Siemens gegen Fridays for Future: Die Umarmung des Joe Kaeser
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Siemens-Chef Joe Kaeser hat dem Druck der Klimaschützer nicht nachgegeben.
© Quelle: imago images/ZUMA Press/Metodi Popow/Soeren Stache/dpa-Zentralbild/Montage RND
Stuttgart. Die Idee war brillant. Siemens-Chef Joe Kaeser hat der Klimaaktivistin und Siemens-Dauerkritikerin Luisa Neubauer einen Aufsichtsratsposten bei der Konzerntochter Siemens Energy angeboten. Das mediale Echo war groß und das Siemens-Geschäft mit der australischen Kohlemine damit aus der Schusslinie. Gleichzeitig brachte Kaeser die Umweltaktivistin damit in eine undankbare Position:
Entweder sie verweigert sich der konstruktiven Zusammenarbeit oder sie wird mit der ökonomischen Realität eines Wirtschaftsunternehmens konfrontiert. Das Nein der Klimaaktivistin hatte der Siemens-Chef vielleicht sogar schon von Anfang an einkalkuliert, wer weiß es.
Neubauer wiederum hatte aber keine Chance, die Thematik wieder einzufangen. Die eigene Absage versuchte sie zu retten, indem sie jemanden von Scientists for Future für den Posten bei Siemens Energy vorschlug. Ob Kaeser sich darauf einlässt, wird man sehen.
Der asiatische Energiehunger
In der öffentlichen Wahrnehmung dürfte diese Entscheidung dann schon nicht mehr vorkommen – wie bereits von dem Festhalten von Siemens an seinem Kontrakt über die Lieferung von Signaltechnik für die Eisenbahnverbindung zwischen der Carmichael-Kohlemine und der bisherigen Bahnlinie kaum noch die Rede war.
Selbst wenn Siemens den Auftrag abgelehnt hätte, wäre der Bau der größten Steinkohlemine der Welt nicht zum Erliegen gekommen. Zu groß ist nun einmal nach wie vor das Interesse der Welt an Steinkohle als Energieträger. Das mögen wir im umweltschutzaffinen Europa nur bedingt verstehen, die asiatischen Staaten benötigen wiederum die australische Kohle für ihren Energiehunger. Und Australien wiederum profitiert vom wirtschaftlichen Erfolg der Rohstoffunternehmen in Down Under.
Das mag man kritisieren, aber vielleicht sollte man sich dann besser an die größten Kohleimporteure der Welt wenden: China, Indien, Japan und Südkorea. Ob Kritikern dort jedoch Aufsichtsratsposten angeboten werden, mit denen man tatsächlich etwas bewegen könnte?