Putin braucht unsere Euros nicht für seinen Krieg
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Russlands Machthaber Wladimir Putin ist der Wohlstand seiner eigenen Bevölkerung ziemlich egal – im Zweifel würde er einfach neues Geld drucken lassen.
© Quelle: IMAGO/SNA
Berlin. Und sie bewegen sich doch! Vier Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben Energieversorger, Raffinerien, Chemiekonzerne und Hüttenwerke in Deutschland den Anteil russischer Lieferungen an ihrem Energiebedarf deutlich reduziert. Gut so! Jeder Kubikmeter Gas, jede Tonne Kohle und jedes Fass Öl weniger erhöhen den Druck auf das verbrecherische Regime von Wladimir Putin.
Die Frage, warum sich die Bundesregierung nicht zu einem sofortigen Boykott durchringt, liegt auf der Hand – und lässt sich angesichts des schrecklichen Leidens der Ukrainer nicht guten Gewissens beantworten. Was sind ein paar Prozentpunkte Wirtschaftswachstum gegen sterbende Kinder?
Und dennoch ist es richtig, dass die Bundesregierung dem Drängen nach einem sofortigen Embargo nicht nachgibt. Es würde Deutschland mehr schaden als Putin. Und es würde den Krieg mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schneller beenden.
Im Zweifel druckt Putin einfach neue Rubel
Die Dollars und Euros aus den Petrogeschäften mögen Putin helfen, seine Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten, zwingend nötig sind sie dafür nicht. Soldaten, Waffen, Verpflegung – all das kann Putin in Rubel bezahlen, und die lässt er im Zweifel drucken. Klar würde das in Russland die Inflation weiter befeuern und zu einem Wohlstandsverlust der einfachen Menschen beitragen. Aber der Kremlherrscher hat mehr als einmal dokumentiert, wie egal ihm das Schicksal seiner eigenen Bevölkerung ist.
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Auf der anderen Seite würde ein sofortiger Abnahmestopp die Weltmarktpreise explodieren lassen. Die europäische Wirtschaft geriete in eine Rezession, die Arbeitslosigkeit würde steigen. Putin, der seit Jahren an einer Destabilisierung des Westens arbeitet, hätte genau dieses Ziel erreicht – womöglich zu überschaubaren Kosten.
Kontrollierter Rückzug ist die richtige Strategie
Denn jene Staaten in Afrika und Asien, die nicht auf Öl, Gas oder Kohle aus Russland verzichten wollen oder können, würden die höheren Weltmarktpreise bezahlen. Unterm Strich blieben die Einnahmeverluste des Kremls kleiner, als derzeit viele vermuten.
Gut möglich, dass der Despot mit seiner Ankündigung, nur noch Rubel für Energie zu akzeptieren, auf genau jenes Szenario hinarbeitet. Falls Putin Ernst macht, wird Deutschland mit den Konsequenzen leben müssen. Bis dahin bleibt die Strategie richtig, sich zügig, aber kontrolliert von russischen Rohstoffen zu verabschieden. Auch wenn es schwerfällt.