Studie wagt Prognose: So sieht Mobilität im Jahr 2040 aus

Fahren wir in 20 Jahre alle elektrisch?

Fahren wir in 20 Jahre alle elektrisch?

Auf den ersten Blick klingt alles ganz einfach: Das Auto muss möglichst schnell raus aus den Innenstädten, weil es dort die Luft verpestet. Es soll möglichst klimaneutral unterwegs sein. Wir werden uns entspannt in den Fahrzeugen zurücklehnen, weil sie autonom, also ganz ohne Fahrer, unterwegs sind.

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Doch leider lässt sich der Schalter nicht so ohne Weiteres umlegen, denn der Weg in die Zukunft besteht aus lauter kleinen Schritten, die die Hauptakteure, die Autohersteller und Softwareentwickler, Milliarden kosten werden. Ein Weg, der zum großen Teil ergebnisoffen ist.

Die Wissenschaftler des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) kommen in ihren Untersuchungen zu Ergebnissen, die das oben beschriebene Szenario teilweise konterkarieren. Zwar wird die Bevölkerung nach der demografischen Entwicklung in der Bundesrepublik bis 2040 um rund fünf Millionen Menschen auf 77 Millionen (Vergleichszeitraum: 2010) abnehmen, doch die zurückgelegten Strecken wachsen trotzdem weiter. Sie werden knapp 700 Milliarden Kilometer betragen, was einem Zuwachs von rund 11 Prozent entspricht.

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Die Ware kommt immer häufiger zum Kunden - nicht umgekehrt

Die Verkehrswissenschaftlerin und Leiterin des Instituts für Verkehrsforschung, Barbara Lenz, sagt: „In 20 Jahren werden wir bis ins hohe Alter mobil sein. Außerdem tragen neue Mobilitätsangebote und der wachsende Onlinehandel zur zunehmenden Fahrleistung bei.“ Allein die Nutzfahrzeuge im Logistik- und Warenverkehr werden in diesem Zeitraum ihre Fahrleistung verdoppeln. Als Grund dafür heißt es in der Studie: „Generell gilt, dass die Ware immer mehr zum Kunden und der Kunde immer weniger zur Ware kommen wird.“

Wobei man grundsätzlich zwischen ländlichen und städtischen Räumen unterscheiden muss, die in der Studie noch einmal in mit Autobahnen erschlossene Bereiche und urbane Einzugsgebiete unterteilt werden. Tatsächlich, so die Prognose, wird der Pkw-Verkehr in den städtischen Ballungsräumen bis zum Jahr 2040 geringfügig abnehmen (minus ein Prozent), der Lieferverkehr dagegen um 103 Prozent zunehmen, wobei hierzu auch die Angebote des öffentlichen Nahverkehrs zählen. In ländlichen Gebieten bleibt der Pkw das Verkehrsmittel der Wahl. Städter werden dagegen verstärkt auf den öffentlichen Nahverkehr und nicht motorisierte Verkehrsmittel umsteigen – Dienstleister, Behörden und Einzelhandel sind für sie leicht zu erreichen.

Weit entfernt vom Durchbruch der Elektromobilität?

Zwar werden im Jahr 2040 auf viel befahrenen Straßen schon autonome Flotten unterwegs sein und immer mehr Mobilitätsdienstleister dafür sorgen, dass die Menschen an ihre Ziele kommen, doch der eigene Pkw wird nach wie vor im Zentrum der individuellen Mobilität stehen. Auch wird der Trend zum Zweitwagen weiter zunehmen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich immer mehr Frauen hinter das Steuer setzen. Auch der Altersdurchschnitt der Autofahrer wird steigen. Doch selbst wenn der Zweitwagen dann elektrisch angetrieben werden sollte, ist das E-Auto bis zum Zieljahr noch immer nicht die erste Wahl. In stadtnahen Gebieten wird die Pkw-Dichte zunehmen, weil hier künftig viele Menschen wohnen wollen, um Freizeitangebote und die Angebote der Großstadt gleichermaßen nutzen zu können.

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Geradezu ernüchternd ist, wie die Studie die verschiedenen Antriebsarten einordnet: Von einem Durchbruch der Elektromobilität sind wir danach noch weit entfernt. Zwar werden Elektroautos flächendeckend auf den Straßen unterwegs sein, doch rechnet das DLR damit, dass ohne regulatorische Maßnahmen nur „rund 1,3 Millionen Elektro-Pkw im Jahr 2040 auf Deutschlands Straßen fahren“. Allerdings gibt es hier eine wesentliche Einschränkung: Politische Vorgaben, technologische Entwicklungen und insbesondere die Nachfrage von Verbraucherseite ließen sich nicht verlässlich vorhersagen.

2040 tanken laut Studie noch zwei Drittel der PKW konventionell

Die Studie kommt ungeachtet dieser Vorbehalte zu dem Schluss, dass vor allem die Teilelektrifizierung der Antriebe zunehmen wird. An der Spitze liegen hier Benzin- und Dieselhybride (68 Prozent), gefolgt von Plug-in-Modellen (28 Prozent). Weniger als ein Prozent der Neuwagen wird dann noch konventionell angetrieben sein. Benzin- und dieselbetriebene Fahrzeuge werden im Zieljahr trotzdem fast ein Viertel des gesamten Fahrzeugbestandes ausmachen. Weiter heißt es: „Rechnet man die Diesel- und Benzinhybridautos hinzu, tanken 2040 rund zwei Drittel der Pkw immer noch regelmäßig konventionelle Kraftstoffe.“

Wesentlich optimistischer betrachtet das DLR die Chancen beim autonomen Fahren: Im Zieljahr könnten bereits 25 Prozent der Autos ohne Fahrer unterwegs sein – vorausgesetzt, bis dahin sind grundsätzliche Fragen geklärt: Wie schnell dürfen autonome Autos fahren? Wie teuer werden sie sein? Wie sieht die rechtliche und ethische Seite aus? Gibt es hier die richtigen Antworten, stehen die Chancen gut, dass autonome Fahrzeuge dann zum Alltagsbild gehören werden – als Kleinbusse und Shuttles, die den öffentlichen Nahverkehr ergänzen oder individualisieren, oder auch beim Carsharing und dem Carpooling, bei dem sich mehrere Personen ein Fahrzeug teilen. Insbesondere fürs Carpooling sieht die Studie gute Chancen in den Großstädten.

In unserer Serie "Was uns morgen bewegt" suchen wir Antworten auf zukünftige Mobilitäts-Herausforderungen wie zum Beispiel: Was bedeutet die Transformation der Autoindustrie für unser Leben? Sind Roboterautos nur Science Fiction? Kann es eine Stadt ohne Autos geben?

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