Studie: Geldvermögen weiter gewachsen – trotz Pandemie

Ein Mädchen steckt einen 20-Euro-Schein in ein Sparschwein (Symbolbild). Das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte weltweit kletterte nach Berechnungen des Versicherers Allianz auf die Rekordsumme von 200 Billionen Euro - ein Plus von 9,7 Prozent zum Vorjahr.

Ein Mädchen steckt einen 20-Euro-Schein in ein Sparschwein (Symbolbild). Das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte weltweit kletterte nach Berechnungen des Versicherers Allianz auf die Rekordsumme von 200 Billionen Euro - ein Plus von 9,7 Prozent zum Vorjahr.

Frankfurt/Main. Börsenboom und Konsumflaute haben viele Menschen im Corona-Krisenjahr 2020 reicher gemacht.

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Das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte weltweit kletterte nach Berechnungen des Versicherers Allianz auf die Rekordsumme von 200 Billionen Euro – ein Plus von 9,7 Prozent zum Vorjahr.

„Während die Wirtschaft Achterbahn fährt, kennt das globale Geldvermögen nur eine Richtung“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran bei der Vorstellung der Vermögensstudie am Donnerstag. Ein Ende des Vermögenswachstums ist nach Einschätzung der Ökonomen nicht in Sicht: Für das laufende Jahr prognostizieren sie sieben Prozent Zuwachs.

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Reichste 10 Prozent besitzen 84 Prozent des Vermögens

Allerdings ist die gewaltige Summe nach wie vor alles andere als gleich verteilt. Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung – etwa 520 Millionen Menschen in den 57 untersuchten Ländern – besitzen den Angaben zufolge zusammen gut 84 Prozent des gesamten Vermögens. Und das eine Prozent der Superreichen darunter kommt auf fast 41 Prozent der Gesamtsumme – durchschnittliches Geldvermögen abzüglich Schulden: mehr als 1,2 Millionen Euro.

Die Pandemie dürfte nach Einschätzung der Allianz-Experten die Vermögensungleichheit verschärfen, sowohl zwischen reichen und ärmeren Ländern als auch innerhalb der Staaten. Sehr wahrscheinlich werde die Corona-Krise das Wirtschaftswachstum ärmerer Länder deutlich länger belasten als das der Industriestaaten, erklärte Patricia Pelayo Romero, Mitautorin der Vermögensstudie. Das allmähliche Schließen der Wohlstandslücke sei kein Selbstläufer mehr.

Haupttreiber des Wachstums der Bruttogeldvermögen waren im vergangenen Jahr die – zu einem Großteil quasi gezwungenermaßen – gestiegenen Ersparnisse. Denn wegen der Einschränkungen in der Pandemie konnten viele Menschen ihr Geld nicht in gewohntem Maße ausgeben. Etliche Reisen wurden storniert, die zeitweilige Schließung von Gaststätten und Läden bremste den Konsum.

Von 100 Euro verfügbarem Einkommen sparten Haushalte im Schnitt gut 16 Euro

Die Summe frischer Spargelder sei in der Folge binnen Jahresfrist um fast 80 Prozent auf den Rekordwert von 5,2 Billionen Euro geklettert, rechnete die Allianz vor. Gelder, die Menschen einfach auf ihrem Bankkonto stehen ließen, verdreifachten sich fast (plus 187 Prozent). In Deutschland schnellte die Sparquote 2020 nach offiziellen Zahlen auf das Rekordhoch von 16,2 Prozent. Heißt: Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten Haushalte im Schnitt gut 16 Euro auf die hohe Kante.

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Wer Vermögen hat, profitierte in der Pandemie zudem davon, dass Staaten und Zentralbanken den Corona-Schock mit milliardenschweren Hilfen abfederten. Daher erholten sich auch die Aktienmärkte rasch. Partizipiert haben daran diejenigen in Deutschland, die im Jahr der Corona-Krise die Börse für sich entdeckten. 12,35 Millionen Aktionäre zählte das Deutsche Aktieninstitut (DAI) im Jahr 2020 und damit den höchsten Stand seit fast 20 Jahren.

Erstmals seit dem Jahr 2000 investierten die Deutschen im vergangenen Jahr mehr frisches Geld in Aktien und Fonds als in Versicherungen, wie Allianz-Experte Arne Holzhausen erklärte. Zwar sei das Gros der Sparerinnen und Sparer hierzulande nach wie vor „nicht in der Situation, dass das Geld für sie arbeitet“. Der Kapitalmarktanteil am Geldvermögen sei noch relativ klein. „Aber ein Anfang ist gemacht“, bilanzierte Holzhausen.

Deutsche interessieren sich mehr für Aktien

Ihren Ruf als „Aktienmuffel“ schüttelten die Deutschen allmählich ab. Allerdings: Wegen des hohen Anteils an mickrig verzinsten Bankeinlagen droht den Deutschen nach Allianz-Berechnungen angesichts der steigenden Inflation 2021 ein monatlicher Kaufkraftverlust von sieben Milliarden Euro.

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Abzüglich von Schulden erhöhte sich das globale Geldvermögen der Haushalte in den von der Allianz untersuchten Staaten 2020 um elf Prozent auf netto 153,5 Billionen Euro. Die Allianz berücksichtigt in ihrer zum zwölften Mal vorgelegten Vermögensstudie („Global Wealth Report“) Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, nicht jedoch Immobilien.

Mit einem Bruttogeldvermögen von 85.370 Euro pro Kopf rangieren die Deutschen in der Rangliste der 20 reichsten Länder wie ein Jahr zuvor auf Platz 19 vor Italien. Abzüglich Schulden waren es netto 61.760 Euro und damit unverändert Platz 18.

Schweizer und US-Amerikaner vorn

Die Brutto-Rangliste führen 2020 wie in den Jahren zuvor die Schweizer an mit nun 313.260 Euro pro Kopf vor den US-Amerikanern (260.580 Euro) und den Dänen (212.570 Euro). Abzüglich Schulden lagen die Amerikaner mit 218.470 Euro vorn, gefolgt von Schweizern (212.050 Euro) und Dänen (149.240 Euro).

Immerhin: Auch in Deutschland stieg das Bruttogeldvermögen zuletzt stetig. Der Bundesbank zufolge nannten die Privathaushalte hierzulande Ende vergangenen Jahres 6,95 Billionen Euro ihr Eigen, drei Monate später war dieser Rekord mit 7143 Milliarden Euro bereits schon wieder übertroffen. Vor allem Kursgewinne an den Börsen machen sich positiv bemerkbar.

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Die Prognose der Allianz: „Für 2021 ist mit einer ähnlich dynamischen Entwicklung zu rechnen – sofern keine kräftige Korrektur an den Aktienmärkten eintritt.“

RND/dpa

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