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Aufatmen in der Energiekrise

Warum Strom und Gas für Verbraucher wieder billiger werden

Wegen der sinkenden Energiepreise lässt sich mit Energiesparlampen doppelt sparen.

Wegen der sinkenden Energiepreise lässt sich mit Energiesparlampen doppelt sparen.

Frankfurt am Main. Nach Berechnungen des Verbraucherportals Check24 sind Strom und Erdgas bei Alternativanbietern wieder billiger zu haben als in der sogenannten Grundversorgung. Ursache dafür sind die massiv gesunkenen Großhandelspreise wegen des ungewöhnlich warmen Wetters und wegen großer Mengen elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen.

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„Verbraucher:innen können aktuell deutlich Kosten sparen bei der Stromrechnung“, erläutert Steffen Suttner, Energieexperte bei Check24. Aktuell koste die elektrische Energie bei den zehn günstigsten Alternativversorgern (unter Berücksichtigung der Preisbremse) im Schnitt 2040 Euro im Jahr bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden (kWh), was einem Preis von knapp 41 Cent/kWh entspricht. In der Grundversorgung seien es 2158 Euro. Das ist bemerkenswert, weil in der Phase der exorbitant steigenden Preise in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres die Grundversorgung vielfach die billigsten Tarife bot.

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Grundversorger geraten ins Hintertreffen

Der Hintergrund: Grundversorger sind die Anbieter mit den meisten Haushaltskunden in einem Versorgungsgebiet – also häufig Stadtwerke. Sie haben dafür zu sorgen, dass jeder Verbraucher Strom und Gas bekommt. Diese Aufgabe bringt es mit sich, dass die Unternehmen in der Regel auf langfristige Lieferverträge setzen. Und das machte sie in den vergangenen Monaten, als die Preise kurzfristig in nie gekannte Höhen schossen, so attraktiv.

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Doch nun wendet sich das Blatt. Zahlreiche Grundversorger erhöhen sogar noch einmal die Preise: Dazu kommt es, wenn Liefervereinbarungen im Herbst ausgelaufen waren und durch neue Verträge – zu seinerzeit enorm hohen Preisen – ersetzt werden mussten.

Strom, Gas und Energie werden teurer: So kann man im Alltag Geld sparen

Grundsätzlich hilft gegen die steigenden Energiepreise, seine Ausgaben zu kalkulieren und einen Überblick über die Fixkosten zu haben.

Alternative Anbieter setzen hingegen verstärkt auf kurzfristigere Kontrakte: Sie profitieren von den aktuellen Preissenkungen im Großhandel. An der deutschen Strombörse EEX wird elektrische Energie zur Lieferung am nächsten Tag aktuell um etwa zwei Drittel billiger als noch im Dezember gehandelt. Nachts wurde in den vergangenen Tagen Strom stundenweise sogar zum Nulltarif abgegeben, und zwar immer dann, wenn zur Schlafenszeit viel Energie von Windrädern produziert wurde. „Beim Strom gibt es sogar Neukundentarife unterhalb von 40 Cent je Kilowattstunde, die günstiger sind als vergleichbare Tarife inklusive der Strompreisbremse“, so Suttner.

Gaspreise auf tiefstem Niveau seit Juni
ARCHIV - 19.09.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen, l), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Manuela Schwesig (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, besichtigen am Energiestandort Lubmin, auf dem Gelände der Firma Gascade Gastransport GmbH, einen geplanten Einspeisepunkt. (zu dpa «Chronologie der Wirtschaft im Jahr 2022») Foto: Stefan Sauer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Wegen der vergleichsweise milden Temperaturen fällt der Preis für europäisches Erdgas.

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Seit Jahresbeginn gilt, dass der Staat den Verbrauchern einen Maximalpreis von 40 Cent für 80 Prozent des Stromverbrauchs garantiert. Für den Rest muss der aktuelle Tarif gezahlt werden. Doch setzt sich der aktuelle Trend fort, könnte die Preisbremse schon bald ins Leere laufen.

Massive Verbilligung von Erdgas im Großhandel

Ähnlich sieht es beim Gas aus. Hier kommen bei einem Musterhaushalt (Verbrauch: 20.000 kWh im Jahr) beim Grundversorger im Schnitt 2737 Euro zusammen. Die zehn günstigsten Alternativen verlangen 161 Euro weniger, so Check24. Auch hier nähern sich die Discountofferten mit 12,8 Cent dem Wert für die Gaspreisbremse von zwölf Cent.

Die Entwicklungen im Gasgroßhandel sind noch krasser als beim Strom. Der maßgebliche Referenzpreis für Europa lag am Dienstag gegen Mittag bei 5,1 Cent pro Kilowattstunde – das ist der niedrigste Wert seit 18 Monaten. Im August 2022 waren es noch 35 Cent gewesen. Da kommt neben hohen Temperaturen zum Tragen, dass die Gasspeicher voll sind und weniger von dem Brennstoff zur Stromerzeugung benötigt wird, weil die Erneuerbaren einen Großteil des Bedarfs abdecken: Seit Jahresbeginn befriedigen sie hierzulande etwa zwei Drittel der Nachfrage nach dem Strom, der durch die öffentlichen Netze fließt.

Und wenn es jetzt doch noch mal kalt wird und die Preise wieder steigen? „Viele Anbieter bieten eine Preisgarantie über die gesamte Vertragslaufzeit“, sagte Suttner dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Damit sicherten sich Kunden und Kundinnen über die Laufzeit gegen Preiserhöhungen ab. Durch einen Wechsel könnten sie sich zudem bereits jetzt einen günstigeren Preis für die Zeit nach den Preisbremsen sichern.

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Und bei Preisaufschlägen nach der Mindestvertragslaufzeit hätten Verbraucher und Verbraucherinnen immer ein Sonderkündigungsrecht. Er fügt hinzu: „Für eine Kündigung während der Vertragslaufzeit durch den Versorger hat der Gesetzgeber hohe Hürden vorgesehen, um die Verbraucher zu schützen.“ Solche Kündigungen seien in der Vergangenheit aber dennoch vereinzelt vorgekommen. „Wir empfehlen deshalb, neben dem Preis auch Bewertungen durch andere Kunden in die Anbieterwahl mit einfließen zu lassen“, erläuterte der Energieexperte. Ferner gilt: Von Verträgen mit Vorauszahlungen sollten Verbraucher und Verbraucherinnen die Finger lassen. Geht der Versorger pleite, ist das Geld futsch und es wird kein Strom oder Gas mehr geliefert.

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