kurzarbeit und geringere Wochenarbeitszeit ausreichen. Denn Faury geht davon aus, dass bei Kurz- und Mittelstreckenmaschinen die Nachfrage nicht vor 2023 wieder auf das Niveau zurückkommt, das vor der Krise geherrscht hat. Bei Langstreckenflugzeugen sieht er das sogar erst 2025 oder später. Am Ende könnte ein Kompromiss stehen, zumal auch die Gewerkschaften im Airbus-Land Frankreich gewöhnlich einige Macht entwickeln, wenn es um Stellenabbau geht. “Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen”, glaubt Leppek und will so viele Arbeitsplätze wie möglich retten. Die Airbus-Beschäftigten machen sich Mut. “Wenn wir zusammenhalten, ist alles möglich”, lautet das Motto ihres Protesttags. Bis September soll klar sein, wie viele Stellen der Pandemie wirklich zum Opfer fallen.

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