PSA und Fiat Chrysler fusionieren – und Opel verliert?

Was passiert mit Opel nach der Fusion von PSA und Fiat Chrysler?

Was passiert mit Opel nach der Fusion von PSA und Fiat Chrysler?

Als vor Monaten die ersten Gerüchte über eine Fusion von PSA und Fiat Chrysler (FCA) die Runde machten, war allen Branchenkennern sofort klar, wer an der Spitze des neuen Konzerns stehen würde: Carlos Tavares. Jetzt ist der äußerst ehrgeizige Portugiese am Ziel. Der amerikanisch-italienische Konzern und die Peugeot Société Anonyme haben am Donnerstag ihre Fusion angekündigt. Tavares (Jahrgang 1958) hat damit sein Meisterwerk abgeliefert. Der bisherige PSA-Chef soll mit großer Machtfülle an der Spitze des neuen Unternehmens stehen, das zu den Top 5 der weltweiten Autobranche gehören wird.

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Dabei sind die Zeiten für manche Autobauer hart: Zur Elektromobilität und Digitalisierung kommen drohende Strafzölle, strengere Emissionsgrenzwerte und nicht zuletzt eine lahmende Automobilkonjunktur. Umsätze und Gewinne schrumpfen tendenziell, die Kosten für die Transformation explodieren zugleich. Die vielleicht wichtigste Zahl des Megadeals: Mit dem Zusammenschluss sollen sogenannte Synergien von jährlich 3,7 Milliarden Euro erreicht werden. Das sind Kostensenkungen, die vor allem mit einem gemeinsamen Einkauf von Komponenten angestrebt werden.

Und in dem Punkt ist Opel nicht schlecht aufgestellt: All das Genannte geht am einfachsten, wenn die Fahrzeuge auf gleichen Plattformen, also mit weitgehend identischen Baukastensystemen hergestellt werden. Dies hat Tavares schon nach der Übernahme von Opel vor gut zwei Jahren bei dem Rüsselsheimer Autobauer zügig auf den Weg gebracht. Die Fahrzeuge mit dem Blitz werden künftig mit weitgehend französischer Technik unterwegs sein.

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Überdies setzte Tavares ein hartes Kostensenkungsprogramm zum Zweck der Erhöhung der Effizienz durch, das auch mit Gehaltseinbußen für viele Beschäftigte verbunden ist. Zugleich unterzeichneten in den deutschen Werken mehr 6000 Beschäftigte Verträge mit Regelungen über Vorruhestand, Altersteilzeit und Abfindungen. So hat es Opel nach vielen Jahren mit Fehlbeträgen wieder in die schwarzen Zahlen geschafft.

Das Entwicklungszentrum wird nicht mehr gebraucht

Nach Ansicht von Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen drohen nun trotzdem weitere Einschnitte bei dem traditionsreichen hessischen Unternehmen. „Eine Entwicklungsabteilung wird künftig in Rüsselsheim nicht mehr benötigt“, sagte Dudenhöffer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Der neue Konzern werde künftig vermutlich in Frankreich und in Turin an Innovationen arbeiten.

Über die Zukunft des Opel-Entwicklungszentrums in Rüsselsheim, in dem einst mehr als 7000 Frauen und Männer arbeiteten, wird seit Monaten gestritten. Teile wurden bereits an den Dienstleister Segula verkauft.

Welche Modelle soll Opel bauen?

Dudenhöffer fragt sich aber auch, was mit den Überkapazitäten bei Opel werden soll. Anfang Oktober wurde mangels Arbeit im Rüsselsheimer Stammwerk Kurzarbeit eingeführt. Auf Autos für die Premiumkategorie könnten die Rüsselsheimer jedenfalls jetzt nicht mehr hoffen. Dafür würden wohl die Marken Alfa Romeo und Maserati demnächst zuständig sein, so Dudenhöffer. Es blieben die Volumenmodelle für den Massenmarkt. Da müsse die deutsche PSA-Tochter aber künftig mit der internen Konkurrenz der Fiat-Werke in Italien zurechtkommen.

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Trotz des Neins zu Werksschließungen stellt sich nicht nur für Dudenhöffer die Frage, was vor allem in den kleineren Werken in Kaiserslautern und in Eisenach künftig gefertigt werden soll.

Kündigungen bis 2023 ausgeschlossen

Jörg Köhlinger, Leiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, verwies in einer ersten Stellungnahme darauf, dass durch den im vorigen Jahr geschlossenen Zukunftstarifvertrag betriebliche Kündigungen an allen deutschen Opel-Standorten bis Ende Juli 2023 ausgeschlossen sind. Allerdings hatte Köhlinger noch tags zuvor angemahnt, dass die von PSA bislang vorgelegten Investitionslisten nicht ausreichten, um den Bestand der Werke zu erhalten und die Beschäftigung dort zu sichern.

Die IG Metall hat in der Vergangenheit wieder massiv Ärger mit den französischen Managern gehabt. Ihnen wurde vorgeworfen, mit verdeckten Karten zu spielen, auch um einen Stellenabbau durchzusetzen, der über die eigentlich vereinbarten Dimensionen hinausging. Köhlinger bezeichnete nun Spekulationen über negative Folgen der Fusion als „kontraproduktiv und schädlich“.

Allerdings könnte Opel dem neuen Autogiganten in anderer Hinsicht als Vorbild dienen: Branchenkenner gehen davon aus, dass die Opel-Sanierung die Blaupause für eine Restrukturierung der Werke in Italien und in den USA werden könnte.

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